Ars Electronica Festival setzt auf Erneuerung
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Von 4. bis 8. September geht es in Linz wieder rund: Das Ars Electronica Festival, das seit 1979 jährlich stattfindet, ist dieses Jahr allerdings anders als sonst. „Change“ ist nämlich nicht nur das Festival-Motto, sondern gilt auch für das Festival selbst. Es erobert mehr als je zuvor den öffentlichen Raum und zieht in die Linzer Innenstadt. Ausstellungen, Präsentationen, Vorträge und ganze Konferenzen finden dieses Jahr außerhalb der gewohnten Locations statt. Zwischen Landstraße, Spittelwiese, Herrenstraße und Promenade erobert Medienkunst den öffentlichen Raum. „Das Ars Electronica Festival ist dieses Jahr überall und nirgends. Man kann sich das Programm völlig individuell zusammenstellen“, sagt Gerfried Stocker aus dem Direktorium.
Unsichtbare Tür
Eines der Projekte ist beispielsweise eine unsichtbare Tür bei der Spittelwiese, die sich nur dann öffnet, wenn man nicht zögerlich, sondern ziemlich zügig darauf zu eilt. Ansonsten bleibt diese verschlossen, wie Martin Honzik von der Ars Electronica Festival-Leitung beim Pressegespräch in Wien erzählt. Mit diesem spielerischen Zugang soll Kunst im öffentlichen Raum einen Platz bekommen. Dieses Jahr werden zudem nicht nur Projekte, sondern auch die „Menschen dahinter“ präsentiert und in den Vordergrund gerückt. Es nehmen zudem mehr als fünzig Prozent Künstler aus dem asiatischen Raum teil.
Neu sind auch vorbereitete Parcours, die aus unterschiedlichen Perspektiven durch das Festival führen. Aus der Perspektive der neuen Technologien kann man das Festival ebenso genießen wie aus der Perspektive der Medienkunst. Mit „Blind Maps“ gibt es zudem ein Konzept, das Sehbehinderte durch das gesamte Progamm führt.
Innovatoren-Treffen
Ebenfalls eine Besonderheit ist der „Future Innovators Summit“, der im Akademischen Gymnasium stattfindet. Junge Innovatoren aus den Bereichen Technik, Wissenschaft, Kunst und Design widmen sich der Frage, was es für einen Wandel braucht. Im Rahmen dieses globalen Gipfels findet auch die Pixelspaces-Konferenz sowie ein Panel zum Residency Network des Ars Electronica Futurelabs statt. „Gemeinsam diskutieren die Innovatoren jeweils mit Personen außerhalb ihrer Community. Somit wird dieser Austausch etwas ganz Besonderes“, sagt Stocker.
Adoptierte Pixel
Weitere Festival-Highlights sind etwa der Schwerpunkt Connected Cities, einem Projekt bei dem 22 Städte miteinander darüber beraten, wie man Medienkunst beispielsweise auf Hausfassaden darstellen kann. Auch ein neuer Gag: Wer einen Pixel adoptieren möchte, kann sich dank des Projekts „Entangled Sparks“ diesen Wunsch nun erfüllen. Engagierte Pixel-Paten erhalten die Kontrolle über eines der Lichtpünktchen aus der Fassade des Ars Electronica Centers. Gleichzeitig werden die Fassadenpixel in Form von LinzerSchnitten in der Stadt verteilt. Darin verbirgt sich ein Radioempfänger, weshalb sich das Ding wohl nicht verspeisen, doch dafür auf andere Weise kreativ einsetzen lässt.
Das adoptierte Pixel lässt sich per Fernsteuerung von überall aus ein- und ausschalten, kann blinken oder hell und dunkel pulsieren. Gemeinsam mit anderen Pixel-Paten kann man sogar ein Muster auf die Ars Electronica-Fassade projizieren. In eigenen Workshops wird auch etwas über das Innenleben dieser Technik, die über Radiowellen funktioniert, gelehrt. Wer sich damit auskennt, kann diese Technologie dann künftig auch für eigene Projekte nutzen.
LipDub mit Selfies
Am Samstag findet ab 13 Uhr mit Startpunkt Spittelwiese zudem ein besonderes Event statt: der LipDub. Gemeinsam bewegen tausende Besucher die Lippen zum Song „Take a Change“, adaptiert vom dazu passenden ABBA-Song. Der LipDub weicht dabei allerdings bewusst von der klassischen Variante mit einer ungeschnittenen Kamerafahrt ab, stattdessen sind die Teilnehmer dazu aufgerufen, sich selbst und die anderen Teilnehmer mit dem eigenen Smartphone oder einer mitgebrachten ActionCam zu filmen.
Auf den Videoschnittplätzen im Ars Electronica Center werden aus den zahlreichen LipDub-Selfies in Echtzeit Musikvideos kreiert, die Material aus hunderten Blickwinkeln beinhalten. Dadurch soll unter anderem gezeigt werden, wie sich ein und dasselbe Ereignis durch einen Perspektivenwechsel voneinander unterscheidet.
Musikhighlights
Eine besondere Musikdarbietung wird etwa mit oneNote gemacht. Notenblätter werden zu Musikinstrumenten. Festivalbesucher können oneNote zum Klingen bringen, in dem sie die Notenblätter unter einer kleinen Leuchte mit eingebauter Kamera und einem kleinen Projektor bewegen und berühren. Je nach Geschwindigkeit und Richtung der Bewegungen verändern sich Klang und Tempo der Musik.
Das Ars Electronica Festival beschäftigt sich seit 35 Jahren mit den Wechselwirkungen an der Schnittstelle von Kunst, Technologie und Gesellschaft. Auch wenn 2014 der „Change“ gewagt wird, bleiben traditionelle Highlights wie etwa die Veranstaltungen und Installationen im Linzer Dom selbstverständlich erhalten.
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