© Screenshot, zoomsquare

Start-up

Zoomsquare: "Ohne Open Data würde es uns nicht geben"

Wie komme ich von einer neuen Wohnung in die Arbeit? Welche Kinderbetreuungsangebote gibt es in der Umgebung? Wo finde ich in der Nachbarschaft Grünflächen? Fragen wie diese beantwortet die im vergangenen Herbst gestartete Wiener Immobiliensuche zoomsquare, die Immobilienangebote im Web durchforstet und sie um Informationen über die Umgebung ergänzt.

Dabei spielen Daten, die von der Verwaltung frei gegeben wurden, oder im Netz frei verfügbar sind, eine zentrale Rolle. "Ohne Open Data würde es uns nicht geben", sagt zoomsquare-Mitgründer Andreas Langegger. Ein Start-up müsse haushalten. Daten zuzukaufen sei gerade am Anfang zu teuer: "Für uns war es wichtig, dass wir auf frei verfügbare Daten zugreifen und noch im Wohnzimmer starten konnten."

"Gute, aktuelle Informationen"

Neben Daten des freien Kartendienstes Open Street Map (OSM) kommen bei zoomsquare etwa georeferenzierte Daten zu Kindergärten, Schulen, Sportstätten, Grünflächen sowie Verkehrsdaten zum Einsatz, die von österreichischen Verwaltungen und verwaltungsnahen Unternehmen in den vergangenen Jahren zur allgemeinen Weiterverwendung freigegeben wurden.

"Die Leute wollen gute Informationen zur Umgebung haben, die aktuell sind", sagt Langegger. Neben dem Preis sei bei der Immobiliensuche die Lage das entscheidende Argument.

Verkehrsdaten zentral

Wichtig seien dabei vor allem Informationen zur Verkehrsanbindung. Bei Verkehrsdaten arbeitet zoomsquare, das österreichweit tätig ist und demnächst auch nach Deutschland expandieren will, auch mit einem Verkehrsanbieter zusammen. Dass die vor kurzem gestartete Verkehrsauskunft Österreich (VAO) im Gegensatz zu den Verkehrsbetrieben in Wien und Linz ihre Daten nicht freigeben will, kann Langegger nicht verstehen. "Daten des öffentlichen Verkehrs sollten eigentlich den Bürgern zur Verfügung stehen."

Lärmstatistiken und Wetterdaten

Interessant wäre für das Start-up, das sich vor kurzem eine Finanzspritze von namhaften Investoren sicherte, neben Katasterdaten auch Lärmstatistiken oder Wetterdaten - die etwa über die Anzahl der Sonnenstunden von Wohngegenden Auskunft geben. Dies scheitert jedoch noch an der Qualität oder an der Verfügbarkeit der Daten.

Andere Daten, wie etwa Kriminalitätsstatistiken will Langegger nicht mit seiner Immobiliensuche verknüpfen, da die Aussagekraft solcher Statisiken nur gering sei. Auch Kaufkraftstatistiken sind für das junge Unternehmen allenfalls im Zusammenhang der Suche nach Gewerbeimmobilien interessant. "Für die private Immobiliensuche ist das ohne Bedeutung."

"Der Staat muss sich was trauen"

Das Interesse der Wirtschaft an offenen Daten ist in Österreich noch verhalten. Das liegt laut Langegger vor allem daran, dass "noch keine spannenden Daten" freigegeben wurden. "Der Staat muss sich was trauen." In der Verwaltung würden sich zwar Geldströme ändern, der Gesellschaft würde es aber viel bringen."

Hoffnungen setzt er unter anderem auf die EU-Richtlinie über die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors, die europäische Verwaltungen zur umfangreichen Freigabe von Daten verpflichtet. Leitlinien zur Umsetzung der EU-Direktive sollen noch im Frühjahr präsentiert werden. "Davon erwarte ich mir einiges", meint Langegger.

Wirtschaftliches Potenzial für freigegebene Verwaltungsdaten sieht Langegger vor allem bei sogenannten Datenveredlern, die die Daten bereinigen und für die Weiternutzung durch Unternehmen aufbereiten. Auch die Verwendung offener Daten in mobilen Apps für Smartphones habe Potenzial. "Das hängt von den Anwendungsfällen ab."

"Open Data Inside"

Um Bewusstsein für offene Daten zu schaffen, plant die Open Knowledge Foundation Austria (OKFN), bei der auch Langegger mitarbeitet, ein Label, mit dem Firmen auf die Verwendung von Open Data in ihren Produkten und Dienstleistungen aufmerksam machen können. "Open Data Inside" soll im Mai präsentiert und europaweit von Unternehmen zur Kennzeichnung ihrer Produkte und Dienste verwendet werden können. Auf einer Website sollen Angebote, die offene Daten verwenden, zentral verzeichnet werden.

Die Freigabe von Daten sei in Österreich derzeit das Anliegen einer überschaubauern Community und müsse mehr Gewicht bekommen, meint Langegger. "Ziel ist es, der Bevölkerung zu vermitteln, dass freie Daten für alle Vorteile bringen."

Neben zoomsquare arbeiten auch einige andere österreichische Start-ups und Firmen, wie etwa Eversport, Story Hunter, Checkmyplace, Immobilien.Net und der Compass Verlag, mit offenen Daten. Am Mittwoch, den 26. März, präsentieren sie sich beim Vienna Semantic Web Meetup im Expat Center Vienna (Schmerlingplatz 3, 1010 Wien), das unter dem Titel "Best Practices in Data Business" steht.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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