Roaming-Aus: Kunden könnten dennoch draufzahlen
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Michael Krammer, Chef der Hofer-Billigmarke HoT, rechnet mit kräftigen Einbußen durch das Roaming-Aus in der EU. Im Schnitt würde HoT sieben bis 25 Euro, bei maximaler Ausnutzung der erlaubten Datenmengen bis zu 40 Euro pro Kunde bei seinem Bestseller-Tarif HoT Fix verlieren, sagte er am Dienstag bei einem Pressegespräch in Wien. Das gelte für die Zeit, in der Kunden vom Roaming Gebrauch machen würden, schränkte Krammer ein. Üblicherweise sei die Hälfte der HoT-Kunden zumindest einmal jährlich für durchschnittlich acht Tage im Ausland.
Hohe Großhandelspreise
Der Grund für die hohen Verluste seien die hohen Großhandelspreise im grenzüberschreitenden Datenverkehr, auf die sich EU-Rat, - Kommission und Parlament Ende Jänner geeinigt haben. Ein Gigabyte koste laut der Regelung heuer im Einkauf 7,70 Euro. Dies sei mindestens viermal zu hoch, wetterte Krammer.
Während für große Anbieter, die in mehreren Ländern tätig sind, die hohen Einkaufspreise lediglich auf dem Papier bestünden, seien kleine Anbieter gezwungen Verluste in Kauf zu nehmen oder die Preise zu erhöhen, kritisierte Krammer: "Die Einkaufspreise sind höher als die Verkaufspreise. Das ist in Wahrheit absurd."
Tragfähigkeitsklausel
Sie könnten aber auch weiterhin Roaming-Gebühren verlangen, meinte Krammer. Die EU-Roaming-Regelung sehe nämlich vor, dass Anbieter, die aufgrund der neuen Regeln mehr als drei Prozent Verlust machen, bei der nationalen Regulierungsbehörde eine sogenannte Tragfähigkeitsklausel beantragen können, die ihnen Roaming-Gebühren weiterhin erlaubt.
Wie die Tragfähigkeitsklausel konkret aussehen wird, steht noch nicht endgültig fest. In den EU-Gremien ist dazu Mitte März ein Treffen anberaumt. Ob HoT eine solche Tragfähigkeitsklausel beantragen werde, ließ Krammer offen. "Wir werden uns das genau ansehen." Sein Unternehmen Ventocom, das neben HoT auch Mobilfunk für die Allianz-Versicherung, den Fußballklub Rapid und Liwest bereitstellt, strebe jedenfalls eine klare transparente Regelung an. Tarif ohne Roaming, wie sie von manchen Anbietern angedacht sind, werde es bei Ventocom nicht geben, sagte Krammer.
700.000 Kunden
Mit der Entwicklung der Hofer-Billigmarke zeigte sich Krammer zufrieden. Zum Jahreswechsel zählte man rund 700.000 Kunden. Der Wettbewerb sei intensiver und Tarife seien aufgrund zahlreicher Zusatzgebühren intransparenter geworden, meinte Krammer. Im vergangenen Jahr hätten geschätzte 450.000 Kunden Tarif oder Anbieter gewechselt. 116.000 davon seien zu HoT gewechselt.
Kritik an Wechselgebühren
Die Wechselgebühren, die seit dem vergangenen Jahr zehn Euro betragen, sind Krammer ein Dorn im Auge: "Diese Gebühr ist zu beseitigen", meinte der Ventocom-Chef. Der operative Aufwand sei für Anbieter minimal, technische Systeme, die für die Rufnummernmitnahme angeschafft wurden, seien längst abgeschrieben.
Ventocom will für seine Mobilfunkmarken heuer ein Callcenter aufbauen und den Kundenservice verbessern. 25 bis 30 neue Arbeitsplätze sollen am Standort in der Baumgasse in Wien Erdberg entstehen.
Auch die Expansion nach Slowenien ist geplant. Noch im ersten Halbjahr soll es so weit sein. Eine Tochter in Lublijana sei bereits operativ. Welche der Ventocom-Marken den Sprung ins Nachbarland wagt, wollte Krammer noch nicht verraten.
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