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Start-up

Flinc: Das Navi schlägt Mitfahrer vor

Klaus Dibbern steigt in der Früh ins Auto ein und gibt ins Navigationsgerät sein nächstes Fahrziel ein. Plötzlich erscheint am Display seines Navisystems die Nachricht: „Benjamin Kirschner möchte mitfahren“. Es wird ihm dabei der Umweg, den der Mitfahrer verursacht, sowie die Summe, die er durch den Mitfahrer verdienen kann, angezeigt. Herr Dibbern, Geschäftsführer des Start-Ups Flinc, entscheidet sich dafür, seinen Mitfahrer – einen Arbeitskollegen – zu akzeptieren. Die Navigationslösung lotst ihn daraufhin direkt zur Haustür des Mitreisenden. Dort angekommen, zeigt das Gerät wieder den eigentlichen Zielort – das Büro – an.  Die beiden kommen dort nach kurzer Fahrt gemeinsam an.

Technologietest
Dieses Szenario gehört in der Flinc-Zentrale in Dieburg in Hessen (Deutschland) bereits zum Alltag. In wenigen Tagen wird die neuartige Lösung für Mitfahrgelegenheiten namens Flinc einem deutschlandweiten Technologietest unterzogen, an dem etwa 1.200 Personen teilnehmen werden. Im Juni dieses Jahres wird sie dann offiziell an den Start gehen.

Die Idee dafür stammt von zwei Absolventen der Uni Dieburg, Benjamin Kirschner und Michael Hübl. „Keiner hat an unsere Vision, Mitfahranfragen direkt über die Navigationssoftware abzufragen, geglaubt. Wir haben oft gehört, dass es nicht realisierbar sei“, erklärt Hübl in einem Blogeintrag. Doch die beiden haben sich nicht unterkriegen lassen und stehen jetzt kurz vor dem Markteintritt.

Navigon-Kooperation
Möglich wurde die tatsächliche Umsetzung des Projekts durch eine Kooperation mit der Deutschen Telekom und T-Systems im Rahmen der T-City in Friedrichshafen. „Die Telekom hat uns mit Navigon, einem großen Anbieter von Navigationslösungen für mobile Endgeräte, zusammengebracht“, erzählt Geschäftsführer Dibbern der futurezone. Navigon dient Flinc als Partner, um Mitfahrten via App direkt im Navigationssystem zu integrieren.

Dies ist allerdings nur ein Vorteil gegenüber bisheriger Online-Mitfahrbörsen. Bei diesen wird der exakte Abfahrtsort oft vom Fahrer bestimmt, bei Flinc handelt es sich um eine Tür-zu-Tür-Vermittlung, die auch spontan erfolgen kann. Um für eine gewisse Sicherheit zu sorgen, agiert Flinc hier als soziales Netzwerk. „Alle Leute sind im System registriert, es gibt Profilbilder der Nutzer und man bewertet sich gegenseitig“, erklärt Dibbern.

Bargeldlose Bezahlung
Auch die Bezahlung für die Fahrten wird bargeldlos, über Dienste wie PayPal oder direkt über die Mobilfunkrechnung, erfolgen. Zehn bis 14 Cent wird die Fahrt pro Minute kosten. Das sind bei der Strecke Wien - Graz, die etwa zwei Stunden dauert, knapp zwölf Euro.

Neben einer Navi-Lösung gibt es von Flinc zudem eine iPhone-App, über die sich Fahrten wie gewohnt händisch anlegen lassen. Doch auch die Konkurrenz hat den Trend zum mobilen Internet nicht verschlafen. Neben der Mitfahrzentrale.at bietet Österreichs größte Börse, Mitfahrgelegenheit.at, seit Februar  eine iPhone-App an, mit der sich Fahrten anlegen und verwalten lassen können. Die App wurde in wenigen Wochen über 80.000 mal geladen,  so  Plattform-Chef Tobias Helbing. Eine Tür-zu-Tür-Vermittlung gibt es hier allerdings nicht.

Wann Flinc in Österreich starten wird, ist noch nicht bekannt. Dibbern ist jedoch auf der Suche nach Projektpartnern.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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