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MWC

Nokia-CEO: "Bin kein Trojaner" von Microsoft

Am vergangenen Mittwoch rechnete er in einem internen Schreiben mit dem Konzern und dem Betriebssystem Symbian ab - "unsere Plattform brennt"; am Freitag kündigte er in London vor Analysten an, künftig mit Microsoft zu kooperieren und Smartphones mit Windows Phone 7 auszustatten. Am Sonntag trat Nokia-CEO Stephen Elop vor eine Journalistenschar in Barcelona, um am Vorabend der Eröffnung des Mobile World Kongresses (MWC) jene Fragen zu beantworten, die auf ihn und den Konzern einprasselten.

Elop, der Ex-Microsoft-Manager

"Ich bin kein trojanisches Pferd", sagte Elop, der vor seinem Nokia-Job ein hoher Microsoft-Manager war. "Bei meinen Entscheidungen war das gesamte Management-Team involviert. Es gab auch keine Verkaufsgespräche, Microsoft hat Nokia nie kaufen wollen." Man habe alle drei Optionen genau diskutiert.

Die eine: Weiterhin auf Symbian zu setzen, eine Plattform, die aber sowohl von Analysten als auch Journalisten als nicht konkurrenzfähig bezeichnet wird/wurde.

Die zweite Option wäre Android gewesen. "Das hätte aber bedeutet, dass es nur noch zwei mobile Ecosysteme gegeben hätte. Würden wir Handys auf Android-Basis auf den Markt bringen, würden wir nur Google stärken, eine Entscheidung für Android hätte den Wert Googles gestärkt."

Die dritte und letztendlich beschlossene Option: Windows Phone 7. "Wir wollten eine drittes mobiles Ecosystem", so Elop. "Unser eigentlicher Konkurrent ist Android." Die Entscheidung für Windows Phone 7 war auch für Microsoft ein wichtiger Schritt, der ihnen mehr oder weniger das Überleben im mobilen Markt sichert. Durch die Kooperation mit Nokia habe Microsoft nun sogar die Chance, wieder auf die Siegerstraße zurück zu kehren. Ohne Nokia hätte es Microsoft sehr schwer gehabt. Elop: "Es geht nun um die nächste Milliarde Handy-User und um die Zukunft des Mobilfunks."

Das Drei-Rennen

Nun habe man ein Rennen mit drei Pferden gestartet. Und Nokia und Microsoft seien nicht nur zwei der größten Technologie-Unternehmen, sondern gemeinsam schaffe man die Herausforderung. Microsoft mache das Betriebssystem - Nokia zahlt Lizenzgebühren - der Noch-Weltmarktführer Nokia bringt die Verbreitung und damit Microsoft wieder Marktanteile. Nokia stelle sich mit Services wie Ovi Maps, Ovi Store (der künftig mit dem Microsoft Market Place kombiniert werden soll) etc. ein, Microsoft liefere Bing, Xbox-Dienste. Zudem werde man gemeinsam neue Werbemöglichkeiten entwickeln, nach dem Beispiel von Google Adwords.

Nokia-W7-Phones noch 2011

Die ersten Windows Phone 7-Handys von Nokia wird es noch 2011 geben, in Reykjavik würde bereits am ersten Gerät gebastelt. "Aber ich will nicht heute sagen, wann das erste W7-Gerät kommt, wie wir es in der Vergangenheit getan haben", war Elop auch selbstkritisch. In der Vergangenheit fuhr Nokia die Ankündigungstaktik - ein Gerät wurde bis zu einem dreiviertel Jahr vor dem Marktstart präsentiert.

Symbian für Entwicklungsländer

Schon in einem Monat etwa wird die neue Generation an Symbian-Handys präsentiert, mit einer neuen Menüführung und Icons. Symbian bleibt weiterhin bestehen, wird sich als Betriebssystem in Entwicklungsländern etablieren, immerhin, so betont Elop, habe man im vergangenen Jahr 38,5 Millionen Symbian-Geräte verkauft. "Wir hoffen dann, dass die Menschen dann, wenn sie mehr Geld haben, auf Windows Phone 7 umsteigen", so Elop. "Das ist Teil der Mission." Was aus MeeGo wird, der Plattform, die genau vor einem Jahr beim MWC 2010 angekündigt wurde, ist noch nicht klar, das erste MeeGo-Gerät wird es trotz allem noch 2011 geben. Ob diesem andere folgen werden? Am kommenden Dienstag trifft Elop Intel-Chef Paul Otellini, um die Zukunft von MeeGo zu diskutieren.

Eine Herausforderung kommt auf Nokia jedenfalls zu: Sie müssen nun die zum Teil verärgerten App-Entwickler überzeugen, künftig auch für Windows Phone 7 zu entwickeln.

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