Dass die Online-Reputation fürs Berufsleben wichtig ist, ist vielen Jugendlichen bereits bewusst.
Dass die Online-Reputation fürs Berufsleben wichtig ist, ist vielen Jugendlichen bereits bewusst.
© Barbara Wimmer

Konferenz

Facebook & Co: Was Schüler übers Netz lernen

„Wer hat schon einmal etwas von Creativ Commons gehört?", fragt eine Studentin der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien in die Runde. Vor ihr sitzen rund zehn Schüler, eine Kleingruppe von 13- bis 14-Jährigen. Alle schütteln den Kopf. Für die Bilder-Suche im Netz verwenden die meisten die Bildersuchfunktion von Google sowie Wikipedia. Bei Videos und Musik fallen auch die Schlagwörter YouTube und iTunes.

Nur die wenigsten Schüler wissen, welche Inhalte sie nun auf welche Art und Weise nutzen dürfen. Genau darüber versuchen die PH-Studentinnen den Schülern auf der Konferenz „Kinder und digitale Medien", die am Freitag in der Aula der Wissenschaften in Wien stattgefunden hat, zu informieren. Sie erklären z.B., dass manche Bilder auf Wikipedia unter Creative Commons-Lizenzen stehen und diese (je nach Lizenzart) dadurch häufig gegen Namensnennung verwendet werden dürfen. Die PH-Studentinnen blicken in erstaunte Kinder-Gesichter.

"Wichtig zu wissen, wie man ein Profil aufbaut"
Anders geht es bei der Kleingruppe „Online-Reputation" zu. Fast alle Schüler haben bereits davon gehört, dass ihr Facebook-Profil ihnen schaden könnte, wenn sie sich einmal auf Arbeitssuche begeben. „Die Jugendlichen hier sind 14. In einem Jahr könnten sie bereits mit ihrem Berufseinstieg konfrontiert sein. Es ist daher wichtig, dass man sich im Netz ein Profil aufbaut, das einem nicht schadet", so die für die Gruppe verantwortliche PH-Studentin. Die Kinder müssen anhand von Fotos und Beschreibungen Identitäten zusammenstellen, die sie für gut und schlecht hielten.

Währenddessen wird auch untersucht, was für Informationen über sie selbst im Netz zu finden sind. Das Ergebnis: wenig. Die meisten Kinder haben ihre Facebook-Profile auf privat gestellt, ein Zugriff von außen war daher nicht möglich. „Ein paar Kinder befinden sich in einem Sportverein. Von diesen gab es Fotos im Netz, aber die waren selbstverständlich harmlos", so die Betreuerin.

"Keine Daten am Fremde preisgeben"
Auch beim Thema „Liebe im Netz" zeigen sich die Schüler sehr vernünftig. „Die Kinder erzählen zwar, dass sie auch mit unbekannten Personen chatten, aber sie sagen denen nicht immer die Wahrheit", erzählt die PH-Studentin Doris Grüner. „Keiner von ihnen würde aber zugeben, dass sie persönliche Daten von sich preisgeben." Dies sei das größte Problem, denn hinter unbekannten Chat-Teilnehmern können auch Erwachsene stecken. „Deswegen sollte man so wenig wie möglich von sich preisgeben", so Grüner.

Auch „Smartphone-Apps" sind ein wichtiges Thema bei der Konferenz, deren Ziel es ist, Wissen im Bereich „digitale Medien" zu vermitteln. Fast alle Schüler haben bereits eigene Geräte, viele haben bereits selbst Apps runtergeladen. Auch hier zeigten die Schüler bereits Kompetenzen. „Die meisten kennen den Unterschied zwischen kostenlos und kostenpflichtig sehr genau", so Lisa Rudolf von der PH Wien. Auch darüber, wie man eine App kauft und welche Möglichkeiten es dafür gibt, wissen die meisten Bescheid. Schüler, die besonders gut aufgepasst haben, hatten zudem bei einem Brettspiel die Chance, eine Auszeichnung zum „App Meister" zu erlangen. Ein besonders kreativer Ansatz, Schüler zum Mitmachen und Zuhören zu animieren.

Computerspiele machen Spaß
Auch beim „Computerspiel"-Tisch des BuPP, der Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von Computer- und Konsolenspielen im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend, ist die Aufmerksamkeit der Jugendlichen sofort ungebremst auf die PC-Spiele gerichtet. Zum Einsatz kommt dort das Spiel „Track Mania Nations", das es im Internet kostenlos zum Runterladen gibt und sowohl online als auch offline gespielt werden kann.

„Bei dem Spiel gibt es auch einen Baumodus, mit dem man eigene Strecken konstruieren kann", erklärt Karina Fallent vom BuPP. „Dadurch lässt sich das Spiel auch im Unterricht einsetzen, z.B. in einer Physik-Stunde", so Fallent. Die Kinder, die das Spiel auf Notebooks testen können, zeigen sich begeistert. „Wir setzen auch keine Lernspiele ein, sondern versuchen zu zeigen, dass es auch herkömmliche PC-Spiele gibt, die sich zum Lernen eignen und trotzdem Spaß machen können", sagt die Expertin.

Vorträge-Mix
Für Unterstufenschüler bietet die Konferenz zudem Workshops zu den Themen Cybermobbing, Cybergrooming und Online-Shopping mit einem Expertenteam von der Polizei, den sogenannten

. Die älteren Schüler hören hingegen Vorträge zu Themen wie „Social Media" und „Wie sicher ist das Internet?". So gibt die Digitaltherapeutin
Tipps wie „Kein Internet im Bett" oder „Facebook kann nicht kochen". Thomas Bleier vom Austrian Institute of Technology (AIT) erklärt die Motive, die hinter Hacker-Attacken stecken können sowie die unterschiedlichen Formen von Schadsoftware und wie man sich diese im Netz recht einfach zuziehen kann. „Im Netz gibt es nichts, was es nicht gibt", sagt Bleier. Rund 200 Schüler hören zu.

Am nächsten Tag (Samstag) werden im selben Saal lauter Erwachsene sitzen. Dann kommen bei der „Verkehrten Konferenz" nämlich die Schüler zu Wort und erzählen aus ihrem digitalen Alltag.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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