Auch Bäcker können vom Internet der Dinge profitieren.
Auch Bäcker können vom Internet der Dinge profitieren.
© KURIER/Gilbert Novy

Interview

Wie Bäcker das Internet der Dinge für sich nutzen können

Das Internet der Dinge, Automatisierung und künstliche Intelligenz verändern die Wirtschaft grundlegend. Beim M2M/IoT-Forum, das am 27. und 28. März im Wiener Rathaus stattfindet, werden Anwendungsbeispiele vorgestellt und die neuen technischen Möglichkeiten erörtert. Veranstalter Helmut Blocher im futurezone-Interview über zögerliche Unternehmen, vielversprechende Anwendungen und warum im Happel-Stadion die Handtücher niemals ausgehen.

futurezone: Warum sollten sich Unternehmen mit IoT, Blockchain und künstlicher Intelligenz beschäftigen?
Helmut Blocher:
Die nächste Innovationswelle kommt kraftvoll auf uns zu. Jetzt geht es darum, zu entscheiden, ob man diese erfolgreich nutzen oder lieber abwarten oder sogar dagegen ankämpfen möchte. Dass dagegen ankämpfen nichts bringt, haben wir bei der Digitalisierung der Fotografie und in der Musikindustrie ja hinlänglich gesehen.

Vor allem kleineren und mittleren Unternehmen wird nachgesagt, beim Einstieg in die neuen Technologien zu zögern. Warum?
Nicht nur der Mittelstand zögert, auch bei großen Unternehmen sieht man wenige Vorreiter. Ein Teil der Antwort ist, dass bei Projekten oft schnell feststeht, dass sowohl Prozesse als auch die Organisation entwickelt werden müssen. Transformation bedeutet vor allem ein neues Mindset bei den Mitarbeitern, eine tragfähige Innovationskultur. Dazu gehört die Akzeptanz von Fehlschlägen ebenso wie der Mut, unbekannte Wege zu gehen. Letztendlich werden durch ein verändertes Leistungsangebot auch die Kundenbeziehungen berührt und das beinhaltet neben Chancen eben auch Risiken. Nur ist es bei disruptiven Entwicklungen nun mal so, dass die Adaption Zeit benötigt. Wer zu spät beginnt, wird den Rückstand nur noch sehr schwer aufholen können.

Gibt es Anzeichen dafür, dass sich das ändert?
Ja, das Bewusstsein, dass es hier neue Möglichkeiten gibt, die zwar nicht über Nacht hereinbrechen, aber doch in wenigen Jahren sehr grundlegend sein werden, ist schon sehr hoch. Jetzt geht es darum, in die Umsetzung zu kommen. Immer mehr Unternehmen nehmen das Heft des Handelns nun in die Hand.

Was kann ein Bäcker mit dem Internet der Dinge machen?
Nicht alles was möglich und vielleicht bequem ist, ist auch wirklich sinnvoll. Denkbar wäre etwa, dass jeden Tag gegen Abend Sonderangebote für noch nicht verkaufte Backwaren an die Kunden in der unmittelbaren Nachbarschaft versendet werden. Welche Produkte in das Angebot kommen, könnten Sensoren in den Regalen selbständig „herausfinden“. Sehr sinnvoll finde ich Anwendungen, die Ressourcen besser nutzen oder etwas grundlegend verbessern. Beim M2M/ IoT Forum gibt es etwa Anwendungen zu sehen, die dabei helfen, das Bienensterben besser zu verstehen, Kinder mit Krankheiten in der Nacht überwachen oder Menschen dabei helfen, im urbanen Raum Parkplätze schneller zu finden.

Wie kommt das IoT bei heimischen Unternehmen zum Einsatz - gibt es Vorzeigebeispiele?
Beim Forum zeigen wir Beispiele aus dem Mittelstand, wie etwa, was die Robotermäher von Viking heute können, wie Hagleitner Hygiene mit IoT dafür sorgt, dass im Ernst-Happel-Stadion die Handtücher niemals ausgehen oder wie das Red Bull Media House Bewegtbilder mit Metadaten noch spannender macht. Swarco zeigt, wie künftig die Straßeninfrastruktur, zum Beispiel Ampeln, mit Fahrzeugen kommunizieren werden. Dazu kommen spannenden Geschäftsideen von Start-Ups wie etwa Smartgreen, die ein autarkes Hochbeet entwickelt haben.

Wie steht Österreich im internationalen Vergleich da?
Leider sind wir hierzulande nicht wirklich ganz vorne dabei, aber es gibt noch die Chance, in Bereichen aufzuschließen oder sogar noch führend dabei zu sein. Datenschutz und Datensicherheit sind natürlich wichtige Themen, übertriebene Ängste oder Regulierungen behindern aber die Adaption von neuen Technologien nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.

Welche Trends sehen Sie bei IoT-Technologien?
5G ist ein wichtiges Thema und soll bis zu 35.000 neue Jobs bringen. Erst mit dieser neuen Übertragungstechnologie werden neue, hochsichere Services etwa im Medizinbereich oder beim autonomen Fahren möglich. Besonders spannend finde ich die Entwicklungen im Smart Farming Bereich. Hier können mit einer besseren Nutzung der vorhandenen Ressourcen klare Vorteile für die Umwelt und höhere Erträge erreicht werden.

Unternehmer sollten Ausschau nach neuen Möglichkeiten halten, die mit der Entstehung des Internet der Dinge einhergehen. Datenströme von Sensoren aller Art, die z. B. in Maschinen, Autos, mobilen und stationären Gütern, Kleidung und sogar in Menschen integriert sind, schaffen eine wahre Fundgrube von Daten, aus der die verschiedensten neuen Dienstleistungen hervorgehen werden.

Beim M2M Forum haben auch Start-Ups die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Welche spannenden Jungunternehmen gibt es in dem Bereich?
Bee and Me, Sticklett, Smartgreen, Payuca und Digiwell finde ich besonders spannend. Letztere zeigen neue Neuro- und Biofeedbacksysteme. Um diese selbst nutzen zu können, müsste man sich allerdings zuerst einen Chip implantieren lassen. Dazu wäre ich persönlich aktuell noch nicht bereit. Außerdem erhalten fünf GründerInnen die Chance, sich beim IoT Start-Up Roast zu präsentieren. Bewerbungen sind noch möglich.

Disclaimer: Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und dem M2M/IOT Forum CE entstanden.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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