123people: Hundertausende Behördenabfragen
123people: Hundertausende Behördenabfragen
© Gregor Gruber

123people: Hundertausende Behördenabfragen

123people: Hundertausende Behördenabfragen

Dass man von künftigen Arbeitgebern gegoogelt wird, dass bekommen viele Schüler bereits in der Unterstufe vermittelt. Doch dass auch staatliche Institutionen, Banken und Versicherungen im Internet gezielt nach Namen suchen, ist wohl nur wenigen Österreichern bewusst. Wie neue Zahlen der Personensuchmaschine www.123people.at belegen, die der futurezone exklusiv vorliegen, wurde die Namensabfrage hierzulande intensiv betrieben.

Spitzenreiter sind die Landeskliniken Salzburg, von deren IP-Adressen aus zwischen Jänner und Oktober 150.000 Mal bei 123people ein Personenname abgefragt wurde. Das Innenministerium folgt mit 130.000 Zugriffen, auf Platz Drei in der Liste liegt s IT Solutions, der IT-Dienstleister der Ersten Bank, mit 97.000 Abfragen. Auf den weiteren Rängen: Die Gemeinde Wien, der Hauptverband der Sozialversicherungsträger, der ORF, die ÖBB, die Porsche Informatik GmbH, das Amt der oberösterreichischen Landesregierung und die Steiermärkische Krankenanstalten GesmbH.

Heikle Zahlen Bei 123people bekommen Nutzer umfangreiche Daten zu einem Namen: Von der Wohnadresse über die Telefonnummer, Flickr-Fotos, YouTube-Videos sowie Links zu Profilen bei Online-Netzwerken - je mehr man über sich veröffentlicht hat, desto mehr kann 123people aufstöbern. Dabei steht “Otto Normalverbraucher” deutlich im Fokus des Interesses: Nur drei Prozent der Abfragen betreffen Namen von Prominenten. Auch deswegen steht die Personensuchmaschine seit ihrem Start in der Kritik, weil sie persönliche Daten zum Geschäftsmodell auserkoren hat.

“Der Nutzer muss wissen, von wem er gesucht wird”, sagt 123people-Sprecherin Alexandra Senoner. Deswegen würde man die heiklen Zahlen jetzt auch herausgeben. “30 Prozent der Suchen im Netz sind personenbezogen, und davon ist ein großer Anteil geschäftlicher Natur.” Vor allem in großen Institutionen wie Ministerien, Versicherungen und Banken, die viel mit Menschen zu tun haben, sei es nur logisch, dass Namensabfragen online getätigt werden. Die Nutzungszahlen sind laut 123people im Vergleich zum Vorjahr konstant hoch.

Patienten unter der Lupe?Dass 2011 gerade die Salzburger Landeskliniken mit 150.000 Namensabfragen der größte institutionelle Nutzer der Personensuchmaschine ist, erscheint fragwürdig. Damit hat man sogar das Innenministerium - im Vorjahr auf Platz 1 - überboten. “Wir haben keine Erklärung für die ungewöhnlich hohe Zugriffe”, sagt Mick Weinberger, Sprecherin der Landeskliniken. “Unsere Mitarbeiter holen offensichtlich Infos über Personen ein, wir wissen aber nicht, wer und warum gesucht wird.” Ob es sich um Bewerber oder Patienten handle, wisse sie nicht, man werde aber nach Zustimmung des Betriebsrates die Nutzung der etwa 4100 Mitarbeiter mit Internetzugang näher beleuchten.

Polizei-Alltag “Es besteht immer wieder die Notwendigkeit für die Polizei, Ansprechdaten von Personen herauszufinden”, sagt Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums. Die 130.000 Zugriffe auf 123people seien über jenen Server gelaufen, über den die gesamte österreichische Polizei (32.000 Beamte) ins Internet gehe. Während Facebook gesperrt sei, würde die Personensuchmaschine zum “polizeilichen Alltag” gehören und “wie ein Telefonbuch” verwendet werden. “Warum soll die Polizei nicht auch jene Möglichkeiten ausschöpfen, die jedem privaten Internetnutzer zur Verfügung stehen”, sagt Grundböck. Bei Millionen Amtshandlungen jährlich wären 130.000 Namensabfragen allerdings nicht wirklich viel.

