© Nigel Treblin, ap

Wirtschaftsforscher

Österreich: Cloud wälzt IT-Markt um

„Der Begriff Cloud mag mittlerweile fast zu Tode gehypt wirken und wird in Zukunft vielleicht sogar durch eine andere Bezeichnung wieder abgelöst. Mittel- und langfristig gesehen werden sich die damit verbundenen Prozesse aber stark auf den IT-Markt als Ganzes, aber auch auf die Geschäftsmodelle von Anwendern auswirken", so Schalla vom Marktanalyse-Unternehmen PAC im Gespräch mit der futurezone.

Abomodelle statt Lizenzen
„Softwarehersteller müssen sich im Klaren sein, dass sie in Zukunft nicht ausschließlich mit Lizenzen, sondern auch mit Abomodellen ihr Geld verdienen. Für Anwender entstehen durch die schnelle und flexible Verfügbarkeit von Ressourcen und dem Wegfall von großen Hardware-Investitionen neue Möglichkeiten, um andere Geschäftsmodelle zu entwickeln", ist Schalla überzeugt. Um diese Möglichkeiten nutzen zu können, müssten sich Unternehmen aber eine genaue IT-Strategie überlegen. „Die Virtualisierung der Hardware und Infrastruktur ist nur der erste Schritt. Strategisch spannender erweist sich in weiterer Folge das Outsourcen von Anwendungen und Prozessen", so Schalla.

Der Trend zum Outsourcing – nicht nur von Hardware, sondern auch von Software und Services – ist nicht zuletzt durch die Cloud und den in Österreich vergleichsweise geringeren Reifegrad von Outsourcing am Markt jedenfalls eindeutig erkennbar. PAC rechnet mit jährlichen Wachstumsraten von knapp sieben Prozent bis 2015 in diesem Bereich. Zum Vergleich:  Die IT-Ausgaben für Hardware, die derzeit noch leicht um 0,7 Prozent zum Vorjahr steigen, werden wie im Rest von Westeuropa bis 2015 sogar leicht abnehmen.

Geringer Reifegrad bei Mobilitätslösungen
Ähnlich wie im Bereich der „Cloud" schätzen Branchenexperten die Situation beim Thema „Mobility" ein. Auch hier wird der Reifegrad des Marktes als noch nicht besonders hoch eingestuft, wenngleich die Angebote zunehmen. „Natürlich sind wir heute alle mobil. Aus Unternehmenssicht reicht es jedoch nicht, iPhones einzuführen, wenn die Geschäfts- und Arbeitsprozesse mobil gar nicht mobil abgebildet werden können", analysiert Schalla. Die Integration der verschiedenen Services und Geräte spiele daher eine viel stärkere Rolle. „Silolösungen sind heute nicht mehr zielführend", so Schalla.

Verhalten positive Wirtschaftsprognose
Was das generelle Wirtschaftswachstum in Österreich betrifft, stehen die Vorzeichen auf vorsichtigem Optimismus. Nach einer leichten Konjunkturdelle im Jahr 2011 und einem noch verhaltenen ersten Quartal 2012 rechnet das WIFO mit einem Anziehen der Konjunktur ab der Jahreshälfte. Vor allem die gute Wirtschaftsleistung der USA und Deutschland werden sich positiv auf die österreichische Konjunktur auswirken, schätzt Marcus Scheiblecker vom WIFO Wien.

„Auch wenn sich die Situation bessert, muss man sich im Klaren sein, dass in den kommenden Jahren kein berauschendes Wachstum zu erwarten ist", dämpft der Wirtschaftsexperte allzu hohe Erwartungen. Nach mageren 0,4 Prozent realem BIP-Wachstum im Jahr 2012, bleiben die Prognosen auch für 2013 bei eher niedrigen 1,6 Prozent, und auch beim Wachstums-Höhepunkt im Jahr 2015 werden lediglich 2,2 Prozent für Österreich vorausgesagt. Für den Euro-Raum rechnet das WIFO für den Zeitraum 2011-2016 mit 1,4 Prozent BIP-Wachstum. Als Hauptgrund gelten die Sparpakete der Staaten im Zuge der Schuldenkrise.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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