Internet-Banking könnte noch intuitiver sein
Internet-Banking könnte noch intuitiver sein
© APA/HELMUT FOHRINGER

Internet Ombudsmann

Abzocke mit Routenplanern stark gestiegen

Heimische Internet-Nutzer tappen zunehmend in Abo-Fallen. Beschwerden über Rechnungen und Mahnungen nach der Registrierung vermeintlich kostenloser Internetdienste haben ihm vergangenen Jahr laut dem Internet Ombudsmann stark zugenommen. „Betroffene werden mir häufig substanzlosen Drohungen verunsichert und versucht, zur Zahlung zu bewegen“, sagt Bernhard Jungwirth, Projektleiter der unabhängigen Streitschlichtungsstelle zur futurezone. Neu sei, dass auch zunehmend mit Pfändungen gedroht werde.

Bis zu 500 Euro

32 Prozent der mehr als 3700 im vergangenen Jahr eingegangenen Beschwerden bezogen sich laut dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht des Internet Ombudsmanns auf solche Abo-Fallen. Vor allem Routenplaner-Dienste sorgen für Ärger. Konsumenten werden in der Regel mit „kostenlosen“ Gewinnspielen auf Webseiten wie „routenplaner-maps.online“ oder „gps-routenplaner.net“ gelockt. Um daran teilzunehmen, müssen sie sich registrieren und erhalten dann Rechnungen für die Nutzung der Dienste, die bis zu 500 Euro für 24 Monate betragen können. Abgesehen davon, dass solche Dienste im Netz etwa von Google oder Microsoft auch kostenlos verfügbar sind, ist in den meisten Fällen auch kein gültiger Vertrag zustande gekommen, da die Kostenhinweise oft gut versteckt werden.

Jungwirth rät betroffenen Konsumenten, die Zahlungsaufforderungen solcher Dienste erhalten, sich nicht einschüchtern zulassen und rechtlichen Rat, etwa beim Internet Ombudsmann, einzuholen: „Meistens kann man die Schreiben ignorieren, weil keine Zahlungspflicht besteht.“ Bei Dienstleistungen oder Angeboten, bei denen man davon ausgehe, dass sie kostenlos seien, man sich aber dennoch registrieren müsse, sei generell Vorsicht geboten, warnt Jungwirth. Er empfiehlt in solchen Fällen die Nutzungsbedingungen genau auf etwaige versteckte Kosten durchzulesen.

Vertragsstreitigkeiten

VertragsstreitigkeitenNeben Abo-Fallen gingen mit 23 Prozent die meisten Beschwerden auf Vertragsstreitigkeiten zurück. Dabei haben vor allem Streitigkeiten über Online-Dienstleistungen, wie etwa Erotik-Abos oder Partnerbörsen zugenommen, erzählt Jungwirth. Beschwerden bei Warenbestellungen im Internet seien hingegen nicht so stark gewachsen wie der Online-Einkauf: „Das ist eine erfreuliche Entwicklung.“

Watchlist für Betrugsfälle

Insgesamt wurden dem Internet Ombudsmann 2016 Streitfälle im Wert von 1,3 Millionen Euro gemeldet. Zwei Drittel davon konnten zugunsten der Beschwerdeführer abgeschlossen werden. Zu größeren Schäden komme es meist bei Betrug oder betrugsähnlichen Szenarien, sagt Jungwirth. Um Konsumenten zu warnen wurde die Webseite watchlist-internet.at ins Leben gerufen, die über aktuelle Betrugsfälle informiert.

„Es geht auch darum, den Hausverstand walten zu lassen und sich zu fragen, ob Produkte oder Dienstleistungen wirklich so günstig sein können, wie sie auf einigen Webseiten angeboten werden“, sagt Jungwirth. Er rät dazu, Erfahrungen anderer Internet-Nutzer einzuholen oder im Impressum der Webseiten nachzusehen, wer dahinter steckt: „Gerade wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, ist Skepsis ein entscheidender Punkt.“

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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