Symbolbild: Russisches Atom-U-Boot (nicht die Belgorod)

Symbolbild: Russisches Atom-U-Boot (nicht die Belgorod)

© REUTERS / IGOR RUSSAK

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Russland steht kurz davor seinen „Weltuntergangs-Torpedo“ zu testen

Hinter der Bezeichnung 2м39 Poseidon steckt eine der schlimmsten Waffen der modernen Kriegsführung. Dabei handelt es sich um einen Langstrecken-Torpedo, der mit einem nuklearen Sprengkopf bestückt werden kann.

Im Gegensatz zu Interkontinentalraketen lässt er sich kaum abfangen, weil es kein flächendeckendes Frühwarnsystem für diese Art von Waffe gibt. Ein direkter Treffer einer Küstenstadt kommt einen Angriff mit einer Atombombe gleich. Wird er vor der Küste im Meer gezündet, entsteht ein radioaktiver Tsunami, der verehrende Zerstörung anrichtet und betroffene Gebiete dauerhaft verstrahlt. Daher bekam Poseidon den Spitznamen „Weltuntergangs-Torpedo“.

Jetzt scheint Russland bereit zu sein, Poseidon zu testen. Dies zeigen Satellitenbilder, wie der Marine-Experte H I Sutton berichtet.

Größtes russisches U-Boot läuft aus

In den vergangenen Tagen ist die Belgorod, Russlands größtes U-Boot, ausgelaufen. Russland hat mehrmals gesagt, dass schon in der Planung und Bauphase der Belgorod berücksichtigt wurde, dass das U-Boot später mit den Atom-Torpedos bestückt wird.

Die Belgorod ist vom Arktis-Stützpunkt Sewerodwinsk aus in See gestochen. Dort befinden sich auch die Werkshallen, in denen Poseidon gebaut wird. Die Belgorod wird von der Akademik Aleksandrov begleitet. Dabei handelt es sich um ein Unterstützungsschiff, welches schon zuvor in Zusammenhang mit Tests von Poseidon gebracht wurde.

Voraussichtlich kein Test mit Explosion

Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS hat zuvor berichtet, dass Poseidon im Sommer auf hoher See getestet wird – das Timing würde also passen. H I Sutton vermutet deshalb, dass Poseidon erstmals von der Belgorod gestartet wird. Das U-Boot kann insgesamt 6 Poseidons transportieren. Es sei daher denkbar, dass nicht nur einer, sondern mehrere abgefeuert werden.

Allerdings ist es sehr unwahrscheinlich, dass es sich dabei um einen nuklearen Waffentest handelt. Poseidon wird vermutlich ohne Sprengkopf gestartet, um Daten zum Startvorgang, der Navigation und der Stabilität unter Wasser zu sammeln.

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Gewaltige Zerstörungskraft

Technisch gesehen ist Poseidon kein Torpedo, sondern eine Unterwasserdrohne mit einem Sprengkopf. Anhand von bisher gezeigten Bildern wird die Länge mit 20 bis 24 Metern geschätzt, der Durchmesser mit etwa 2 Metern.

Präzise technische Angaben gibt es noch nicht. Ursprünglich wollte Russland eine Reichweite bis zu 10.000 Kilometern und eine Geschwindigkeit von über 200 km/h erreichen, dank eines Atomantriebs. Späteren Informationen zufolge erreicht Poseidon bis zu 130 km/h und eine deutlich geringere Reichweite – aber ohne eine konkrete Angabe.

Poseidon soll mit Atomsprengkopf mit 2, 50 oder 100 Megatonnen bestückt werden können. Zum Vergleich: die Atombombe auf Hiroshima hatte eine Sprengkraft von 0,013 Megatonnen TNT. Damit soll Poseidon sowohl als taktische Waffe gegen militärische Einrichtungen an der Küste, als auch als strategische Waffe eingesetzt werden können. So wurde etwa im russischen Staatsfernsehen eine Animation gezeigt, wie mit Poseidon ein nuklearer Tsunami ausgelöst wird, der Großbritannien vernichtet.

Die Möglichkeit eines solchen Angriffs wurde zudem bei einer Diskussionsrunde im russischen Staatsfernsehen thematisiert.

Nur eine Abschreckwaffe?

Russland zufolge wird Poseidon 2027 voll einsatzfähig sein. Die vagen Informationen zu Poseidon lassen einige Militärexpert*innen allerdings mutmaßen, dass der Torpedo weit weg von einer tatsächlichen Einsatzfähigkeit ist. Einige bezeichnen ihn deshalb als Abschreckwaffe.

So wird etwa in Frage gestellt, wie gut Poseidon zum Ziel finden kann. Da er sich mit hoher Geschwindigkeit unter Wasser bewegt, ist keine Kommunikation mit ihm möglich. Das Ziel muss also voreinprogrammiert werden. Einmal abgeschossen, gibt es keine Möglichkeit das Ziel zu ändern oder den Angriff abzubrechen.

Wenn Poseidon, so wie es Russland beschreibt, tatsächlich immun gegen elektronische Störangriffe ist, heißt das, dass er keine oder nur sehr kurz reichende Sensoren hat. Damit wäre er „blind und taub“, so wie es einige Rüstungsexpert*innen nennen. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass Poseidon auf dem Weg zum Ziel mit Unterwasserbergen oder anderen Hindernissen kollidiert.

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Präzise Karten oder Selbstmord-Mission

Dafür würde es 2 Lösungen geben. Die Erste ist, dass Russland mit speziellen Sonargeräten präzise Unterwasserkarten der Route erstellt. Mit einem „Forschungsschiff“ wäre das sehr auffällig – die möglichen Zielländer wären also vorgewarnt oder können Störaktionen durchführen, um den Unterwasser-Scan zu behindern. Ob Russland U-Boote mit Sonar-Technologie hat, die präzise Unterwasser-Karten erstellen kann, ist nicht bekannt.

Die zweite Lösung wäre, mit der Belgorod relativ nahe an das Ziel heranzufahren und Poseidon in einer geraden Linie abzufeuern. Das reduziert zumindest die Chancen auf eine Unterwasser-Kollision. Je nach Atomsprengkopf könnte die Belgorod dann aber zu nahe sein und zerstört werden – der Einsatz wäre ein Himmelfahrtskommando.

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Größtes U-Boot Russlands

Die K-329 Belgorod ist das größte und modernste U-Boot Russlands. Es basiert auf der Klasse „Projekt 949A“, wurde aber modifiziert, um Poseidon zu starten und andere Unterwasser-Drohnen mitführen zu können. Dafür wird auf die für moderne Atom-U-Boote üblichen Starter für Marschflugkörper verzichtet.

Die Belgorod kann auch ein Mini-U-Boot unten am Rumpf transportieren. Diese bemannten „Forschungs-U-Boote“ sind für Tiefseeeinsätze gedacht – etwa um Pipelines und Internet-Unterseekabel zu manipulieren oder sabotieren.

Der Bau der Belgorod begann schon 1992. Nach mehrfachen Verzögerungen und Bauabbrüchen erfolgte 2009 das Re-Design. 2019 wurde sie zu Wasser gelassen. Offiziell im Dienst ist die Belgorod Seit Juli 2022.

Sie ist 184 Meter lang und hat eine Verdrängung von bis zu 30.000 Tonnen unter Wasser. Sie wird von 2 Nuklearreaktoren angetrieben und hat damit theoretisch eine unendliche Reichweite. Sie kann bis zu 120 Tage im Einsatz bleiben, bevor sie mit Nachschub versorgt werden muss. An Bord sind 110 Mann Besatzung.

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