Fahrerassistenzsysteme machen uns zu schlechten Autofahrern
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Moderne Autos sind mit allerlei Hilfsmitteln ausgestattet, die Fahrer unterstützen sollen. Dadurch soll Autofahren nicht nur angenehmer, sondern auch sicherer gestaltet werden. In bestimmten Situationen könnten die Funktionen aber auch den gegenteiligen Effekt haben. Wie eine aktuelle Studie des US-Automobilclubs American Automobile Association (AAA) ergibt, tragen die Systeme wesentlich zur Ablenkung bei.
Die Untersuchung zeigt, dass Autofahrer, die fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme (Advanced Driver Assistance Systems - ADAS) wie adaptive Geschwindigkeitsregelung und Spurhalteassistenten verwenden, deutlich anfälliger für Ablenkung sind. Besonders betroffen sind Lenker, die die Systeme gewohnt sind, wie es heißt.
Ablenkung
Mit aktivierten Assistenzsystemen sind sie laut der Untersuchung doppelt so häufig abgelenkt, als mit deaktivierten. Die Wahrscheinlichkeit, während der Fahrt irgendetwas anderes zu machen steigt demnach um 80 Prozent. Anders verhält es sich bei Autofahrern, die derartige Technologien nicht gewohnt sind. Sie neigen demnach nicht so stark dazu, sich ablenken zu lassen.
Aus der Untersuchung geht außerdem hervor, dass Autos mit ADAS dazu führen, dass sich Menschen übermüdet ans Steuer setzen. Dies war bei Fahrern von entsprechenden Autos bei 5,4 Prozent der Fahrten der Fall - bei Fahrern ohne ADAS bei 3,4 Prozent.
Hintergrund
Durchgeführt wurde die Untersuchung gemeinsam mit dem Virginia Tech Transportation Institute. Dabei wurde in einem Zeitraum von vier Wochen einerseits das Fahrverhalten von Menschen erhoben, die ein Auto mit ADAS besitzen. Gleichzeitig sind Teilnehmer, die kein Fahrzeug mit ADAS besitzen, für den Testzeitraum mit einem entsprechenden Auto ausgestattet geworden.
Laut den Forschern durchlaufen Autofahrer bei dem “Anlernen” der Fahrerassistenzsysteme verschiedene Phasen. Anfänger trauen den Funktionen demnach weniger und sind darum während der fahrt aktiver und engagierter. Mit der Zeit vertrauen sie der Technik aber mehr und neigen dazu, sich ablenken zu lassen. Das führt dazu, dass sie häufiger ihren Blick von der Straße abwenden. Derartiges Verhalten wurde auch bereits in anderem Zusammenhang beobachtet, wenn Menschen automatisierte Tätigkeiten überwachen sollen.
"Übermäßiges Vertrauen in diese Systeme kann in kritischen Momenten gefährliche Situationen bringen", sagt David Yang, Geschäftsführer der AAA-Stiftung für Verkehrssicherheit. „Fortschrittliche Fahrerassistenztechnologien haben in Bezug auf Komfort und Sicherheit viel zu bieten, sollten jedoch niemals einen aufmerksamen und engagierten Fahrer ersetzen“, so William Van Tassel, AAA-Manager für Trainingsprogramme.
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