Bericht

Jimmy Wales warnt Journalisten vor Wikipedia

Der Gründer des Online-Lexikons Wikipedia, Jimmy Wales, hält trotz der Konkurrenz aus dem Internet die gedruckte Zeitung für unverzichtbar. „Eine Zeitung kann ich zum Strand mitnehmen, in den Rucksack stopfen und muss mich nie sorgen, dass sie gestohlen wird“, sagte der US-Amerikaner der „Frankfurter Rundschau". Der Buch- und Zeitungsdruck sei „eine großartige, billige und einfach nutzbare Technologie“. „Deshalb glaube ich sogar, die gedruckte Zeitung verschwindet nie völlig“, so Wales.

Die Zukunft des Journalismus als Geschäftsmodell sieht Wales, den das „Time“-Magazine jüngst zu einer der 100 einflussreichsten Personen unserer Zeit kürte, dennoch im Digitalen. „Ich verfolge fasziniert die Entwicklung der digitalen Zeitungs-Apps auf tragbaren Geräten wie dem iPad“, sagte er. „Damit gibt es erstmals die Möglichkeit, auch Kleinstbeiträge einfach und sicher zu bezahlen. Ich hielt nie den Preis, sondern immer den Aufwand für die Hürde vor Online-Abos“, so Wales.

Vorsichtiger Umgang notwendig
Journalisten rät der Wikipedia-Erfinder jedoch zu besonders vorsichtigem Umgang mit dem von ihm gegründeten Lexikon, das von Millionen Nutzern in aller Welt verfasst wird. Er freue sich zwar, auch für Journalisten eine wichtige Referenz geworden sein, sagte Wales. „Das birgt aber Gefahren: Wikipedia verlangt verlässliche Quellen, die nur selbst recherchierte und redaktionell gegengeprüfte Fakten veröffentlichen. Wenn Redaktionen dabei auf uns zurückgreifen, entsteht ein Kreisschluss - man bestätigt sich nur gegenseitig.“

Journalisten und Studenten sollten Wikipedia nur nutzen, „um die Basis für die richtigen Fragen bei eigenen Recherchen zu bekommen“, forderte Wales. Der Druck, unter dem die Medien stünden, verlange von Journalisten oft, „Sofort-Experten für jedes Thema“ zu sein. „Dann kann er bei uns schnell herausfinden, was die Eckpunkte und Debatten zum Thema sind“, rät Wales.

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