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© APA/AFP/LIONEL BONAVENTURE / LIONEL BONAVENTURE

Digital Life

Google macht Schweizer zu Serienmörder

Der Schweizer Ingenieur Hristo Georgiev staunte nicht schlecht, als ihm ein Kollege via E-Mail mitteilte, dass eine Google-Suche nach ihm einen Wikipedia-Eintrag mit einem Foto von ihm ausspielte, der ihn als Serienmörder bezeichnete, berichtet Android Authority.

Tatsächlich gab es einen Serienmörder gleichen Namens, der auch als "Der Sadist" bekannt war, und zwischen 1974 und 1980 fünf Leute, die meisten davon Frauen, misshandelte und ermordete. Ihm ist auch der Wikipedia-Eintrag gewidmet, der im Original gar kein Foto beinhaltet.

Das Bild des Schweizer Ingenieurs war nur in der Google-Suche im Zusammenhang mit dem Wikipedia-Eintrag zu sehen, wie Georgiev in seinem Blog ausführt.

 

 

Mit dem Wikipedia-Eintrag wurde es offenbar kombiniert, weil der Google Knowledge Graph Algorithmus einen Fehler machte.

Googles Knowledge Graph soll eigentlich die Google-Suchergebnisse mit Informationen aus verschiedenen Quellen verbessern. Die Informationen werden Nutzer*innen in einer Infobox neben den Sucherergebnissen angezeigt.

Der konkrete Fall zeigt aber starke Defizite des dahinterliegenden Algorithmus auf. So ist etwa der als "Der Sadist" bekannte bulgarische Serienmörder bereits 1980 verstorben. Das Foto des Schweizer Ingenieurs wurde ganz klar danach aufgenommen. Was möglicherweise auch in den Metadaten des veröffentlichten Bildes zu sehen sei, wie heise.de vermerkt.

Es gebe wahrscheinlich Hunderte Leute mit seinem Namen, merkte der Schweizer Ingenieur in seinem Blog-Posting an. Warum Google gerade seines mit dem Serienmörder in Zusammenhang brachte, sei ihm unerklärlich.

"Jeder verwundbar"

Google hat den Fehler mittlerweile korrigiert. Dass ein Algorithmus, der von Milliarden Menschen verwendet werde, so leicht Informationen verbiegen könnte, sei erschreckend, meinte der Schweizer Ingenieur. Die rasante Verbreitung von Fake News mache buchstäblich jede/n, die/der nicht anonym ist, verwundbar, schrieb er in seinem Blog weiter.

Ein kleiner Fehler im System könne zu kleinen Unannehmlichkeiten aber auch zu Katastrophen führen. Der Ruf und die Karriere von Menschen könne so innerhalb weniger Tage zerstört werden. Vielleicht sei es doch keine so gute Idee, ein einzelnes Internetunternehmen "die Informationen der Welt organisieren zu lassen".

Von einer Klage gegen Google will Georgiev aber absehen. Nicht weil er nicht möchte, sondern weil der Gerichtsstand in den USA ist, schreibt der Ingenieur: "Ich denke, es ist wahrscheinlich vernünftiger, mich auf produktivere Dinge zu konzentrieren."

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