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Arbeitsbedingungen

"Genies" haben nicht viel von Apples Erfolg

In einer neuen Reportage hat sich die New York Times eines Problems angenommen, das nicht nur Apple betrifft, aber gerade beim wertvollsten Unternehmen der Welt mit Cash-Reserven von 100 Milliarden US-Dollar eine bemerkenswerte Diskrepanz darstellt: Die Arbeitsbedingungen für die Verkaufs-Angestellten, die Apple im Endeffekt das Geld in die Kassen spülen. 30.000 der rund 43.000 Apple-Angestellten in den USA zählen zu dieser Berufsgruppe.

Unter der Bezeichnung “Genies” wird ihnen eine bedeutungsvolle Aura verliehen. Besonders junge, männliche Bewerber stehen Schlange, um zu einem solchen “Genie” in einem Apple Store zu werden. Der große Erfolg von Apple-Produkten wie iPhone oder iPad bewirkt, dass pro Angestelltem jährlich 473.000 Dollar umgesetzt werden. Dem gegenüber stehen Bezahlung und Arbeitsbedingungen des Verkaufspersonals.

Harter Blick auf den Gehaltsscheck

“Ich verdiente 11,25 Dollar pro Stunde”, wird Jordan Golson, ein Apple-Verkäufer von der Times zitiert. “Ein Teil von mir dachte: ‘Das ist großartig. Ich bin ein Apple-Fan, dem Store geht es wirklich gut.’ Aber wenn du dir die Summe ansiehst, die das Unternehmen verdient und dann deinen Gehaltsscheck siehst, ist das ziemlich hart.”

Zu den Boni von Apple-Angestellten zählt Gesundsheits- und Arbeitslosenversicherung, sowie die Möglichkeit, Apple-Aktien und -Produkte günstiger zu erwerben. Demgegenüber steht ein anstrengender Job mit nur zwei gesetzlich verpflichtenden Pausen zu je 10 Minuten pro Arbeitstag, die oft wegfallen, wenn der Andrang im Apple Store groß ist. Dazu kommen Zustände, die in Europa oft undenkbar sind. Bei Fehltagen erhält man als “Genie” etwa einen Punkt. Vier Punkte innerhalb von 90 Tagen bedeuten so gut wie sicher den Rauswurf. Egal, ob die Fehltage begründet sind - etwa durch Krankenstand - oder nicht.

Viele der Apple-Store-Arbeiter machen sich auch Hoffnungen auf eine höhere Position im Unternehmen, wenn sie nur hart genug arbeiten. Prämien gibt es allerdings keine und die Dankbarkeit des Unternehmens bei großen Erfolgen erscheint laut einigen Aussagen relativ begrenzt. Ein ehemaliger Angestellter erzählt etwa davon, das Store-Managern bei einem Quartals-Treffen eine wunderbare Überraschung für ihre Bemühungen verheißen wurde. Jeder rechnete mit iPads als Geschenk. Stattdessen gab es für jeden zwei Tacos zu Essen.

 

Kein Mangel an “Genies”

Lange bleiben Apple-Store-Angestellte üblicherweise nicht in ihrem Job. Bezahlung, Stress und anfängliche Begeisterung für die Marke Apple führen dazu, dass “Genies” üblicherweise Anfang 20 sind, ledig und keine Kinder haben. Viele Angestellte verlassen das Unternehmen aber bald wieder. Eine ehemalige Angestellte erinnert sich an die Grundstimmung, die im Geschäft herrschte: “Wenn jemand ging, freuten sich alle für denjenigen. Es war so wie ‘Gratuliere. Du hast getan, was alle hier tun wollen.’”

An Ersatz mangelt es Apple offenbar nicht. “Es gab niemals einen Mangel an Lebensläufen. Die Leute werden immer für Apple arbeiten wollen”, meint ein Ex-Store-Manager dazu.

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