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Tencent Cloud Europe Chef: "Wir bieten mehr als nur WeChat"

Tencent ist eines der größten und erfolgreichsten Unternehmen aus China. Sie stecken hinter dem erfolgreichen Online-Spiel Player Unknown Battleground (PUBG) und produzieren Filme wie Terminator: Dark Fate. Während Tencent als das Facebook Chinas gilt und mit WeChat eine der erfolgreichsten Plattformen anbietet, ist das Unternehmen in Europa noch unter dem Radar.

Leo Shiwei Li, Chef von Tencent Cloud Europe, wird bei der WeAreDevelopers-Konferenz am 28. und 29. November in Wien sein. Die futurezone hat vorab mit ihm über die Herausforderungen des Europäischen Markts, die Cloud und Künstliche Intelligenz gesprochen.

futurezone: Welches Tencent-Produkt mögen Sie persönlich am meisten? 
Leo Shiwei Li: Als Nutzer ist mein Lieblingsprodukt WeChat, weil es zeigt, wie digitale Lösungen das Leben einfacher machen. In China kann man fast alles mit WeChat machen: ein Taxi rufen, die Wasserrechnung oder einen Straßenhändler bezahlen bis hin zum Beantragen eins Visums für den nächsten Urlaub. Dank der Mini-Programme gibt es kaum Einschränkungen für WeChat. Es macht nicht nur das Leben von Privatpersonen leichter, sondern bietet Unternehmen eine Plattform, um besser mit ihren Kunden zu interagieren. Das kann man alles in einer App machen, ohne zusätzliche Downloads.

Wer nutzt in Europa häufiger WeChat: Europäer oder Touristen?
Wir sehen, dass chinesische Touristen und in Europa lebende Chinesen WeChat nutzen, um mit ihrer Familie in Kontakt zu bleiben und ihre Erlebnisse während ihrer Europareise zu teilen. Zusammen mit Tencent Cloud haben Europäische Städte und Regionen die Möglichkeit, Mini-Programme für WeChat anzubieten, die eine neue Reiseerfahrung bieten und die Lebensqualität verbessern können.

Chinesische Touristen lieben es, andere Kulturen zu erleben und shoppen zu gehen - und wir sehen, dass Unternehmen und Städte das nutzen, um chinesische Touristen zu erreichen. Wir arbeiten gerade mit unseren Kollegen von WeChat an der ersten europäischen WeChat Developer Challenge und wir sehen, dass Europäer großes Interesse an der Zusammenarbeit mit chinesischen Entwicklern haben. 

Leo Shiwei Li ist Geschäftsführer von Tencent Cloud Europe.

Gab es besondere Herausforderungen, um sich an den Europäischen Markt anzupassen?
Für jede Firma, die neue Märkte erschließen will, ist es eine große Herausforderung, sich an eine andere Kultur anzupassen und dort auch wertvolle Produkte anzubieten. Tencent Cloud ist ein neuer Teilnehmer am europäischen Markt. Wir haben ein gutes Team mit europäischen und internationalen Talenten aufgebaut, die uns helfen, die Anforderungen des europäischen Markts zu verstehen. Viele Menschen kennen uns als „WeChat“-Firma. Das ist nicht falsch, aber repräsentiert nur einen kleinen Teil unseres Angebots.

In China betreibt Tencent nicht nur die größte Social Media Plattform, sondern auch weite Teile des Entertainment-Sektors. Dazu gehören die erfolgreichsten Video- und Musik-Streaming-Plattformen (QQ), das meistbesuchteste Nachrichtenportal (Tencent News) und die umfangreichste Online-Bibliothek. Tencent ist auch einer der weltweit führenden Firmen in den Bereichen Cyber-Security und Künstliche Intelligenz. Wenn Menschen realisieren, dass wir mehr als WeChat bieten, sind sie meistens überrascht. Unser Team reist durch ganz Europa, um überall unsere Angebote zu präsentieren und mit Kunden und Firmen zu kommunizieren und zu verstehen, welche Möglichkeiten und Herausforderungen es gibt, und welche Bedürfnisse sie haben. Das macht es uns möglich, Lösungen zu entwickeln, die europäischen Unternehmen helfen können, weltweit ihr Business zu verbessern.

