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Krise

Sharp will bis zu 11.000 Stellen streichen

Der angeschlagene japanische Elektronikhersteller Sharp muss einem Medienbericht zufolge 11.000 Jobs streichen - mehr als doppelt so viel wie bisher angenommen. Außerdem werde der Konzern Unternehmensteile verkaufen und die Gehälter kürzen, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag. Sie berief sich dabei auf einen Plan, den das Unternehmen seinen größten Gläubigerbanken am Montag präsentiert hat. Im Gegenzug für die drakonischen Sparmaßnahmen könnte Sharp demnach neue Kredite über 360 Mrd. Yen (3,6 Mrd. Euro) erhalten.

Jede fünfte Stelle betroffen
Der Plan zum Konzernumbau sieht dem Bericht zufolge eine Neustrukturierung des Geschäfts mit LCD-Bildschirmen vor. Zudem solle die Abteilung für kleine Bildschirme, die für mobile Geräte wie Smartphones und Tablet-Computer gedacht sind, gestärkt werden. Dagegen wird das Solarzellengeschäft den Angaben zufolge größtenteils aufgegeben. Gestrichen werden soll demnach jede fünfte der 57.000 Stellen weltweit. Laut Kyodo könnten in Japan mindestens 3.000 Stellen betroffen sein.

Tausende weitere könnten demnach wegfallen, indem Sharp Montage-Fabriken in Mexiko, China und Malaysia verkauft.
Im vergangenen Geschäftsjahr hatte Sharp einen Verlust von 376,1 Mrd. Yen eingefahren. Für dieses Jahr erwartet das Unternehmen 250 Mrd. Yen Verlust. Im August kündigte Sharp deshalb bereits an, 5.000 Jobs zu streichen.
Sharp muss kurzfristig Anleihen über umgerechnet rund 3,6 Mrd. Euro zurückzahlen und gleichzeitig die Finanzierung durch Kreditgeber sicherstellen, an deren Spitze die Finanzinstitute Mizuho und Mitsubishi UFJ stehen.

Darlehen in Höhe von 2,1 Mrd. Euro
Laut Reuters kann Sharp schon bald mit überlebenswichtigen Krediten in Milliardenhöhe rechnen. Bereits am Donnerstag könnten die Banken grünes Licht für Darlehen über umgerechnet rund 2,1 Mrd. Euro geben, sagte ein Insider bei einem Hauptkreditgeber am Dienstag zu Reuters. Grundlage für den zur Fortführung des Geschäfts notwendigen Kredit sei ein den Banken vorgelegter Rettungsplan, mit dessen Hilfe Sharp wieder in die Gewinnzone zurückkehren wolle. Unklar sei allerdings noch, ob die Geldgeber Nachbesserungen bei dem Sparplan fordern oder die Gelder schon am Donnerstag freigeben. Letztendlich würden die neuen Darlehen aber wohl bewilligt, weil die Banken ansonsten Gefahr liefen, Sharps gesamten Schuldenberg abschreiben zu müssen.

Sharp verhandelt derzeit mit dem Mutterkonzern des Technologie-Zulieferers Foxconn, Hon Hai, über einen Einstieg der Taiwaner in den Konzern. Hon Hai soll einen Anteil von 9,9 Prozent von Sharp für 66,9 Mrd. Yen erhalten. Das Geschäft wurde allerdings schon im Frühling vereinbart; der Wert der Sharp-Aktien ist seither um rund zwei Drittel gefallen. Die Nachverhandlungen ziehen sich deshalb allerdings hin.

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