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Koreas Hightech-Boom lockt österreichische Firmen an

Koreas Hightech-Boom lockt österreichische Firmen an

Schon auf dem rund 50 Kilometer langen Weg vom internationalen Flughafen Incheon ins Stadtzentrum von Seoul wird es spürbar: Die südkoreanische Hauptstadt, eine Megacity mit knapp zehn Millionen Einwohnern, ist das wirtschaftliche und technologische Zentrum des Landes, mehr noch, einer der wichtigsten Hightech-Standorte weltweit. Ein Wolkenkratzer reiht sich an den nächsten, Leuchtreklamen von großen Konzernen wie Samsung, LG oder Hyundai sind unübersehbar.

In Südkorea tut man viel dafür, ein unternehmensfreundliches Umfeld zu schaffen und bemüht sich insbesondere auch darum, ausländische Investoren auf das Land aufmerksam zu machen. So fand Ende Oktober zum bereits zehnten Mal die sogenannte Foreign Investment Week statt, die alljährlich seitens des südkoreanischen Handelsministeriums und der staatlichen Organisation Kotra veranstaltet wird. Dazu werden hunderte Investoren und Wirtschaftsvertreter sowie ausgewählte Journalisten aus aller Welt nach Seoul eingeladen, um sich im Rahmen einer Konferenz auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und Einblick in die koreanische Unternehmenslandschaft zu gewinnen.

Samsung als Magnet

“Für österreichische Firmen ist Südkorea der drittgrößte Markt in Asien - nach China und Japan”, sagt Franz Schröder, der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Seoul, im Gespräch mit der futurezone. Die Exporte in das ostasiatische Land machen laut Schröder rund 850 Millionen Euro im Jahr aus, etwa auf dieselbe Zahl komme man bei den Importen.

Dominiert wird in Korea alles von den sogenannten Jaebeols, große Familienunternehmen, die sich in der Regel aus unterschiedlichen Sparten zusammensetzen. Dazu zählen Namen wie Samsung, LG, Hyundai und Kia. “Diese Firmen ziehen viele Zulieferer an. Vor allem der Hype rund um Samsung hat in den vergangenen Jahren diverse österreichische Unternehmen nach Korea gelockt”, sagt Schröder. Sie beliefern in Südkorea hauptsächlich den lokalen Markt. Viele kämen zwar zunächst wegen der großen Namen, würden sich dann im zweiten Schritt aber auch mit kleineren koreanischen Firmen in Kooperationen zusammenfinden, sagt Schröder.

Maschinentechnik

“Es kommen stetig mehr österreichische Unternehmen hierher. Wir sprechen zwar nicht von einem explosionsartigen Zuwachs, aber einer kontinuierlichen Steigerung. Der koreanische Markt ist aufnahmefähig”, so Schröder weiter. Erst kürzlich investierte etwa die Firma Plansee zehn Millionen Dollar in den Bau einer Produktionsstätte in Dongtan südlich von Seoul. Plansee fungiert als wichtiger Zulieferer in der koreanischen Hightech-Industrie, mit Fokus auf die Herstellung und Verarbeitung von Metallen wie Molybdän und Wolfram. Daneben hat auch die Firma Geislinger, Zulieferer im Schiffsbau, kürzlich ein Werk eröffnet. Der Leiterplattenhersteller AT&S produziert in Korea, AVL, das Motorentechnik entwickelt, hat sich in dem Land niedergelassen, ebenso DOKA, einer der weltweit führenden Anbieter von Schalungstechnik.

Laut Schröder sind derzeit insgesamt ca. 50 heimische Firmen in Korea aktiv. “Österreich ist hier besonders stark im Bereich Maschinentechnik vertreten”, so der Wirtschaftsdelegierte.

Start-up-Szene entwickelt sich

Die Jaebeols machen in Korea mehr als 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. “Sollte einer dieser großen Player wegfallen, hätte das Land ein großes Problem”, sagt Schröder. Nach und nach entwickelt sich aber auch eine rege Start-up-Szene, die vor allem durch staatliche Förderungen gepusht wird. Aber auch von Samsung, Google und Co fließt Geld in die Start-up-Szene. Der Fokus der meisten Jungunternehmen liegt derzeit auf Hardware, für die Zukunft müsse man sich aber noch stärker in Richtung Nischen orientieren, so der Tenor im Rahmen der Foreign Investment Week.

Auch im Bereich Forschung gebe es viele Förderungen, wovon wiederum auch die Firmengründer profitierten, sagt Schröder. Zuletzt reisten südkoreanische Start-ups auch zum Pioneers Festival nach Wien an und stellten dort ihre Projekte vor. Die FFG, die nationale Förderstelle für wirtschaftsnahe Forschung in Österreich, plant laut dem Wirtschaftsdelegierten für die Zukunft auch ein gemeinsames Förderprogramm mit Südkorea.

Pro und Contra

“Der Wirtschaft in Südkorea geht es insgesamt wieder gut. Das Wachstum liegt bei 3,8 Prozent, die Staatsverschuldung ist mit 38 Prozent gering. Auch die Arbeitslosigkeit ist niedrig”, erklärt Schröder. Zudem könne Korea ein extrem kompetentes Bildungssystem aufweisen, auch in Auslandsstudien werde viel investiert.

Doch nicht alles ist rosig in dem kleinen ostasiatischen Staat: Die Unternehmen, insbesondere die großen Konglomerate, sind nach wie vor sehr hierarchisch organisiert und stark Männer-dominiert. Zudem herrschen lange Arbeitszeiten, Zwölfstundentage sind mehr die Regel als die Ausnahme, und die “Benefits” in den Jobs laut Schröder eher gering. “Neben dem Hightech- und Wirtschaftsboom vergisst man leicht auf die große Armut, die gleichzeitig hier herrscht. Es gibt ein starkes Gefälle zwischen Arm und Reich. Wer sich Seoul genauer ansieht, wird schnell erkennen, dass zwischen all den Wolkenkratzern und schicken Straßen auch riesige Slums existieren.”

Disclaimer: Die futurezone war im Rahmen der Foreign Investment Week auf Einladung der staatlichen Organisation Invest Korea in Seoul zu Gast. Flug- und Hotelkosten wurden von Invest Korea übernommen.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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