Wo sehen Sie Tencents größtes Potenzial auf dem europäischen Markt?
Europa ist hochentwickelt und bietet Möglichkeiten in vielen Industrien wie Produktion, Handel und Unterhaltung, um nur einige zu nennen. In Europa sind viele weltweit führende Marken zuhause, die international einen guten Ruf genießen. Wir sehen da großes Potenzial, diesen internationalen Ruf noch zu verbessern. Wir sehen auch, dass diese Firmen zukünftig auch in China wachsen können, da die chinesische Mittelschicht zunehmend zahlungskräftiger wird und die Nachfrage dort steigt. Wir haben die Plattform und Werkzeuge, um diese Nutzer innerhalb unseres Ökosystems zu erreichen.

Wir sehen uns auch eher als Wegbereiter und weniger als Konkurrenten in vielen Industrien. Wir haben über die Jahre eine Vielzahl an Lösung entwickelt, die rapides Nutzerwachstum bewältigen und eine gute Erfahrung für eine Vielzahl an Usern bietet. Tencent ist beispielsweise führend in Sachen IT-Sicherheit in der Gaming-Industrie, wir bieten Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Big Data Lösungen an. Und wir glauben, dass Cloud-Services Unternehmen dabei helfen können, neue und bessere Produkte für ihre Nutzer zu schaffen. Wir wissen aber auch, dass wir uns als Newcomer auf dem europäischen Markt erst das Vertrauen erarbeiten müssen und das braucht seine Zeit.

Warum sollen mehr europäische Firmen Cloud-Services nutzen, anstatt ihre eigenen Netzwerke zu hosten? Nach einer Erhebung vom Dezember 2018 nutzen nur 26 Prozent der Firmen hier Cloud-Computing.
Wenn man sich die Zahlen ansieht, dann sieht man ein großes Wachstumspotenzial. Außerdem bietet Cloud-Computing ja weit mehr als nur das Auslagern von Daten. Ein Argument dafür ist die hohe Kostenersparnis, beispielsweise bei Firmen, die weltweit Dienste anbieten und nicht in jeder Region einen Datencenter bereitstellen können, der Instandgehalten werden muss. Die Firmen können ihre Ressourcen flexibel an die benötigten Leistungen anpassen und werden nicht von der vorhandenen Infrastruktur beschränkt. Tencent Cloud kümmert sich um diese Dinge. Mit WeChat und unseren Streaming-Plattformen haben wir ja bereits bewiesen, dass wir eine riesige Infrastruktur verwalten können, die eine gute Nutzer-Erfahrung bietet. Das mag für einige Firmen, die bereits in so eine Infrastruktur investiert haben, uninteressant sein.

Warum sollten sie diese zugunsten einer Cloud aufgeben, wenn die Investition ohnehin schon gemacht wurde? Das ergibt keinen Sinn. Aber sie können Cloud-Services als Möglichkeit sehen, sich auf die Zukunft vorzubereiten, agiler zu werden und nicht mehr abhängig von dieser Infrastruktur zu sein. Es ist falsch, Cloud-Services nur in Bezug auf Hardware und Monetarisierung zu betrachten. Es ist eher ein Beschleuniger für Wachstum und Weiterentwicklung. Wir erkennen einen Trend hin zu Modellen, bei denen Marktführer ihre Plattformen für andere öffnen. Das ermöglicht es allen zu wachsen. Natürlich kann nicht jeder Arbeitsschritt in die Cloud verlagert werden, aber Unternehmen sollten es als Wachstumsbeschleuniger sehen. 

