China will Raketen mit Luftballons abwehren
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Das chinesische Militär führte kürzlich eine Übung durch, bei der Luftballons mit Radarreflektoren steigen gelassen wurden. Die Ballons sollen kritische Infrastruktur vor Luftangriffen schützen - sei es vor Marschflugkörper oder auch Drohnen.
Das chinesische Staatsfernsehen CCTV strahlte Teile der Übung während einer Nachrichtenübertragung aus. Das Training fand bereits am 10. November 2022 statt und fokussierte sich darauf, wie man kritische Infrastruktur am besten schützen könne. So wurden etwa Öllager mit einer Tarnplane verhüllt und eben Luftballons mit Radarreflektoren steigen gelassen.
Auch gegen Langstreckenradar effektiv
Radarreflektoren können Radarsensoren stören und die genauen Ausmaße von Objekten verschleiern. Auch Überwachungsflugzeuge und -satelliten mit Langstreckenradar werden von der Apparatur beeinträchtigt, insbesondere wenn sie ein Gebiet aus großer Entfernung aus einem flachen Winkel betrachten.
Solche Ballons könnten laut “The Warzone” auch Infrarotkameras stören, die etwa bei der Zielfindung von Marschflugkörpern eingesetzt werden. Dabei gleichen die Raketen ihre aufgenommenen Bilder autonom mit Modellen in ihrer Datenbank ab, um ausgewählte Ziele hochpräzise treffen zu können. Die Präsenz der Ballons würde das womöglich erschweren.
Russland setzt Radarreflektoren in der Ukraine ein
Wie wirksam dieser Ballonschutz bei aktuellen Konflikten wäre, ist nicht erprobt. Ähnliche Radarreflektoren werden von russischen Truppen in der Ukraine eingesetzt - besonders in der Nähe von strategisch wertvollen Brücken wie der Krim-Brücke.
Komischerweise verfügt die Ukraine allerdings über keine radargesteuerten Waffen, die für solche Ziele geeignet wären. Ihre Schiffsabwehrraketen Harpune und Neptun würden zwar ein solches Zielsuchsystem einsetzen, wären für große Brücken allerdings wohl zu schwach.
Sperrballone seit dem Ersten Weltkrieg im Einsatz
Die Ballons haben außerdem einen weiteren Nutzen, sie dienen nämlich als physische Sperre. Tieffliegende Luftfahrzeuge könnten mit ihnen kollidieren - besonders dann, wenn die Ballons mit Stricken oder Netzen verbunden werden. Solche Sperrballons wurden bereits im Ersten Weltkrieg eingesetzt, verloren im Laufe der Zeit aber an Bedeutung.
Durch den immer häufigeren Einsatz von kleinen, tieffliegenden Kamikaze-Drohnen könnten solche Sperrballons wieder wichtiger werden. Ihre Vorteile liegen auf der Hand: Sie sind ausgesprochen günstig und können ohne großen Aufwand in großer Stückzahl eingesetzt werden - auch in der Nähe von kritischer Infrastruktur, die derzeit keine aktive Luftabwehr (Flak, Boden-Luft-Raketen) hat. Ob Chinas Armee künftig verstärkt auf solche Ballons setzt, oder es bei dieser Übung belassen wird, bleibt abzuwarten.
Kommentare