5G macht alle Handys zu TV-Geräten
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Österreich ist und bleibt beim Fernsehen ein Satelliten-Land. Zwei Millionen Haushalte (56 Prozent) empfangen ihre Fernsehsignale über die Schüssel am Dach, weit vor Kabelfernsehen (31 Prozent) und anderen Übertragungsarten wie Internet-Fernsehen (IPTV) oder terrestrische Anlagen. Das teilte der Satellitenbetreiber Astra am Dienstag mit. Die Zahlen sind seit mehreren Jahren konstant. Lediglich das Fernsehen über Internet wächst auf niedrigem Niveau und hält nun bei neun Prozent der Haushalte.
Ultra-HD braucht noch
Technologisch kommt auf die Branche aber einiges Bahnbrechendes zu, das die Karten komplett neu mischen könnte. Zum einen müssen die Sender den Umstieg auf Ultra-HD- bzw. 4K-Auflösung bewältigen. Um die ultrascharfen Bilder zu produzieren, die zudem durch HDR mit einem viel größeren Farbenreichtum aufwarten, sind hohe Investitionen in die Infrastruktur notwendig.
Für die enormen Datenmengen ist neues Equipment, aber auch extreme Rechenleistung und Speicherplatz notwendig. Von einem 24-Stunden-Fernsehprogramm in Ultra-HD seien die meisten Sender noch einige Jahre entfernt, meinte Astra-Deutschland-Geschäftsführer Christoph Mühleib auf futurezone-Anfrage. Als problematisch hat sich dabei auch erwiesen, dass das für den alltäglichen Programmbetrieb notwendige Herunterrechnen von Ultra-HD-Inhalten auf HD bzw. von HDR-Farbspektrum auf Standard-Farbspektrum (SDR) komplexer als gedacht ist.
Bandbreite und 5G
Während die Bandbreite bei der Übertragung mittels Satellit kaum problematisch ist, stellt der sukzessive Umstieg auf Ultra-HD Internetbetreiber und Mobilfunker vor große Herausforderungen. Schauen viele Menschen gleichzeitig über ihr Handy bzw. ihren Internetanschluss fern, können die Datenmengen schnell zu einer Überlastung der Netze bzw. durch ein Runterschrauben der Qualität von Seiten der Netzbetreiber führen.
Spannung verspricht der neue Standard 5G, der als Sammelbegriff für neueste Funktechnologien verwendet wird und auch den Fernsehempfang revolutionieren könnte. 2021 soll nämlich ein Übertragungsstandard verabschiedet werden, über den nicht nur TV-Geräte, sondern auch Handys und Tablets mit Fernsehsignalen versorgt werden - und zwar auch ohne SIM-Karte bzw. ohne mobile Internetverbindung.
„Einen weltweit gültigen Standard hat es in der Geschichte des Fernsehens bisher noch nie gegeben. Wenn die Einigung klappt, würde das bedeuten, dass Gerätehersteller auf der ganzen Welt nur einen Chip einbauen müssten, damit all diese Geräte TV empfangen können“, erklärt Norbert Grill, Geschäftsführer der ORF-Tochter ORS, die sämtliche Sendeanlagen in Österreich betreibt.
Zukunft der Satelliten
Grill zufolge sollte der TV-Empfang ab spätestens 2025 unabhängig von der mobilen Internetverbindung funktionieren – vergleichbar mit in modernen Fernsehern eingebauten Empfängern wie DVB-T2, die das Signal aus der Luft verarbeiten. Astra kann zwar nicht direkt Fernsehbilder vom Satelliten an Handys übertragen, könnte künftig allerdings die vielen 5G-Stationen mit Bildern beliefern.
Von dort werden sie schließlich an Handys und andere Endgeräte verteilt. „Ich sehe das nicht als gegeneinander sondern komplementär. Schon jetzt beliefern wir viele IPTV-Anbieter, die unsere Fernsehsignale aus dem All übers Internet weiterverteilen“, sagt Mühleib.
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