Gedrückte Stimmung beim Niedermeyer-Ausverkauf
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Hätte die Elektrokette Niedermeyer jeden Tag einen derartigen Ansturm erlebt, wie an diesem 4. April, hätte die Insolvenz wohl abgewendet werden können. Kurz vor neun Uhr morgens haben sich vor der Wiener Filiale auf der Reinprechtsdorferstraße bereits gut ein Dutzend Kunden versammelt, die auf den Abverkauf warten, der heute gestartet ist. Die Filiale ist eine der 14 Wiener Standorte, die im Zuge der finanziellen Sanierung aufgegeben werden. Österreichweit werden 53 der Geschäfte geschlossen, rund 280 Mitarbeiter verlieren dabei ihre Arbeit.
Schnäppchenjagd auf Verdacht
Welche Geräte genau verbilligt angeboten werden sollen, ist vor der Filiale im fünften Wiener Gemeindebezirk unklar, da die Niedermeyer-Webseite seit Bekanntgabe des Abverkaufs kaum erreichbar ist. „Irgendwas mit zehn Prozent“, berichten die Wartenden vor der Filiale. Was genau angeboten wird, ist aber auch nicht besonders wichtig: „Ich hab heute davon gehört und hatte eben gerade Zeit“, berichtet ein jüngerer Herr.
„Normalerweise kaufe ich nicht hier ein, sondern bestelle lieber im Internet“, so der Mann. Etwas anders sieht das eine ältere Dame, die ebenfalls vor dem Geschäft wartet: „Ich wohne gleich in der Nähe. Immer, wenn ich ein Elektrogerät gebraucht habe, bin ich hierher gegangen“. Besonders die Beratung sei in dem Geschäft besser gewesen, als bei anderen, größeren Geschäften. „Dort kennen sie sich ja nicht aus“, so die Frau.
Als fast genau um neun die Türen aufgehen, drängen die Leute in das Geschäftslokal und wirken im ersten Moment etwas ratlos. „Auf den Zetteln steht, was verbilligt ist“, erklärt ein Mitarbeiter. Größere Geräte wie Notebooks, PCs und TV-Geräte sind demnach um zehn Prozent verbilligt, Zubehör wie Tastaturen, USB-Sticks und Kopfhörer gibt es um 25 Prozent günstiger. Kabel, Bilderrahmen, Glühbirnen und Taschenlampen sind um 50 Prozent verbilligt.
"Gehalt hab ich immer noch nicht bekommen"
Nicht ganz zufrieden mit dem Angebot an TV-Geräten scheint die Dame von vorhin zu sein: „Das ist aber nicht viel“, meint sie, bis sie ein Verkäufer unterbricht: „Können Sie sich bitte ihre Kommentare sparen? Sonst geh ich heim, weil mein Gehalt hab ich bis jetzt noch nicht bekommen“. Mit einem etwas zurückhaltenderen Ton bittet die Dame daraufhin den Angestellten, ihr eines der kleineren TV-Geräte zu bringen, da sie es gern kaufen würde.
Damit bleibt sie eine der Ausnahmen, ein Großteil der anderen Kunden greift eher zu Kleingeräten, wie etwa Tastaturen. Ein jüngerer Herr hat auf dem Weg zur Kasse gleich zwei Logitech-Geräte in der Hand. Dass genau das Modell bei der Konkurrenz auch ohne 25 Prozent Rabatt nicht teurer ist, stört ihn nicht: „Jetzt bin ich schon da“.
Schock
Insgesamt ist die Stimmung in der Filiale eher gedrückt, der Schock über den Jobverlust sitzt den Mitarbeitern noch offensichtlich in den Knochen. Rund eine halbe Stunde nach Ladenöffnung hat sich der erste Ansturm auch gelegt und die Wartezeiten an den Kassen halten sich in Grenzen.
Wirklich vermissen werden die Einkaufenden die Filiale in der Reinprechtsdorferstraße nicht. „Dann geh ich halt in den auf der Mariahilfer", sagt ein Herr. Schwieriger wird es für die Kunden am Land, wo das Angebot an Elektrogeschäften weit geringer ist und die nächste „Ausweichfiliale" 50 Kilometer entfernt liegt. „Die müssen jetzt halt übers Internet bestellen", unterbricht das Gespräch ein jüngerer Mann mit einem Kopfhörer unter seinem Arm.
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