Eine Mk-15-Wasserstoffbombe.

Eine Mk-15-Wasserstoffbombe.

© US Atomic Energy Commission

Militärtechnik

Wasserstoffbombe ist seit Jahrzehnten vor der US-Küste verschollen

Hin und wieder sorgt eine Messung von hoher Radioaktivität für Aufsehen vor der Küste von Tybee Island im US-Bundesstaat Georgia. Im Sand des Meeresbodens liegt nämlich eine Atomwaffe, die im Jahr 1958 dort "verloren" ging. Seitdem gelang es nicht, sie zu bergen.

Das Unglück geschah am 5. Februar 1958, als 2 Air-Force-Jets bei einem Trainingseinsatz mitten in der Luft kollidierten. Ein Bomber trug dabei eine Mark-15-Wasserstoffbombe, auch als Mk-15 bekannt. Mehr als 2 Monate lang durchsuchten die US Air Force und Navy-Taucher das etwa 62 Quadratkilometer große Gebiet. Ohne Erfolg.

Atomwaffenexperte Stephen Schwartz veröffentlichte 1998 sein Buch "Atomic Audit" (ca. 26 Euro für Amazon Kindle) als "Erinnerung daran, wie unordentlich und gefährlich die Dinge waren."

Atombombe musste nach Unfall abgeworfen werden

Zur Zeit des Unfalls war es nichts Ungewöhnliches, dass Air-Force-Piloten bei Trainingseinsätzen auch Bomben an Bord hatten. Der Zweck der Trainingsmission war die Simulation eines nuklearen Angriffs auf die Sowjetunion. Dabei überflogen sie auch verschiedene Städte der USA. Während ein Flugzeug die Bombe trug, versuchte ein anderer Jet, den Bomber abzufangen.

Mehr lesen: Unfall mit Atombombe in den Niederlanden: Das steckt wirklich dahinter

Am 5. Februar 1958 erkannte das Radar eines Abfangjägers allerdings nicht, dass beim Training 2 Bomber eingesetzt wurden. Die Flugzeuge kollidierten, der Pilot des Abfangjägers konnte sich noch per Schleudersitz retten. Der Bomberpilot erkannte hingegen, dass eine Notlandung samt dem Gewicht der Atombombe unmöglich war und ließ sie aus etwa 2.000 Metern Höhe fallen. Eine Explosion blieb aus.

Der Pilot kehrte unbeschadet zum Stützpunkt zurück, gab in einem 2004 geführten Interview aber an, die Abwurf bereut zu haben. "Man sollte sich an mich erinnern, weil ich das Flugzeug sicher gelandet habe", sagte er. "Aber man wird sich an mich wegen dieser Bombe erinnern".

Bombe mit oder ohne Plutonium?

Die Frage ist nun, ob es sich bei der Bombe um eine funktionstüchtige Wasserstoffbombe handelte oder nicht. Laut dem Piloten fehle nämlich der Plutonium-Kern, der nötig ist, um eine Kettenreaktion auszulösen. 1966 bezeichnete der damalige stellvertretende Verteidigungsminister Jack Howard in einem Schreiben allerdings als vollständige Kernwaffe, inklusive Plutonium. Im Jahr 2001 revidierte Howard diese Aussage allerdings.

Damals untersuchte die Air Force auch die Vor- und Nachteile, die Bombe zu bergen. Eine spontane Explosion sei demnach sehr unwahrscheinlich, das größte Umweltrisiko sei die Schwermetallkontamination durch die Korrosion der Bombe. Außerdem gebe es eine Gefahr, dass die Bombe bei der Bergung explodieren würde - falls man sie denn überhaupt finden würde.

Einige Hinweise, noch keine Funde

Seitdem gab es immer wieder Berichte, dass man kurz vor dem Bombenfund stehe. 2004 machte sich ein pensionierter Offizier der Luftwaffe auf die Suche nach der Bombe. Er konnte erhöhte Strahlungswerte messen, die laut einer Untersuchung der Air Force allerdings von natürlich auftretenden Mineralien stammten. Im Jahr 2015 deuteten mysteriöse Sonarmessungen auf einen Fund hin. Militärtaucher konnten allerdings keine Bombe bestätigen.

Es ist zudem nicht der einzige Vorfall, bei dem Waffen oder sonstige Teile von Flugzeugen verloren gingen. Nur ein Monat nach dem Verlust der Tybee-Bombe ließ ein weiterer Bomber eine Nuklearwaffe über South Carolina fallen. Diese enthielt zwar kein Plutonium, verursachte aber einen 15 Meter breiten Krater im Garten einer Familie. Seit 1950 gab es 32 dokumentierte "Broken Arrow"-Fälle, bei denen nukleare Waffen unbeabsichtigt abgeschossen wurden oder verloren gingen. Bis heute blieben 6 dieser Kernwaffen immer noch verschollen.

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