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Start-up

Qriously: Stimmungsbarometer am Smartphone

"Wir glauben, dass die Meinungen der Nutzer etwas wert sind", sagt Christopher Kahler. Das von ihm mitgegründete Start-up Qriously bietet Umfrage-Tools für Smartphone- und Tablet-Applikationen an. Damit sollen etwa Marktforscher, Werbetreibende in Echtzeit und ortsbezogen Meinungen und Stimmungslage von Smartphone-Nutzern abfragen können. App-Entwicklern will Qriously eine Alternative zur Werbefinanzierung kostenloser Anwendungen bieten.

Finanzspritze
Vergangene Woche beteiligte sich der Risikokaptialgeber Accel Partners, der unter anderem Anteile an Etsy, Facebook, Brightcove und dem chinesischen Suchmaschinenprmius Baidu hält, mit 1,6 Millionen Dollar (1,1 Mio. Euro) bei dem jungen Unternehmen. Accel Partners verfüge über viel Erfahrung. Viele der Unternehmen, in die der Risikokaptialgeber investiere, seien auch für Qriously interessant, sagt Kahler: "Auch die Chemie stimmt."

Mit der Unterstützung des Venture-Capital-Unternehmens will Qriously nun international reüssieren. Vor kurzem übersiedelte das Qriously-Team von Wien nach London. "London ist eine dynamische Stadt mit vielen Start-ups", meint Kahler. Auch der Kontakt zu Investoren könne in einem solchen Umfeld leichter hergestellt werden. In Österreich gebe es zwar viele Talente, aber wenige Kapitalgeber. Auch sei die Risikobereitschaft eher gering. Die englische Hauptstadt sieht Kahler auch als Sprungbrett in die USA.

Die von Qriously in die Applikationen eingebetteten Umfragen sind den Gewohnheiten der Smartphone- und Tablet-Nutzer angepasst und erscheinen am unteren Ende des Bildschirms, wenn die Nutzer die entsprechenden Applikationen geöffnet haben. Über einen Slider können die Fragen beantwortet werden. Fühlen sich die Nutzer gestört, lässt sich die Umfrage einfach wegklicken.

In Österreich arbeitet Qriously unter anderem mit dem Marktforschungsunternehmen Karmasin zusammen. Auch international werden Partnerschaften mit Marktforschern angestrebt. Daneben bietet Qriously seine Dienste  auch Verlagen, Agenturen, Markteting-Unternehmen und Geschäftsleuten an, die die Akzeptanz ihrer Angebote im lokalen Umfeld ermitteln wollen. Zeit und Ort der Umfragen können von den Auftraggebern bestimmt werden. Auf Basis der Antworten erstellt Qriously anonymisierte Nutzerprofile, die bei der repräsentativen Auswahl der Befragten helfen sollen.

App-Entwickler verdienen mit
App-Entwickler, die den Qriously-Code in ihre Anwendungen integrieren, werden an den Einnahmen aus den Umfragen beteiligt. Sie können mit dem Dienst aber auch selbst die Resonanz auf ihre Apps erheben. "Das sind Informationen, die für Entwickler extrem wichtig sind", meint Kahler.

Schon heute ist das Umfrage-Tool des Start-ups in zahlreichen Applikationen für das iPhone und das mobile Google-Betriebssystem Android implementiert, darunter etwa die GPS-Lauf- und Jogging-Applikation runtastic und die Foto-App Retro Camera. Insgesamt wurden die Applikationen mit dem Qriously-Code laut Kahler bereits fast zehn Millionen Mal heruntergeladen.

Testmarkt
Die Nutzerbasis dient dem Start-up in den vergangenen Monaten gleichsam als Testmarkt. Die Ergebnisse sind laut Kahler vielversprechend. Die Antwortrate betrage je nach Thema zwischen fünf und 30 Prozent. Im Vergleich dazu klicke lediglich ein Prozent der App-Nutzer auf Werbeinschaltungen, erzählt Kahler: "Unsere Auftraggeber können Millionen von Leuten nach ihrer Meinung fragen und bekommen die Antworten in Echtzeit und mit Informationen über den Standort der Befragten zurück."

Noch befindet sich der Dienst in einer privaten Betaphase. Der offizielle Start wird laut Kahler in einigen Monaten angepeilt. Die Finanzspritze sorgte auch für das Interesse internationaler Medien. Die Leser des Technology-News-Blogs ReadWriteWeb trauen dem Start-up jedenfalls einiges zu. In einer Online-Umfrage zu Starts-ups, die vor kurzem namhafte Summen an Risikokapital lukrieren konnten, meinten bis Dienstagnachmittag rund 70 Prozent der Befragten, dass unter den zur Auswahl stehenden sechs Unternehmen Qriously wohl am ehesten die Welt verändern werde.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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