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Liebe 2.0

eBay-Betrüger verkaufen Facebook-Beziehungen

"Ich biete dir an, für 6 Monate dein Facebook-Profil regelmäßig zu besuchen... dir nette Commis und Likes zu hinterlassen, unsern Beziehungsstatus zu ändern. Gerne gehe ich auch auf deine Wünsche im Bezug auf Commis und Likes ein." Mit solchen Texten werben diverse Accounts auf eBay für den Verkauf einer vorgetäuschten Facebook-Beziehung. Die Benutzerkonten, über die die Facebook-Freundinnen beworben werden, sind mit Bildern hübscher Damen geschmückt und tragen Namen wie "steffi-is-back", "holidayhawaii" oder "schleemic2012".

Für drei, manchmal auch sechs Monate wollen sie auf Facebook eine Beziehung mit dem Bestbietenden vorgaukeln - sodass dieser im Idealfall als Supertyp mit hübscher Freundin sein Ego aufpolieren und vor seinen echten Facebook-Freunden angeben kann. Soweit die vermittelte Grundidee.

Dass es im Web eigentlich nichts gibt, das es nicht gibt, ist hinlänglich bekannt. Angebote dieser Art sind zudem auch nicht ganz neu, schon zu MySpace-Hochzeiten gab es Berichte über derlei erkaufte - tatsächlich überwiegend weibliche - Freundschaften. Auf internationalen Plattformen wie Girlfriendhire.com werden vorgegaukelte Facebook-Lieben in großem Stil angeboten, aber auch andere Services sind im Programm. So kann man sich auch verliebte SMS-Geburtstagsgrüße zusenden lassen, um sie nachher stolz den Freunden zu präsentieren - Kostenpunkt fünf Dollar.

Betrügereien und Abzocke
Zuletzt traten die Facebook-Beziehungs-Angebote auch vermehrt wieder auf der deutschsprachigen eBay-Plattform auf. Dass sich tatsächlich echte, junge Frauen hinter den eBay-Angeboten verbergen, darf stark bezweifelt werden. Die Bilder sind in den meisten Fällen aus dem Netz zusammen geklaut und fast überall finden sich die fast wortgleichen Beschreibungen wieder.

Bei den Auktionen werden teils große Summen geboten. Kürzlich kursierten Berichte über ein Angebot auf diversen Internet-Blogs, bei dem ein Gebot von stolzen 8850 Euro erzielt wurde. Fälle aus der Vergangenheit haben bereits mehrfach gezeigt, dass hier nur in den seltensten Fällen wirklich junge Frauen am Werk sind, die ihr Taschengeld aufbessern wollen, sondern meist Betrüger den Facebook-Beziehungs-Hungrigen das Geld aus der Tasche ziehen. Kommt es zum Abschluss einer Auktion, fehlt von den Anbietern danach oft jede Spur, viele der angepriesenen Facbeook-Profile, mit denen geworben wird, gibt es dann erst gar nicht.

Eine Interview-Anfrage seitens der futurezone bei einem Anbieter dieser Facebook-Freundschaften brachte nur ein fragwürdiges Ergebnis zutage: Gerne würde man die gestellten Fragen schriftlich beantworten, allerdings erst, wenn die Auktion abgelaufen sei, lautete die Antwort, die mit " LG Alina" gezeichnet wurde. Denn "ich wurde bereits von einigen Zeitungen und TV-Sendern angeschrieben", so Alina. "Die Exklusiv-Bild-Rechte mit einer TV Reportage" seien bereits verkauft.

Verstoß gegen eBay-Richtlinen
eBay seinerseits verbietet solche Auktionen grundsätzlich. "Diese Facebook-Freundschaften sind uns bekannt, sie tauchen seit einiger Zeit immer wieder in Wellen auf eBay auf", sagt Maike Fuest, Sprecherin von eBay Deutschland zur futurezone. "Diese Art von Angeboten ist bei uns allerdings nicht erlaubt. Wir reagieren auf Hinweise und nehmen die Angebote heraus, weil diese als `virtuelle Beziehungen` laut unserer Richtlinien unter `unzulässige Leistungen` fallen", erklärt Fuest.

Tatsächlich bleiben die Offerte selten länger als ein bis zwei Tage online. Auch die von der futurezone angeschriebenen Accounts sind mit ihren Angeboten mittlerweile nicht mehr zu finden. Stattdessen landet man bei der Information "Dieses Angebot wurde entfernt oder der Artikel ist nicht mehr verfügbar".

Mit allen Tricks
Gleichzeitig tauchen allerdings täglich wieder neue auf. Manche Angebote versuchen die eBay-Richtlinien zu umgehen, indem in den Beschreibungstexten explizit festgehalten wird, es handle sich "nicht um eine virtuelle Beziehung". Manche fügen auch an, die Facebook-Freundschaft werde zu Marketingzwecken versteigert, weil der Verkauf von Likes und Fans grundsätzlich erlaubt ist. Viele Anbieter stellen außerdem gleich klar: Reales Kennenlernen oder gar eine echte Beziehung ist hier nicht zu erhoffen.

"Solche Tricks nützen allerdings nichts", sagt die eBay-Sprecherin. Angebote, die eindeutig als vorgetäuschte Facebook-Freundinnen zu erkennen seien, würden trotz derlei Erläuterungen von der Plattform genommen. "Verstoßen Nutzer wiederholt gegen unsere Richtlinien, also auch, nachdem es zunächst einmal eine Verwarnung gab, kann es sein, dass die Accounts komplett gesperrt werden", so Fuest. Das gelte aber ohnehin generell und nicht nur in Bezug auf die zweifelhaften Facebook-Beziehungen. Ob sich hinter den potenziellen Facebook-Freundinnen Betrügernetzwerke verstecken, damit will sich eBay grundsätzlich nicht befassen. "Uns geht es tatsächlich in erster Linie darum, solche Angebote vom Netz zu nehmen", sagt Fuest. Weitere Nachforschungen werden seitens der Plattform nicht betrieben.

Echt und trotzdem verboten
Im günstigsten aller Fälle kann ein Facebook-Liebeshungriger bei solchen Auktionen in Einzelfällen auch eine "echte Person" erwischen, die auf eBay eine virtuelle Beziehung versteigert und damit nebenher ein wenig Geld verdienen will. So gab es kürzlich etwa den Fall einer Amateur-Pornodarstellerin, die bereit gewesen sein soll, einem Mann auf Facebook für mehrere Monate zu schreiben und Kommentare zu hinterlassen. Die Auktion der Dame wurde von eBay natürlich trotzdem gelöscht. In Zukunft wird es wohl weiterhin ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen zwielichtigen Anbietern und der Plattform geben. Und eines ist sicher: Das Geschäft mit der Liebe blüht auch in den sozialen Netzwerken.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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