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Welche Trends das Internet der Dinge bestimmen werden

"Konsumenten ist das Internet der Dinge egal. Die Technologie oder der Begriff kümmert sie nicht, Anwendungen, die ihr Leben verbessern, interessieren sie aber sehr wohl", sagt Delia Dumitrescu, Innovationsexpertin bei Trendwatching.com. Und die orientieren sich an den Grundbedürfnissen der Menschen. Es gebe eine Reihe von grundlegenden Bedürfnissen und Wünschen, die vom Aufrechterhalten des Wohlbefindens über das Sicherheitsgefühl bis hin zur Selbstverbesserung reichen, sagt Dumitrescu: "Innovationen, die darauf eingehen, finden auch Beachtung.

Beim IoT Forum, das am 5. Juni im Wiener Tech Gate stattfindet, wird Dumitrescu über Trends im Internet der Dinge referieren. Einen solchen sieht sie etwa im Handel. Konsumenten seien zunehmend bereit, alles was mit Einkäufen zu tun hat, auszulagern und maschinell erledigen zu lassen. Das umfasse das automatische Organisieren von Rechnungen ebenso wie smarte Wunschlisten, die Nutzer über Preisnachlässe auf dem Laufenden halten. Technologie sei aber auch dazu in der Lage Bedürfnisse der Verbraucher zu bedienen, bevor sie überhaupt artikuliert wurden, sagt die Innovationsexpertin.

A-Commerce

"Wir nennen das A-Commerce." A steht dabei für automatisiert. Als Beispiel nennt Dumitrescu etwa eine britische App, die für Nutzer automatisch eine Reiseversicherung aktiviert, sobald sie sich in einem anderen Land aufhalten, oder ein Online-Lebensmittelhändler in San Francisco, der die Einkaufskörbe seiner Nutzer automatisch mit Hilfe von künstlicher Intelligenz mit Waren füllt. Nutzer müssten dann nur noch den Bestellknopf drücken. Der Trend manifestiere sich zunehmend auch in der Offline-Welt, wo etwa Firmen wie Nike daran arbeiten, Grenzen zwischen On- und Offline-Aktivitäten zunehmen verschwinden zu lassen.

Delia Dumitrescu arbeitet als Innovationsexpertin bei Trendwatching.com

Personalisierung auch im stationären Handel

Ebenfalls nicht mehr auf Online-Einkäufe beschränkt bleibt die Personalisierung. Viele Leute würden heute auch offline den selben Grad an Personalisierung erwarten, wie sie ihn aus dem Online-Handel gewöhnt seien. Dabei würden etwa Technologien wie Gesichtserkennung herangezogen, erläutert Dumitrescu am Beispiel eines Schönheitssalons in Dubai. Kunden werden beim Betreten des Ladens fotografiert. Nach der Analyse des Bildes werden ihnen aufgrund ihrer Hautmerkmales Gesichtscremes empfohlen.

Dem Trend entspricht auch personalisierte Werbung, die etwa ebenfalls mit Hilfe von Gesichtsscans in japanischen Taxis oder in brasilianischen U-Bahn-Stationen ausgespielt wird.

Dass solche Anwendungen bei Nutzern und Datenschützern auch für Unbehagen sorgen, zeigte zuletzt das Beispiel einer Wiener Trafik. Mit Gesichtserkennung wurden persönliche Merkmale erhoben, auf deren Basis dann Werbung für bestimmte Zigarettenmarken angezeigt wurde. Der Test wurde nach Protesten von Datenschützern schnell eingestellt.

Ethisch und transparent

Die Technologie müsse auf ethische und transparente Weise eingesetzt werden und Leuten auch Mehrwert bieten, meint Dumitrescu. In diesem Zusammenhang sieht sie auch einen dritten Trend, der mit dem sogenannten Datenschutzparadoxon zu tun hat. Viele Leute seien darüber besorgt, dass neue Technologien wie etwa künstliche Intelligenz negative Auswirkungen auf ihre Privatsphäre hätten. Gleichzeitig würden sie aber nicht auf die Annehmlichkeiten verzichten wollen, die solche Technologien bieten.

Man müsse Leuten mehr Kontrolle über ihre Daten geben, sagt Dumitrescu. "Wenn sie genau wissen, was mit ihren Daten passiert und ihnen auch Vorteile geboten werden, dann sind viele Leute bereit, ihre Daten zur Verfügung zu stellen." Als Beispiel nennt sie etwa eine finnische Supermarktkette, die Kunden vollen Zugang zu ihren über Kundenkarten gesammelten Daten gibt und ihnen darauf aufbauend auch Ratschläge zur gesunden Ernährung gibt.

Branchenübergreifend

Firmen würden heute auch nicht nur mit Unternehmen aus der eigenen Branche in Konkurrenz stehen, sondern müssten sich bei ihren Innovationsprozessen breiter orientieren. Von Waschmaschinen werde heute erwartet, dass sie genauso smart seien, wie das iPhone, sagt Dumitrescu. "Unternehmen treten heute gegen jeden Service an, der Maßstäbe in Bezug auf die Kundenerwartungen setzt."

"Innovation muss nicht teuer sein"

Welche Rolle spielte Technologie bei Innovationen? Technologie sei ein Treiber, aber bei weitem nicht der einzige Faktor für Innovation, meint Dumitrescu. Man könne auch innovativ sein, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen. Wichtig sei es auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Ein Supermarkt habe etwa bemerkt, dass sich manche Kunden schnell, andere aber langsam und kontemplativ durch die Verkaufsräume bewegen. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, habe man lediglich etwas Farbe gebraucht, mit der am Boden eine schnelle und eine langsame Spur markiert wurden, erzählt die Innovationsexpertin: "Innovation muss nicht teuer sein und auch nicht notwendigerweise auf Technologie aufbauen."

Disclaimer: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem IoT Forum CE entstanden.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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