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Stromhandel

Verbund und Salzburg AG starten Blockchain-Pilotprojekte

Die Energieversorger stehen vor einer massiven Veränderung ihrer Geschäftsmodelle, "die Energiezukunft ist dezentral und sie ist digital", sagt Salzburg-AG-Chef Leonhard Schitter. Eine wesentliche Rolle könnte dabei in Zukunft die Blockchain-Technologie spielen. Gemeinsam mit dem Verbund testet die Salzburg AG derzeit in mehreren Pilotprojekten praktische Anwendungsbereiche für Blockchain.

Weg mit Zwischenhändlern

Der Trend in der Energieversorgung gehe in Richtung Dezentralisierung und dabei sei die Digitalisierung ein wesentliches Werkzeug, sagte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber am Montag in einer Pressekonferenz. "Blockchain ist ein Transaktionstool, das auch in der Energiewirtschaft viele Vorteile liefert", sagte Anzengruber bei der Präsentation zweier Pilotprojekte, die derzeit anlaufen.

Das Blockchain-Verfahren sei ein kosteneffizientes Transaktionstool, "insbesondere deshalb, weil Zwischenhändler in Transaktionen wegfallen können und dadurch die Transaktionen deutlich günstiger werden". Solche Intermediäre seien etwa Banken, Rechtsanwälte oder Notare. Darüber hinaus sei das Verfahren transparent und fälschungssicher.

35 Teilnehmer

Man habe zwei konkrete Anwendungsfälle herausgearbeitet, die man nun in Pilotenprojekten teste, erklärte Schitter. Das eine sei Peer-to-Peer-Trading im Großhandel über Blockchain. Außer Verbund und Salzburg AG nehmen daran u.a. auch die italienische Enel, die Schweizer Axpo und die deutsche E.ON teil. "In Summe sind 35 Teilnehmer an dem Pilotprojekt beteiligt", sagte Anzengruber.

Durch die Ausschaltung von Intermediären würden die Kosten gesenkt, was auch kleinere Player in den Markt bringe und die Liquidität des Stromhandelsmarktes erhöhe. Auch die Fahrplanmeldung sei künftig ein potenzieller Anwendungsfall. Der Fahrplan enthält Angaben über Energielieferungen mit im Vorfeld fest definierten Leistungswerten. Derzeit würden diese Informationen per E-Mail abgewickelt, künftig werde ein solcher Austausch nicht mehr notwendig sein, weil alle Marktteilnehmer die Daten in der Blockchain gleichzeitig zur Verfügung haben. Das Pilotprojekt hat Anfang Oktober begonnen und läuft voraussichtlich bis zum Frühjahr 2018.

Lösung mit Mieterstrom

Daneben gibt es auch zwei Mieterstrom-Pilotprojekte in Köstendorf (Salzburg) und Böheimkirchen (Niederösterreich). Dabei geht es um die Übertragung von Strom-Bezugsrechten einzelner Hausbewohner in Mehrparteienhäusern mit Photovoltaik-Anlagen. Das Blockchain-Mining erfolgt mit einem kleinen Blockchain-Rechner direkt beim Wohnungsmieter- oder Eigentümer, der dann seinen Anteil an dem erzeugten PV-Strom mittels Blockchain an andere Hausbewohner übertragen kann, wenn er z.B. im Urlaub selbst weniger Strom benötigt.

"Es geht darum, den Eigenverbrauch im Rahmen einer Mieterstrom-Lösung zu steigern", erklärte Schitter. Software-Lieferant bei den Projekten sind die FH Salzburg und die Grid Singularity GmbH. Die Inbetriebnahme ist bei beiden Projekten für das erste Quartal 2018 geplant, die Ergebnisse sollen bis Ende 2018 ausgewertet werden.

Mehrere Stromanbieter forschen an Blockchain

Auch die Wien Energie lotet derzeit in Pilotprojekten das Potenzial der Blockchain-Technologie aus, so etwa beim Innovationsprojekt im Stadtentwicklungsgebiet "Viertel Zwei" in der Krieau, das auf drei bis fünf Jahre ausgelegt ist und sich an die Bewohner von rund 300 neuen Wohnungen richtet, die ab Herbst 2017 bezogen werden.

Die Mieter sollen den im Mehrparteienhaus erzeugten Solarstrom direkt in den eigenen vier Wänden nutzen können - bisher konnte man Solar-Energie im Mehrparteienhaus nur für Gemeinschaftsflächen (z.B. Beleuchtung im Stiegenhaus) verwenden. Der Strom, der mit der gemeinsamen Photovoltaikanlage am Hausdach erzeugt wird, wird mit Hilfe der Blockchain-Technik auf die einzelnen Wohnungen aufgeteilt. Die Wien Energie forscht außerdem im Bereich Blockchain-Technologie im Gashandel.

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