OpenStreetMap Austria: Mapper aus Leidenschaft
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© OpenStreetBrowser.org / OpenStreetMap

Kartendienst

OpenStreetMap als Herausforderer von Google

Der Suchmaschinenriese wird ab 1.1. 2012 die kostenlose Nutzung seines Kartendienstes einschränken und ab 25.000 Klicks pro Tag eine Gebühr verrechnen (die futurezone hat über die Ankündigung Googles berichtet). Dies wird vor allem kommerzielle Websites treffen, die den Kartendienst des Unternehmens auf ihren eigenen Websites integriert haben. 0,35 Prozent der Nutzer sollen laut Google exakt betroffen sein.

Doch ob die Rechnung von Google, damit künftig Geld zu machen, wirklich aufgeht, bleibt abzuwarten. Denn erste Website-Betreiber haben Google Maps bereits verlassen, sie haben ihre Programmierer rechtzeitig vorm Jahreswechsel auf die Suche nach Alternativen angesetzt.

Kosten nicht abgedeckt
Der Programmierer der Website World Airport Codes, Neil Sweeney, erklärte etwa in einem Blogeintrag, dass diese Website zu den 0,35 Prozent zähle, die von der neuen Google-Regelung betroffen sein werden. Die Werbeeinnahmen würden jedoch die künftig anfallenden Kosten nicht abdecken, so Sweeney, deshalb habe er sich angesehen, welchen Kartendienst man stattdessen heranziehen könne.

Sweeneys Wahl fiel auf eine offene Javascript Map-Programmierschnittstelle, mit der man eine Mischung aus CloudMades Leaflet und OpenMapQuest programmieren werde. OpenMapQuest basiere dabei auf dem freien Kartenmaterial von OpenStreetMap, sei aber grafisch schöner, so Sweeney. Diese Lösung - eine selbst programmierte Kombination aus Layern - wird nun anstelle von Google Maps die Basis für die Website von World Airport Codes sein.

OpenStreetMap als "ernstzunehmende Alternative"
Auch die englische Suchmaschine für Immobilien, Nestoria, wird künftig auf OpenStreetMap setzen, heißt es in einem Bericht von "Technology Review". Der Mitgründer des Online-Services für Immobiliensuche, Ed Freyfogle, sieht in OpenStreetMap eine ernstzunehmende Alternative, auch wenn das Kartenmaterial im Gegensatz zu Google von Freiwilligen, sogenannten "Mappern", eingepflegt wird.

"Es ist gerade das die große Stärke von OpenStreetMap, dass jeder bei der Einfplege des Materials mithelfen kann. Es lässt sich sehr schnell etwas ausbessern, wenn etwas nicht korrekt dargestellt wird. Dadurch unterscheidet sich das Modell grundlegend von dem traditionellen Modell, nach dem nur Experten Karten kreieren könnten", so Freyfogle.

Zugriff auf die Daten
Auch Freyfogle erklärte, dass die Summe, die Google vom Unternehmen verlangt hätte, das Unternehmen in den Bankrott getrieben hätte. Freyfolge sieht in OpenStreetMap eine Alternative, weil es zulässt, dass die Daten kopiert und neu dargestellt werden können. Denn auch die Original-OpenStreetMap-Server wären mit Zugriffen jenseits der 25.000 Klicks pro Tag rasch überfordert - und die Server-Admins würden die Zugriffe wohl rasch unterbinden.

Freyfolge empfiehlt Unternehmen und Programmieren nun Mapstraction, einen Karten-Layer, der auf Javascript basiert. Damit lassen sich relativ einfach bis zu zehn verschiedene Kartendienste integrieren. Dadurch habe das Unternehmen auch Google Maps relativ schnell abdrehen und ein anderes Modell basierend auf OpenStreetMap implementieren können, so Freyfogle.

In Zukunft "viele verschiedene Karten"
Damit hat Google bei seiner Ankündigung, künftig Gebühren zu erheben, wohl nicht gerechnet. Doch das "Wikipedia der Karten", OpenStreetMap, scheint in manchen Regionen der Welt (das Kartenmaterial ist nicht überall gleich gut) der Rolle des Herausforderers gewachsen zu sein.

Dass man sich künftig  zudem nicht immer mit einer einzigen Karte begnügt, erklärte auch Steve Coast, der Gründer des freien Kartendienstes, beim futurezone-Gespräch in Wien: "In der Vergangenheit haben Menschen nur eine Karte verwendet, aber in Zukunft wird es viele, verschiedene Karten geben."

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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