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Kritik

Bekannte Videoblogger werfen YouTube Zensur vor

Der bekannte Videoblogger Philip DeFranco, der 4,5 Millionen Abonnenten auf seinem YouTube-Kanal vorweisen kann, aber auch andere aufstrebende Blogger wie Exurb1a und MrRepzion, die zumindest einige Hunderttausend Subscribers haben, machen ihrem Ärger auf YouTube Luft. Indem die Videoplattform plötzlich Videos als "nicht werbefreundlich" markiere, werden bei diesen folglich keine Werbeclips mehr ausgestrahlt.

Kein Geld für Inhalte

Die Ersteller der Videos, die ihr Hobby teilweise zum Beruf gemacht haben, fallen so um ihr Geld, das ihnen für die vielen Klicks und Zuseher sonst zustehen würde. Hintergrund für die von Werbung ausgenommenen Clips sind seltsam anmutende Richtlinien, die YouTube für "nicht werbefreundliche" Videos anführt. Während Gewalt, sexuelle Inhalte, aber auch Drogen und andere "regulierte Substanzen" - vermutlich sind damit Alkohol und Nikotin gemeint - verpönt sind, gelten aber auch "unangebrachte Sprache" und "Kraftausdrücke" als Ausschlusskriterium. Am meisten stößt sich etwa DeFranco an dem ebenfalls aufgeführten Punkt, dass kontroversielle und sensible Inhalte nicht "werbefreundlich" sind, selbst wenn auf entsprechendes Bildmaterial verzichtet wird.

Das sind die YouTube-Richtlinien für "nicht werbefreundliche" Videos
DeFranco kritisiert diesen Punkt als absurd - wenn über Tragödien, heiß diskutierte Themen und Katastrophen nicht einmal mehr geredet werden dürfe, dann betreffe das wohl alle Nachrichten auf der Welt. Gerade auf YouTube würden User zudem schätzen, dass Beiträge nicht verwässert dargestellt würden, sondern über die harten Fakten berichten. Indem YouTube Bloggern die Einnahmequelle entziehe und ihnen die finanzielle Grundlage für ihre Arbeit nehme, zensiere die Plattform in Wahrheit die freie Meinungsäußerung und die freien Inhalte. Er selber - DeFranco ist eigenen Angaben zufolge seit zehn Jahren auf YouTube und einer der ersten User mit eigenen Inhalten - sei darauf seit Tag 1 vorbereitet gewesen. In Ordnung finde er die Vorgangsweise jedoch nicht.

Richtlinien nicht geändert

Laut Gizmodo hat YouTube bestritten, die Richtlinien geändert zu haben. Man teile YouTubern nun aber per E-Mail mit, wenn ein Clip nicht den Anforderungen für Werbeeinschaltungen entspreche. Unklar bleibt allerdings, ob YouTube die Richtlinien nun enger auslegt bzw. nach welcher Kriterien Videos eingestuft werden. Die von DeFranco angeführten Beispiele seiner Clips legen den Schluss nahe, dass recht willkürlich ausgesiebt wird - ob per Algorithmus und per Google-Mitarbeiter sei dahingestellt.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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