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Österreich

Unternehmen bei sozialen Medien zurückhaltend

"Beim Einsatz von Social Media in Unternehmen werden häufig nur die Gefahren, aber nicht die Vorteile gesehen", sagt Achim Kaspar, General Manager von Cisco Austria, am Donnerstag bei der Präsentation der von Cisco in Auftrag gegebenen Studie "Enterprise Social Media in Österreich" in Wien. Laut der Studie, für die 500 Geschäftsführer, leitende Angestellte und Mitarbeiter heimischer Unternehmen befragt wurden, werden Online-Kommunikationstechnologien in Betrieben nur sehr zurückhaltend genutzt.  

Der Großteil der Firmen mit über 100 Mitarbeitern setzt Online-Tools zur Verbreitung von Mitteilungen ein. Dialog und Zusammenarbeit spielen laut der Studie eine untergeordnete Rolle. Lediglich 30 Prozent der Unternehmen setzen Foren, Blogs und Chat, zum Austausch unter Mitarbeitern ein.

Kulturfrage
Der mangelnde Einsatz sozialer Medien in Unternehmen sei nicht nur eine Technologie- sondern auch eine Kulturfrage, so Kaspar. Die Verwendung Internetbasierender Tools erfordere ein neues Kommunikationsverhalten, das vor allem von jüngeren Mitarbeitern in die Unternehmen getragen werde. Daneben würden auch mangelndes Wissen über Anwendungen und Sicherheitsbedenken eine Rolle spielen. "Der Sicherheitsaspekt darf nicht unterschätzt werden", sagt der Cisco-Österreich-Chef. Er rät den Schwerpunkt auf die Netzwerksicherheit zu legen anstatt auf die Endgeräte. "Die Vielzahl der Devices, mit denen auf die Netzwerke zugegriffen wird, ist nicht mehr kontrollierbar", so Kaspar.

"Potenzial erkannt"
Die Bereitschaft zum Einsatz sozialer Medien ist bei den heimischen Unternehmen laut der Studie aber durchaus gegeben. 71 Prozent der befragten Geschäftsführer sehen darin die Möglichkeit, die Zusammenarbeit im Unternehmen zu verbessern. Vorteile sehen sie in der Zeitersparnis (44 Prozent), der höheren Geschwindigkeit in der Informationsarbeit (36 Prozent) und in der Reduktion von Kosten (28 Prozent). Aufholbedarf sehen Geschäftsführer und Angestellte heimischer Betriebe vor allem bei videobasierten Anwendungen, Blogs und Instant Messaging.

Viele Unternehmen hätten das wirtschaftliche Potenzial sozialer Medien erkannt, sagt Kaspar. Um es auch zu nutzen, müssten sie ihren Mitarbeitern den Zugang zu solchen Anwendungen erleichtern. Er empfiehlt klare Richtlinien für die Nutzung und rät von Beschränkungen ab.

Echtzeitanalyse
Mit der Akzeptanz sozialer Medien steige auch die Produktion von Inhalten, meint Arno Scharl, Vizerektor und Leiter des Instituts für Neue Medientechnologie an der MODUL University Vienna. Zur Bewältigung der Informationsmengen hat sein Institut mit der Web Intelligence Plattform webLyzard, ein Tool zur Echtzeitanalyse von Inhalten entwickelt, mit deren Hilfe relevante Informationen in internen Firmennetzwerken und externe Inhalte aus Blogs und Online-Netzwerken wie Facebook, Twitter und YouTube automatisiert erfasst und in Echtzeit ausgewertet werden können. Unternehmen können so in Echtzeit über Entscheidungsgrundlagen für die strategische Positionierung und die Produktentwicklung verfügen oder den Werbeerfolg kontrollieren.

Scharls Institut arbeitet auch an Werkzeugen zur Zusammenarbeit. Ein solches kommt etwa im Umwelt- und Klimabereich beim Climate Change Collaboratory zum Einsatz. Das Echtzeit-Kollaborationswerkzeug filtert während des Verfassens von Texten aus Quellen im Netz und internen Archiven relevante Inhalte und verbindet so Recherche und Textproduktion. Kollaborationswerkzeuge seien auf dem Vormarsch, sagt Kaspar "Unternehmensnetzwerke und Kollaborationsstrukturen wachsen zusammen."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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