Microsoft ernennt Satya Nadella zum Chef
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Microsoft hat einen neuen Chef in den eigenen Reihen gefunden. Nach fast einem halben Jahr intensiver Suche wurde der Firmenveteran Satya Nadella auf den Spitzenjob berufen, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Er war zuletzt für das Firmenkunden-Geschäft und die Cloud-Dienste zuständig. Über Nadella als wahrscheinlichen Kandidaten hatten US-Medien bereits vergangene Woche berichtet. Nadella ist seit 1992 bei Microsoft.
Neue Rolle für Bill Gates
Microsoft-Gründer Bill Gates, der zuletzt dem Verwaltungsrat des Konzerns vorstand, werde künftig die Rolle eines Technologie-Beraters einnehmen und Nadella bei seiner Arbeit unterstützen, heißt es in der Microsoft-Mitteilung weiter. Der Verwaltungsrat wird künftig John Thompson, der dem Gremium auch schon bisher angehörte, geleitet. Auch der bisherige Microsoft-Chef Steve Ballmer verbleibt im Verwaltungsrat.
Ballmer hatte im vergangenen August den Rückzug von der Firmenspitze binnen zwölf Monaten angekündigt. Seit die Suche läuft, waren unter anderem Ford-Chef Alan Mulally und Ericsson-Chef Hans Vestberg als mögliche Kandidaten gehandelt worden. Sie bleiben aber bei ihren Unternehmen.
"Hunger auf mehr"
Er wolle sicherstellen, dass Microsoft für die Veränderungen in der Technologiebranche gerüstet sei, schrieb Nadella in einer Nachricht an Microsoft-Mitarbeiter. „Obwohl wir großen Erfolg gesehen haben, haben wir Hunger auf mehr. Unsere Industrie respektiert keine Tradition - sie respektiert nur Innovation. Dies ist ein kritischer Moment für die Industrie und für Microsoft", heißt es in dem Schreiben weiter: „Wir müssen sicherstellen, dass Microsoft erfolgreich ist in einer Welt, die von mobiler Computernutzung und Cloud-Diensten geprägt ist.“
Große Herausforderungen
Microsoft steht vor großen Herausforderungen: Das PC-Geschäft, in dem das Unternehmen mit seinem Windows-Betriebssystem eine zentrale Rolle spielt, schrumpft. Im Internet-Geschäft konnte der Konzern trotz großer Anstrengungen bisher nicht mit Google mithalten.
Auch Smartphones und Tablets mit Microsoft-Software haben bisher geringe Marktanteile. Microsoft will derzeit mit seiner Spielekonsole Xbox One und der Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia verstärkt zu einem Anbieter von Geräten und Diensten werden.
Aktie legt zu
Bei Anlegern kam gut an, dass Microsoft nun endlich einen Schlussstrich unter die Nachfolger-Suche ziehen konnte. Die Aktie legte am Dienstag zeitweise mehr als ein Prozent zu. Später verringerte sich das Plus auf 0,1 Prozent.
Satya Nadella ist der neue Chef von Microsoft und löst Steve Ballmer an der Spitze des Softwarekonzerns ab. Außerhalb des Unternehmens ist der 1967 in der indischen Großstadt Hyderabad geborene Manager bislang nur wenig in Erscheinung getreten. Dabei arbeitet Nadella seit 22 Jahren bei Microsoft und leitete zuletzt das für den Softwarekonzern enorm wichtige Cloud- und Unternehmens-Geschäft.
Zuvor war Nadella maßgeblich an der Entwicklung der Suchmaschine Bing sowie des Bürosoftwarepakets Office beteiligt und hatte das Server-Geschäft zu verantworten. Bevor der heute 46 Jahre alte Branchenveteran 1992 zu Microsoft stieß, war der Elektroingenieur beim Silicon-Valley-Urgestein Sun Microsystems beschäftigt, das heute zu Oracle gehört.
Kontrast zu Ballmer
Kaum ein Nachfolger könnte bei Microsoft kontrastreicher zum noch amtierenden Chef Steve Ballmer ausfallen, der für seine lauten und extrovertierten Auftritte bekannt ist. Nadella ist eher ein Mann der leisen und überlegten Töne. Bei Microsoft gelte Nadella als beliebter „Techie“ und teamfähiger Manager, der etwas von der Technologie hinter dem Business verstehe, schreibt die „Financial Times“. Als knallharter Geschäftsmann ist Nadella dagegen bislang nicht aufgefallen. Laut Medienberichten soll ihn deshalb Verwaltungsratsmitglied John Thompson im Dialog mit Investoren und Kunden unterstützen.
Ballmer hatte zuletzt verstärkt auf Verbraucher-Produkte wie das Windows Phone, die Spielekonsole Xbox One und die Surface-Tablets gesetzt. Microsoft-Gründer Bill Gates, seit Jahren die Graue Eminenz im Hintergrund, zieht sich vom Vorsitz des Verwaltungsrats zurück. Damit eröffnet er Nadella als künftigem Konzernlenker große Gestaltungsspielräume.
„Jeden Tag neu erfinden“
Niemand wisse heute, was tatsächlich technologisch in zehn Jahren möglich sei, betonte Nadella zuletzt in Paris auf der Konferenz LeWeb. Die Digitalisierung von nahezu allem sei auf gutem Weg. Er glaube, dass Daten und der vernünftige Umgang mit Daten die Zukunft prägen werden. Microsoft müsse sich jeden Tag neu erfinden. „Es würde uns nach 30 Jahren nicht mehr geben, wenn wir nicht in der Lage wären, neue Technologie-Wellen zu reiten.“
Kommentare