Hypest Hive: Plattform soll Influencer und Unternehmen vernetzen
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YouTuber, Instagram-Star, E-Sport-Caster, Let’s Player: Die Rockstars des 21. Jahrhunderts sind die sogenannten Influencer. Wenn Gronkh, VeniCraft oder Chaosflo44 vor ihrem Gaming-PC hocken, um Fortnite oder andere aktuelle Spiele zu zocken, sehen zehntausende Menschen zu. Doch die Hobby-Entertainer locken nicht nur Publikum, sondern auch Unternehmen an, die von deren Reichweite profitieren wollen. Das sogenannte Influencer Marketing hat sich in den vergangenen Jahren zum Milliardengeschäft entwickelt. Während in der Anfangszeit bereits kostenlose Produktproben und Sachgeschenke für eine prominente Platzierung ausreichten, werden mittlerweile große Budgets für das Influencer Marketing veranschlagt.
Für viele Influencer stellt das Chance und Herausforderung zugleich dar. Mit steigenden Einnahmen wird aus dem Hobby ein Beruf - man muss ein Unternehmen führen und sich mit Themen wie Verträgen, Rechnungsstellung und Reporting auseinandersetzen. “Wir haben als Agentur mit Influencern zusammengearbeitet und dabei festgestellt, dass es viel Optimierungspotenzial gibt”, erklärt Mohamed Ghanim, CEO von Hypest Hive, im Gespräch mit der futurezone. “Oft wurden dutzende oder sogar hunderte E-Mails hin- und hergeschickt, bis man alle Informationen hatte, die benötigt wurden.”
Um diese Abläufe zu beschleunigen, entwickelte Hypest Hive eine gleichnamige Plattform, über die sich Influencer direkt mit ihren Auftraggebern austauschen können. Jeder Aspekt des Influencer Marketing soll über die Plattform abgewickelt werden können, von der Suche nach zur Marke passenden Influencern bis hin zum Reporting. Aus dem Nebenprojekt wurde rasch ein vielversprechendes Produkt. “Wir waren von Mai bis Dezember als Agentur tätig, dann haben wir uns dafür entschieden, uns auf die Entwicklung der Plattform zu konzentrieren”, erklärt Ghanim. Zum Start bekam man davon unter anderem eine Impulse-Förderung durch das Austria Wirtschaftsservice (AWS).
Simpler Ablauf
Das Management von Partnerschaften zwischen Unternehmen und Influencern ist über die Plattform bereits möglich. Der Ablauf ist simpel: Ein Unternehmen registriert sich und kann gezielt nach passenden Influencern suchen, beispielsweise nach Reichweite, Demografie des Publikums, Persönlichkeit des Influencers oder der Art des produzierten Contents. Die Influencer können ihr eigenes Profil gestalten, auf dem sie sich, ihre Inhalte, ihr Publikum sowie die wichtigsten Werte (sogenannte KPIs) präsentieren. Beliebte Leistungen, wie ein bezahltes Posting über die Social-Media-Kanäle des Influencers, können per Mausklick angefragt werden, Preisvorschläge werden bereits angezeigt.
“Viele Influencer sind schon mit der Rechnungsstellung oder der Versteuerung im Ausland überfordert”, sagt Ghanim. “Wir versuchen über die Plattform so viel Verwaltungsaufwand abzunehmen wie möglich, auch die Verträge werden einfach verständlich und übersichtlich gestaltet.” Unternehmen profitieren zudem von der vereinfachten Suche nach Influencern und der automatisierten Verwaltung und Erfolgsmessung. In den Vertragsbedingungen kann beispielsweise festgelegt werden, dass eine Zahlung erst erfolgt, wenn Nachweise erbracht wurden. Streitfälle klärt Hypest Hive, das als Mittelsmann zwischen Unternehmen und Influencern fungiert. Analytics-Daten können zudem auf Knopfdruck abgerufen und für das Unternehmens-interne Reporting genutzt werden.
Derzeit befindet sich der Dienst noch in einer Beta-Phase, einen offiziellen Start peilt man in den kommenden sechs bis zwölf Monaten an. “Vorher wollen wir unseren Stamm an Content Creators ausbauen”, sagt Ghanim. Dabei wolle man sich vor allem auf die “kleinen bis mittelgroßen Influencer ohne Management” im Games- und E-Sports-Bereich konzentrieren. Als Mindestgrenze nennt Ghanim bei YouTubern 20.000 Abonnenten, Twitch-Streamer sollten zumindest 100 gleichzeitige Zuschauer vorweisen können. Neue Talente entdeckt man meist über andere Influencer. “Die sind alle meist sehr gut vernetzt und arbeiten stark zusammen.”
Prominente Streamer
Mit Rafael “VeniCraft” Eisler (260.000 Twitch-Follower, 450.000 Abonnenten auf YouTube), Julia “Miss Rage” Kreuzer (358.000 Twitch-Follower, 70.000 YouTube-Abonnenten) sowie Ralf “FrediSaal” Berger (520.000 YouTube-Abonnenten) hat man bereits mehrere prominente Influencer im Angebot. Auf der Unternehmensseite wird es unter anderem vom Mobilfunker A1 und dem Food-Start-up Saturo genutzt. Andreas Berlinger, bei A1 verantwortlich für die Themen Innovation und E-Sports, bezeichnet den Dienst bereits als „essentiellen Mosaikstein im schnell wachsenden E-Sports- und Gaming-Markt“. „Für die Creator ist es ein perfektes Werkzeug um ihr Angebot zu präsentieren und ihre Leistungen zu dokumentieren, für Werbetreibende ist es die Chance, genau den richtigen Partner zu finden.“
Obwohl die Registrierung für die Plattform kostenfrei möglich ist, fallen Gebühren bei der Nutzung an. Wer eine Leistung eines Influencers bucht, bezahlt dabei eine Gebühr in der Höhe von zehn Prozent der Bruttosumme. Alternativ biete man Großkunden aber auch ein Flatrate-Modell an, bei der man lediglich eine fixe Summe pro Monat für die Nutzung bezahlt.
Das Potenzial ist groß: Laut einer Goldmedia-Studie könnte sich der Umsatz mit Influencer Marketing im DACH-Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz) in den kommenden Jahren fast verdoppeln. 2017 lag der Umsatz noch bei 560 Millionen Euro, 2020 soll dieser Wert auf 990 Millionen Euro ansteigen. Der Großteil davon konzentriert sich aber auf den deutschen Markt, wo deutlich mehr Influencer von ihrer Tätigkeit leben können. Laut einer RTR-Studie nahmen lediglich 44 der 100 beliebtesten österreichischen YouTuber ein “existenzsicherndes Einkommen” (zwischen 1000 und 2500 Euro pro Monat) ein. Lediglich sechs YouTuber konnten mehr als 10.000 Euro pro Monat verdienen.
Die RTR sah in ihrer Studie auch Nachholbedarf bei der Kennzeichnung von Produktplatzierungen. 54 der 100 meistgesehenen Videos enthielten Produktplatzierungen, aber nur in neun wurde darauf hingewiesen. Ein Problem, das auch Ghanim kennt und mit seiner Plattform verbessern möchte: “Die meisten Firmen wollen, dass bezahlte Inhalte nachvollziehbar und gekennzeichnet sind, die Influencer denken oftmals gar nicht darüber nach.”
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