Neuralink-Konkurrent lässt Blinde durch Implantat wieder sehen
Das Start-up Science Corporation vermeldet einen Meilenstein. Mit einer Kombination aus einem Implantat und einer speziellen Kamerabrille konnten blinde Menschen wieder sehen.
Die klinische Studie wurde mit Menschen durchgeführt, die nach der US-Definition per Gesetz blind sind. Dies wird, wie in Österreich, durch Sehschärfe-Tests ermittelt. Die Patienten hatten ein Retina-Implantat erhalten und konnten danach wieder Bücher lesen und Gesichter erkennen.
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„Meinem Wissen nach ist dies das erste Mal, dass blinden Menschen wieder die Fähigkeit gegeben werden konnte, flüssig zu lesen“, sagt Max Hodak, CEO von Science Corp. Bevor er das Unternehmen gegründet hat, war er Mitgründer und Präsident von Elon Musks Neuralink.
Prima besteht aus 2 Komponenten
Science Corp nennt sein System Prima. Dazu wird ein Photovoltaik-Chip chirurgisch unter die Netzhaut implementiert. Der Eingriff dauert in etwa 80 Minuten. Damit das System danach funktioniert, muss der Patient eine spezielle Brille tragen. Diese hat eine Kamera eingebaut. Die visuellen Daten werden in Licht nahe dem Infrarotspektrum umgewandelt und auf den Retina-Chip projiziert.
Der Chip wandelt das Licht in elektrische Signale um. Diese stimulieren die noch verbliebenen retinalen Nervenzellen, die die elektrischen Signale zum Hirn schicken. Dort werden die Signale zu Bildern: Der Patient kann wieder rudimentär sehen. Durch das Infrarot-Licht wird der Chip außerdem mit Energie versorgt – er braucht also keine eigene Stromversorgung.
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Blinde Patienten können lesen und Kreuzworträtsel lösen
Die Versuche wurden mit 38 Patienten durchgeführt, die ihr Sehvermögen durch eine Form von altersbedingter Makuladegeneration (AMD) verloren haben. In Industriestaaten ist es die Hauptursache für Erblindungen bei Personen ab 50 Jahren. Über 200 Millionen Menschen sind weltweit davon betroffen. Schätzungen zufolge hat die Erkrankung bei 8 Millionen Menschen zu Erblindung geführt.
Von den 38 Patienten haben 5 keine Verbesserung des Sehvermögens festgestellt. Andere konnten wieder Buchstaben erkennen und Karten spielen. Einige konnten lange Passagen in Büchern lesen und Kreuzworträtsel lösen. Zur besseren Lesbarkeit von Texten gibt es eine Zoom-Funktion auf der Brille.
Da Prima Infrarot-Licht nutzt, sehen die Patienten nur Formen, aber keine Farben. Je höher der Kontrast, desto besser können die Patienten damit sehen. Schwarze Buchstaben auf weißem Papier sind also gut zu erkennen.
Elon Musk will Menschen ohne Augen sehen lassen
Auch Neuralink arbeitet an einem Implantat, das Blinde wieder sehen lassen soll. Im September berichtet das Unternehmen von einem „Durchbruch“.
Laut Elon Musk sollen damit selbst Menschen sehen können, die beide Augen verloren haben oder von Geburt an blind sind. Belege dafür hat er nicht vorgelegt. Wann klinische Studien damit stattfinden sollen, ist nicht bekannt.
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