"Note-7-Nutzer werden zur Lachnummer"
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Eigentlich hätte Samsungs Galaxy Note 7 eines der Zugpferde für das auslaufende Jahr werden sollen. Stattdessen kam es zum PR-Desaster. Mittlerweile werden Flugpassagiere sogar per Durchsage davor gewarnt, das Handy an Bord zu benutzen. Der Grund: Brandgefahr. Zuletzt betätigte Samsung die Reißleine und stoppte vorerst die Produktion des Handys. Mehrere US-Mobilfunker entschieden sich außerdem kurzfristig, den Verkauf auszusetzen.
Gegenüber der futurezone gab Samsung dazu folgendes Statement ab: „Um weitere Schritte hinsichtlich Produktqualität und Produktsicherheit zu unternehmen, passen wir aktuell unsere Produktionsplanung für das Galaxy Note7 an.“ Auch zu den nun aufgetretenen Vorfällen hinsichtlich explodierter Geräte, äußerte sich Samsung: „Wir versichern unseren Kunden, dass wir jeden Bericht zu einem Zwischenfall sehr ernst nehmen, und danken ihnen für die Geduld während der laufenden sorgfältigen Untersuchungen.“
"Worst-Case-Szenario"
Die Auswirkungen des Vorfalls übersteigen alles, was man aus der Elektronik-Branche bisher kannte. Warnungen in Flugzeugen vor bestimmten Handys gab es bislang nie. „Das ist ein Worst-Case-Szenario“, erklärt auch Markenexperte Markus Hübner von der Agentur Brandflow im futurezone-Gespräch. „Die Problematik ist, dass alle Note-7-Nutzer dadurch zur Lachnummer werden. Das hat globale Auswirkungen auf die Marke.“
Für Hübner ist die Produktlinie „Note” durch die Vorkommnisse mit hoher Wahrscheinlichkeit am Ende: “Das ist jetzt in den Köpfen der Menschen drinnen”. Bei der Note-Marke jetzt Schadensbegrenzung zu betreiben hätte auch bei einer Kosten-Nutzen-Abwägung wenig Sinn, stattdessen solle man besser mit einer neuen Marke “frisch starten”. Wie sehr Samsungs Name beschädigt wird, wird sich laut Hübner noch zeigen. „Es wird darauf ankommen, was in den nächsten Tagen und Wochen in der Kommunikation passiert.“ Um die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, müsse Samsung transparent mit dem Vorfall umgehen.
„Neue Eskalationsstufe“
Ökonomisch hat Samsung die Vorfälle bislang überraschend gut weggesteckt. „Die letzten Quartalszahlen lagen über den Erwartungen, die Aktie verzeichnete ein Allzeithoch“, erklärt Monika Rosen, Chefanalystin der Bank Austria, gegenüber der futurezone. „Wenn sie jetzt die Produktion temporär einstellen und große Telekomunternehmen das Telefon nicht mehr ausgeben, hat das aber eine neue Eskalationsstufe erreicht.“
Dass die Aktie nur leicht gefallen ist, erklärt sich Rosen so: „Entweder das Problem wird unterschätzt oder man geht davon aus, dass es Samsung gut handhaben wird“. Außerdem gibt es das Gerücht, dass ein US-Hedgefonds bei Samsung eine Umstrukturierung erreichen will und deshalb als Käufer auftritt. Der Kurssturz wird dadurch verhindert. Wie viel Samsung die Probleme kosten, ist nicht absehbar. Laut Rosen sei die essenzielle Frage eine andere, nämlich wie die Öffentlichkeit Samsungs Bemühungen aufnimmt: „Entscheidend werden für Samsung die Kommentare in sozialen Netzen sein“.
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