Kein Kunden-Profiling Dass auch der IT-Dienstleister der nach Geschäftsvolumen größten Bank Österreichs, die Erste Bank, für 97.000 Personenabfragen verantwortlich zeichnet, könnte Kunden stutzig machen. Doch gegen den Vorwurf, per Internet Personen-Profiling zu betreiben, wehrt man sich. “Wir betreiben keine systematische Auswertung von Kunden über Web-Dienste wie 123people”, sagt Peter Pikisch, Sprecher von s IT Solutions. “Das ist reines Surf-Verhalten unserer Mitarbeiter, denn an dem betroffenen Server hängen 22.000 Nutzer.” 123people sei im Vergleich ohnehin zu vernachlässigen, Richtung Facebook würde man das 100-fache an Datenverkehr verzeichnen, Richtung Google das 120-fache. Zwar habe die s IT Solutions einmal einen Protoypen einer Software erstellt, die Kundeninformationen mit Social-Media-Profilen verknüpft, aber “von solchen Dingen nehmen wir Abstand, weil man den Kunden ja nicht zu nahe treten will.”

Polizei-Alltag “Es besteht immer wieder die Notwendigkeit für die Polizei, Ansprechdaten von Personen herauszufinden”, sagt Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums. Die 130.000 Zugriffe auf 123people seien über jenen Server gelaufen, über den die gesamte österreichische Polizei (32.000 Beamte) ins Internet gehe. Während Facebook gesperrt sei, würde die Personensuchmaschine zum “polizeilichen Alltag” gehören und “wie ein Telefonbuch” verwendet werden. “Warum soll die Polizei nicht auch jene Möglichkeiten ausschöpfen, die jedem privaten Internetnutzer zur Verfügung stehen”, sagt Grundböck. Bei Millionen Amtshandlungen jährlich wären 130.000 Namensabfragen allerdings nicht wirklich viel.

Kunden-Profiling Dass auch der IT-Dienstleister der nach Geschäftsvolumen größten Bank Österreichs, die Erste Bank, für 97.000 Personenabfragen verantwortlich zeichnet, könnte Kunden stutzig machen. Doch gegen den Vorwurf, per Internet Personen-Profiling zu betreiben, wehrt man sich. “Wir betreiben keine systematische Auswertung von Kunden über Web-Dienste wie 123people”, sagt Peter Pikisch, Sprecher von s IT Solutions. “Das ist reines Surf-Verhalten unserer Mitarbeiter, denn an dem betroffenen Server hängen 22.000 Nutzer.” 123people sei im Vergleich ohnehin zu vernachlässigen, Richtung Facebook würde man das 100-fache an Datenverkehr verzeichnen, Richtung Google das 120-fache. Zwar habe die s IT Solutions einmal einen Protoypen einer Software, die Kundeninformationen mit Social-Media-Profilen verknüpft, erstellt, aber “von solchen Dingen nehmen wir Abstand, weil man den Kunden ja zu nahe treten will.”

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Über 123people:Die knapp vier Jahre alte Personensuchmaschine wurde in Wien gestartet und  im März 2010 an die französischen “Pages Jaunes” (Gelbe Seiten) um kolportierte zehn bis 15 Mio. Euro verkauft. Der Web-Dienst wird nach wie vor von Österreich aus mit 45 Mitarbeitern betrieben und ist derzeit in 12 Ländern verfügbar. Pro Monat verzeichnet 123people etwa 50 Millionen Nutzer, hauptsächlich aus den USA, Deutschland, Frankreich und Spanien. Im Oktober kamen 1,34 Mio. Unique Visits aus Österreich. 90 Prozent der Besucher rufen die Webseite aber nicht direkt auf, sondern kommen über Google oder andere Suchmaschinen.

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Jakob Steinschaden

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