Tencent Cloud wird oft mit Gaming in Verbindung gebracht. Ist das ein Fokus, den Sie beibehalten wollen? 
Online Gaming ist uns sehr wichtig und ein interessanter Sektor, da die gesamte Industrie ein umfangreiches Verständnis von neuen Technologien und eine große Bereitschaft hat, diese einzusetzen. Wir sind sehr involviert und fühlen uns der Szene verpflichtet. Ein Blick auf Tencent als Ganzes verrät aber, dass wir auch in Bereichen wie Streaming und Live-Video Übertragung erfolgreich arbeiten und Unternehmen helfen, am chinesischen Markt zu wachsen. 

Gibt es Bereiche, bei denen sich die Bedürfnisse von Spielefirmen von anderen Industrien unterscheiden?
Das ist von Fall zu Fall verschieden. Mit der wachsenden Beliebtheit von MMOs wächst auch der Bedarf. Publisher müssen eine gute Spielerfahrung abliefern, unabhängig davon, ob das Spiel etwas kostet oder nicht. Stellen Sie sich vor, sie spielen PUBG oder Call of Duty auf dem Smartphone und plötzlich stürzt der Server ab oder es gibt eine Latenz und deshalb verlieren sie. Nicht, weil Sie schlecht spielen, sondern weil die Infrastruktur mit zu vielen Spielern überlastet ist oder die Server technische Probleme haben. Dann sind Spieler frustriert, spielen nicht mehr und die Publisher müssen darum kämpfen, dass sie zurückkehren. Deshalb müssen die Server in diesen Bereichen gut aufgestellt sein und auch mit plötzlichem Nutzeranstieg klarkommen.

Online-Spiele sind ein lukratives Geschäft, denn Menschen sind bereit, dafür viel Geld auszugeben. Der Worst-Case ist, wenn der Account gehackt wird und Nutzer ihren Spielstand verlieren und alles, wofür sie bezahlt haben. Deshalb suchen Spieleentwickler Partner die hohe Sicherheit garantieren und Vorkehrungen gegen Cheating, Diebstahl und Betrug treffen. Wir hosten einige von Chinas populärsten Spielen und werden immer wieder von Hackern angegriffen. Aber wir können weltweiten Schutz vor solchen Angriffen garantieren. Dafür müssen wir die nötige Hardware und das Netzwerk bereitstellen, denn die Anforderungen für Gaming sind sehr hoch und mit einem großen Investment verbunden. 

Tencent Cloud nutzt auch Künstliche Intelligenz - wie wird diese eingesetzt? 
Wir nutzen KI, um die Sicherheit und Qualität unserer Produkte zu garantieren. So können wir beispielsweise Hacker-Angriffe anhand von Mustern und Aktivitäten identifizieren. Darüber hinaus haben wir auch KI-Lösungen für Ärzte, mit denen sie Krankheiten wie Krebs frühzeitig auf Röntgenbildern erkennen können. Das reduziert ihre Arbeitszeit.

Zudem bieten wir Chatbots an, die den Kundenservice verbessern. Künstliche Intelligenz ist wandelbar und wird dabei helfen, dass Unternehmen effizienter wirtschaften können. Deshalb investiert Tencent in vielen Sektoren wie Gesundheit, Produktion, Sicherheit und Unterhaltung in Künstliche Intelligenz. 

Wie wird Künstliche Intelligenz in Zukunft die Art und Weise verändern, wie wir Computer und Cloud-Computing nutzen?
Ich glaube, dass Künstliche Intelligenz Veränderungen in allen Bereichen bringen wird, in denen sie zum Einsatz kommt. KI sorgt für Effizienz, ihre Möglichkeiten sind riesig und bisher weitestgehend nicht ausgeschöpft. Ich glaube, KI wird die Produktivität nicht nur bei der Ressourcennutzung steigen, sondern auch verändern, wie wir Computer nutzen. Services werden besser und personalisiert, auch am Smartphone.

Die futurezone ist Medienpartner der WeAreDevelopers-Konferenz.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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