Dezibel-Meter: Wenn die Menge zu Left Boy kreischt
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Ferdinand Sarnitz aka Left Boy lebt Social Media. Seine YouTube-Videos werden millionenfach angeklickt, auf Twitter folgen ihm 13.500 Fans, auf Facebook sind es gar 195.000. Der Rapper und Musiker hat sich nun auch bei seiner Live-Show zur „Permanent Party“-Tour, die am 31. März im Wiener Gasometer halt macht, ein interaktives Element einfallen lassen, das ihn mit dem Publikum verbindet und die Crowd zum Teil der Show macht.
Dezibel-Meter als Video-Game
Mit der Umsetzung des Projekts wurde das Wiener Designstudio Strukt beauftragt, das bereits viel Erfahrung mit publikumsreaktiven Visuals und Show-Elementen hat. Strukt entwickelte für Left Boy den Dezibel-Meter, ein kleines, interaktives Video-Game. Damit lässt sich das Publikum am Höhepunkt seiner Begeisterung abholen – oder dahin treiben. Der Dezibel-Meter funktioniert nämlich folgendermaßen: Ein Messgerät misst in der Show-Halle vor Ort den Kreischpegel des Publikums. Je nachdem, wie laut gekreischt wird, werden auf einer Video-Wall Köpfe von bekannten Persönlichkeiten wie Angela Merkel, Mozart oder Eminem ballonartig aufgeblasen und zum Zerplatzen gebracht. Wenn der Kreischpegel steigt, zerplatzen neue Köpfe, wenn der Kreischpegel sinkt, geht es wieder zum Anfang zurück und das Spiel muss von vorne begonnen werden. Bei einer entsprechenden Lautstärke wird der „High Score“ erreicht.
Das interaktive Show-Element ist fixer Bestandteil der „Permanent Party“-Tour. „Die Begeisterung des Publikums wird auf diese Art und Weise gamifiziert“, erklärt die Interaktionsdesignerin und Projektleiterin Tanja Tomic den Prozess. „Der Künstler kann durch diese Interaktion mit dem Publikum eine Party feiern und nicht getrennt von ihm.“ Das Wiener Designstudio forscht seit längerem gestalterisch zu den Einsatzmöglichkeiten von publikumsreaktiven Visuals. „Dabei geht es immer um die Gruppendynamik und wie die Barriere zwischen Künstler und Publikum aufgebrochen werden kann, um beide Sphären zu einem Ganzen verschmelzen zu lassen“, so Tomic.
Publikumsreaktive Visuals
Der Unterschied zu „interaktiven Installationen“ liegt klar auf der Hand: Es wird dabei kein Einzelner in der Menge eingebunden, sondern die Crowd als Ganzes. „Wenn ein Einzelner etwas macht, ist das einfach zu erfassen. Wenn die Masse handelt, ergibt das einen großen Unterschied“. Als Urform dieser Partizipation kann z.B. das „Feuerzeug-Hochalten“ bei Konzerten gesehen werden.
Doch mittlerweile gibt es zahlreiche Künstler, die das Publikum auf ihren Gigs kreativ einbinden. Der Musiker Dan Deacon hat etwa eine „Gig App“ erfunden, die bei seinen Konzerten zum Einsatz kommt. Seine Fans installieren die App am Smartphone und während des Konzerts wird die Bildschirmbeleuchtung passend zur Musik angepasst. Etwas anders macht es beispielsweise Coldplay: Die Band verteilt LED-Armbänder bei ihren Konzerten, die unterschiedlich leuchten – auch das wird von der Band live gesteuert.
Element mit Zukunft
„Für uns war es spannend, sich zu überlegen, was man mit einer Masse eigentlich machen kann. Dadurch, dass meistens nicht viel Platz ist, ist der Einsatzbereich stark begrenzt“, so Tomic. Beim Dezibel-Meter gehe es daher vor allem um eine Emotionssteigerung. Die Visuals, die dazu inspirieren, seien sehr „Lo-Fi“, passend zur restlichen Show des Rappers Left Boy, der auch bei seinen Videos „Lo-Fi“ als Stilmittel einsetzt, um skurille Situationen zu erschaffen. „Diese Art und Weise zu arbeiten ist spannend“, so Tomic von Strukt.
Das Wiener Designstudio ist überzeugt, dass diese Form der Partizipation des Publikums weiterhin zunehmend ist und ein wichtiger Bestandteil von Events wird und hat auch schon weitere Ideen auf Lager. „Technologien wie Personen-Tracking oder RFID stellen da weitere Möglichkeiten dar diese Art von Visuals zu produzieren“, so Tomic.
Kommentare