Erste Bank: "Bankomaten mit NFC sind die Zukunft"
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Knapp 40 Jahre nach ihrer Einführung verfügt Österreich weiterhin über eines der dichtesten Bankomat-Netze der Welt. Allein 1600 Geldautomaten sind bei Erste Bank und Sparkassen in Betrieb. Viele davon können längst mehr, als nur Geld auszuspucken. Die futurezone hat mit Peter Seitz, Verantwortlicher für Geldautomaten und andere Selbstbedienungsgeräte bei der Erste Bank, gesprochen.
futurezone: Im Bankenbereich tut sich technologisch gerade viel - Stichwort mobiles Banking und kontaktloses Bezahlen. Der Coolness-Faktor von Geldautomaten stand bisher nicht so im Fokus. Wie viel Spielraum gibt es in dem Bereich überhaupt?Peter Seitz: Die technischen Entwicklungen gehen nicht so schnell und sind von einer Reihe von Faktoren abhängig, die wir kaum beeinflussen können, wie internationale Vorgaben und Zertifizierungen. Das kontaktlose Abheben per NFC ist aber ebenso ein Thema wie moderne Bedienoberflächen und neue Funktionen wie etwa das Wechseln von Geldscheinen.
NFC ist bei Bezahlterminals in Geschäften schon Standard. Inwiefern würden Kunden davon bei Geldautomaten profitieren?Der größte Vorteil ist, dass Transaktionen wesentlich schneller gehen als bisher. Auch Manipulationsszenarien wie Skimming, bei denen die Bankomatkarte physisch durch eine Vorrichtung abgegriffen wird, ist dann unmöglich. Um die höchstmögliche Sicherheit zu gewährleisten, müssen Kunden anders als im Handel auch bei Bargeldbehebungen unter 25 Euro immer ihren PIN eingeben. Aber NFC wird auch bei Geldautomaten und Co. die Zukunft sein.
Wann werden die Automaten umgerüstet? Die ersten Bankomaten im Außenbereich, die von der Payment Services Austria betrieben werden, sind bereits NFC-fähig. Bei unseren eigenen Geldausgabegeräten, die in den Foyers platziert sind, rechnen wir aufgrund der Zertifizierung mit Mitte 2018 für die ersten Geräte. Man muss zudem die Kunden auf die Umstellung vorbereiten, da außerhalb der Öffnungszeiten kein Mitarbeiter vor Ort ist.
Der Finanzbranche wird oft nachgesagt, dass sie das Bargeld abschaffen möchte. Wird es künftig weniger Bankomaten geben? Wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Kunden. Österreich ist ein Bargeldland. Trotz des Anstiegs bei bargeldlosen Transaktionen steigt auch die Bargeldnutzung bzw. der Bargeldumlauf weiter an. Über 80 Prozent der Zahlungen sind weiterhin in bar. Von daher schaffen wir auch neue Geräte an, um etwa Schlangen in Filialen zu vermeiden.
In anderen Ländern wie Schweden oder Norwegen ist die Bankomatrate viel geringer, praktisch alles wird bargeldlos bezahlt. Kein Vorbild?Nein – auch wenn die Bargeldnutzung volkswirtschaftlich gesehen teuer ist. Skandinavien ist insofern aber ein Sonderfall, da dort die Wege zwischen besiedelten Gebieten oft lang sind. Jeden Tag Lkw mit Bargeld Hunderte Kilometer weit hin- und herzuschicken, um jedes noch so entlegene Dorf mit Geld zu versorgen, ist wenig sinnvoll. Das geht in Österreich von der Infrastruktur her viel einfacher.
Inwieweit hat sich die Nutzung von Bankomaten in den vergangenen Jahren verändert? Wir haben bereits im Jahr 2004 begonnen, Geräte mit Einzahlungsfunktion zu installieren. Tatsächlich werden mittlerweile fast 90 Prozent der Eigenerlage über diese sogenannten „Cash Recycler“ eingezahlt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Kunden können rund um die Uhr einzahlen, gleichzeitig fallen Transportwege für das erhaltene Geld weg, weil die eingezahlten Scheine dem nächsten Kunden beim Abheben wieder weitergegeben werden. Auch neue Filialkonzepte ohne Kassa sind durch solche Geräte erst möglich geworden.
