Drogenhandel im Darknet wächst kräftig
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Der Online-Drogenhandel floriert. Seit der aufsehenerregenden Schließung des Darknet-Markplatzes Silk Road im Jahr 2013 haben sich die Umsätze verdoppelt. Der Markt wachse nicht explosionsartig, aber substanziell, schreiben die Autoren einer aktuellen Studie der RAND Corporation, die im Auftrag der niederländischen Regierung durchgeführt wurde. Die Umsätze mit Drogen im Darknet, dem weniger öffentlichen Teil des Internets, schätzen die Forscher auf 18,7 Millionen Euro monatlich. Ein Nischenmarkt, wie es in der Studie heißt, denn im Vergleich dazu werden im Offline-Drogenhandel geschätzte zwei Milliarden Euro im Monat allein in Europa umgesetzt.
Dominiert wird der Drogenhandel im Darknet von drei Plattformen - AlphaBay, Nucleus und Dreammarket, die rund 65 Prozent der Angebote auf sich vereinen. Insgesamt fanden die Forscher im Darknet 50 Marktplätze auf denen auch oder ausschließlich mit Drogen gehandelt wird. Mehr als 105.000 Angebote sind dort gelistet.
Cannabis vor Kokain
Umsatzmäßig macht laut der Studie der Handel mit Cannabis mit 31 Prozent den größten Teil der Transaktionen aus, gefolgt von Aufputschmittel (24 Prozent), darunter Kokain. Ecstasy und ähnliche Produkte kommen auf 16 Prozent, psychedilische Drogen und Opiate wie Heroin machen acht beziehungsweise sechs Prozent aus. Den Unterschied zum Offline-Handel, bei dem Heroin mit 28 Prozent ein weit größerer Anteil zugeschrieben wird, erklären die Studienautoren damit, dass der Onlien-Drogenkauf ein gewisses Ausmaß an Planung voraussetzt, was den Nutzungs- und Beschaffungsgewohnheiten von Opiat-Abhängigen nicht entspricht. Die Käufer sind laut der Studie überwiegend jung, gut ausgebildet, technikaffin und kommen aus angloamerikanischen oder europäischen Ländern.
US-Händler dominieren
Die meisten Händler gibt es mit 890 in den USA, gefolgt von Großbritannien (338), Deutschland und den Niederlanden (je 225). Mehr als 500 Händler konnten keinem spezifischen Land zugeordnet werden. Österreichische Händler werden in der Studie nicht explizit angeführt. „Natürlich gibt es auch österreichische Händler“, sagt Daniel Lichtenegger vom Bundeskriminalamt. Detaillierte Zahlen dazu gebe es aber noch keine. Die Exekutive befinde sich bei Suchtgiftermittlungen im Darknet noch im Anfangsstadium.
Seit Februar 2015 arbeiten österreichische und deutsche Exekutivbeamte im Rahmen eines EU-Projekts an der Bekämpfung des Drogenhandels auf virtuellen Marktplätzen zusammen. Für Dealer und Konsumenten sei der Handel über Darknet-Handelsplattformen eine „tolle Geschichte“, meint der Kriminalist. Der Zugang zu einschlägigen Marktplätzen sei relativ einfach, die Gefahr entdeckt zu werden gering. Ein Problem für die Exekutive seien mangelnde Ressourcen für die Ermittlungen. Auch der Zugriff auf die meist per Post verschickten Suchtmittel sei wegen des strengen österreichischen Postgeheimnisses schwierig.
Verlagerung
Beim Handel mit Drogen lasse sich generell eine Verlagerung ins Internet feststellen, sagt Lichtenegger. Drogengeschäfte würden zunehmend auch über soziale Netzwerke wie Facebook oder Messaging-Dienste wie WhatsApp vereinbart. Vor allem synthetische Drogen und neue psychoaktive Substanzen, würden häufig auch offen im Web verkauft, heißt es in der Studie. Viele von ihnen sind von gesetzlichen Regelungen nicht erfasst. Sie werden als Forschungschemikalien oder als „Badesalz“ angeboten.
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