Barbara Koch von IBM mit dem NAO-Roboter. In der Hülle ist das kognitive Computersystem Watson versteckt.
Barbara Koch von IBM mit dem NAO-Roboter. In der Hülle ist das kognitive Computersystem Watson versteckt.
© /©Pepo Schuster, austrofocus.at

Künstliche Intelligenz

Wie IBM Watson in Unternehmen eingesetzt werden kann

„Wenn man von IBM Watson hört , denken viele an den Supercomputer, der beim Jeopardy gewonnen hat, oder der in der Medizin eingesetzt werden kann, um Radiologen bei der Krebs-Diagnose zu helfen. Aber Watson kann auch kleine Alltagsprobleme lösen“, erzählt Barbara Koch, Social Communication Lead bei IBM Deutschland, im futurezone-Gespräch. Koch war anlässlich des IBM Events „Business Connect“ in Wien zu Gast.

Call-Center und Protokolle

Watson ist eine künstliche Intelligenz, eine Art kognitives Computersystem, das mitlernt, wenn man ihm etwas beibringt. So könne Watson beispielsweise auch in einem Geschäftsmeeting Protokolle verfassen und bei Aufgaben und To-Dos nachfassen, oder Mitarbeiter in Call Centern unterstützen, in dem die künstliche Intelligenz mithört und im Hintergrund die richtige Lösung für ein Problem sucht, so die Expertin.

Das kognitive Computersystem lässt sich vielfältig einsetzen und könne laut Koch auch von kleinen und mittelständischen Firmen eingesetzt werden. Weltweit kommt es bei mehr als 6000 Kunden zum Einsatz – von Hotels, die mit Watson-Robotern ihren Gästen Restaurant-Tipps geben, bis zu Supermärkten, die einen digitalen Shopping-Assistenten anbieten, der etwa für Weihnachtsgeschenke personalisierte Tipps gibt.

Start-ups und Sprache-zu-Text

„Wir arbeiten auch mit Start-ups zusammen, die keine großen Investitionen im Vorfeld tätigen können. Da wird dann pro Abfrage abgerechnet“, erklärt Koch. Die kognitive Softwarelösung Watson lässt sich via Programmierschnittstelle relativ einfach in eine Software-Umgebung integrieren. „Eine kognitive App zu programmieren ist nicht so schwer“, so Koch.

Barbara Koch IBM
Am englischsprachigen Markt kommt Watson auch häufig als „Sprache-zu-Text“-Programm zum Einsatz. „Watson lässt sich auf bestimmte Schlüsselwörter trainieren und so kann er dann in Unternehmen bestimmten Aufgaben zuordnen und die Spracheigenschaften jedes Unternehmens erlernen“, sagt Koch. Unternehmen, die etwa nicht wollen, dass ihre Firmengeheimnisse in die Cloud transferiert werden, können das intelligente Computersystem auch offline nutzen und in ihre eigene Systemarchitektur integrieren.

„Man muss Watson immer was beibringen, weil jede Firma und jedes Land hat seine Eigenheiten.“ Demnächst soll Watson auch Deutsch sprechen und verstehen. „Die Sprache-zu-Text-Funktion funktioniert auf dem US-Markt schon sehr gut. Watson versteht auch Dialekte aus US-Bundesstaaten, die nicht alltäglich sind“, sagt Koch auf die Frage, ob die Sprachprogrammierung schon gut funktionieren würde. Bei der „Business Connect“ konnte Watson, der in Form eines NAO-Roboters anwesend war, mit der Expertin bereits problemlos kommunizieren.

Datenschutzbedenken

Auf die Frage, was die meisten Unternehmen im deutschsprachigen Raum als Bedenken äußern, sagte Koch: „Es kommt immer wieder die Frage, ob Watson datenschutzkonform eingesetzt werden kann. Außerdem stellen viele die Frage nach der Datensicherheit.“ Beides sei problemlos möglich.

„Man kann Watson als unternehmensinterne Lösung nutzen, ohne dass die Daten in die Cloud von IBM wandern müssen.“ Zudem greife Watson, wenn er etwa personalisierte Anfragen beantworten müsse, nur auf öffentliche Daten wie z.B. Tweets einer Person zurück, aber nicht auf Daten, die „privat“ verfügbar seien. „Watson muss in so einem Fall wie ein echter Concierge einfach mehr nachfragen, bevor er eine Empfehlung abgibt.“

Angst vor übermächtigen Robotern

Vorhanden ist auch bei einigen eine Grundangst vor der Veränderung durch künstliche Intelligenz, die künftig die Entscheidung anstelle von Menschen trifft. „Was Watson von anderen Systemen mit künstlicher Intelligenz unterscheidet ist, dass er keine Entscheidungen trifft, sondern nur Empfehlungen abgibt. Er ersetzt den Menschen nicht, sondern unterstützt sie bei ihrer Entscheidungsfindung.“

Watson sei in der Lage, auch offenzulegen, wie er zu einer bestimmten Entscheidung gekommen sei. „Je nach Wunsch des Unternehmens kann man das auch so programmieren, dass das mitangezeigt wird.“ Die Angst, dass durch Watson Jobs angebaut werden, kann Koch freilich nicht aus dem Weg räumen. „Es werden aber auch neue Jobs generiert, wie die der Datenanalysten“, so Koch. IBM selbst rüstet gerade in München auf. Am neuen Standort sollen bis zu 1000 Mitarbeiter eingestellt werden.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

mehr lesen
Barbara Wimmer

Kommentare