Inwiefern stellt die Bank eigentlich sicher, dass das eingezahlte Geld kein Falschgeld ist? Die Noten werden vom Gerät geprüft und intern vorsortiert. Noten, deren Qualität gut genug ist, werden wieder ausgegeben. Noten, die stark verschmutzt sind, oder leicht beschädigt aber trotzdem echt sind, verbleiben im Automat. Ein Sonderfall ist Bargeld, das fälschungsverdächtig ist. Auch diese Scheine werden einbehalten und zur Überprüfung an die Österreichische Nationalbank geschickt, der Betrag wird aber nicht gebucht. Das kommt allerdings sehr selten vor – etwa ein bis zwei Scheine pro Jahr und Gerät.
Gibt es Pläne, eine moderne Bedienoberfläche nach dem Vorbild von George zu entwickeln?Es gibt solche Überlegungen. In unserer Filiale am Graben in Wien experimentieren wir etwa mit einem 19 Zoll großen Bildschirm, der wie ein Handy oder Tablet Multitouch-fähig ist. Personen, die schlecht sehen, können so etwa in die Darstellung hineinzoomen und die Schrift größer anzeigen lassen. Natürlich muss dabei auch die Sicherheit mitbedacht werden. Es muss sichergestellt sein, dass kein Fremder mitliest, wenn sensible Informationen groß dargestellt werden.
Lässt sich so etwas überhaupt verhindern? Schon jetzt platzieren wir die Geräte – wo immer möglich – in der Filiale so, dass man hinter sich eine Wand vorfindet und der Blickwinkel den Eingangsbereich der Filiale miteinschließt. Durch entsprechende Sichtschutzfilter am Display kann man auch verhindern, dass Fremde von der Seite Einsicht in den Bildschirm nehmen.
Warum gibt es nicht mehr individuelle Einstellungsmöglichkeiten für Kunden, die sich ihren Bildschirm selbst zusammenstellen wollen? Es ist immer auch ein Abwägen. Wie gestalte ich ein System so, dass es von allen Kunden intuitiv verstanden wird und so einfach wie möglich bedienbar ist. Schon jetzt kann man etwa die Funktion „Mein Betrag“ einstellen, um schnell zu seiner Standard-Auszahlung zu gelangen. Das, und auch die Funktion der „Notenstückelungsauswahl“ werden wir für Blinde und sehbehinderte Menschen adaptieren.
Sind noch weitere neue Funktionen in Planung? Wir denken aktiv über eine Geldwechselfunktion nach. Wenn man einen vorhandenen großen Schein in kleine umwechseln will, geht das momentan nur kompliziert über das Einzahlen des Betrags und schließlich wieder Abheben nach erneutem Stecken der Karte. Das könnte künftig in einem Schritt abgewickelt werden.
Wie sieht es mit biometrischen Features aus? Ist so eine Verknüpfung beim Bankomat der Zukunft denkbar?Auch die Diskussion gibt es schon lange, zumal Technologien wie Fingerprint- und Fingervenenscanner seit längerem existieren. Die Frage ist aber immer – wie und wo speichere und verarbeite ich die biometrischen Daten von Kunden, was sind die Datenschutzvorgaben und wie kann die Sicherheit gewährleistet werden. Eine Überlegung wäre auch, die biometrische Komponente über das Handy in Kombination mit NFC-fähigen Geldautomaten abzuwickeln. Zu guter Letzt muss es aber auch einen Mehrwert für Kunden geben. All das fließt in strategische Entscheidungen für neue Technologien und Entwicklungen ein.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Erste Bank und Sparkassen. Die redaktionelle Verantwortung obliegt allein der futurezone-Redaktion.
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