Kapsch: Mikrowellen-Aufkleber statt Vignette
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"Sich eine Auto-Vignette zuzulegen ist so, als würde man sich einen Geldschein auf die Windschutzscheibe picken", meint Michael Gschnitzer, der Leiter des Mautgeschäfts bei Kapsch TrafficCom diese Woche bei einer Pressekonferenz. Sein Unternehmen zog dabei Bilanz über das zehnjährige Bestehen des elektronischen LKW-Mautsystems in Österreich und warf dabei auch einen Blick in die Zukunft.
Die PKW-Maut könnte ganz leicht ebenfalls elektronisch eingehoben werden, zeigt sich das Unternehmen überzeugt. Das derzeitige System mit der Vignette wird als "retro" bezeichnet. Laut Thomas Reznicek, dem Area Manager für Österreich und die Schweiz bei Kapsch TrafficCom, werde sich die elektronische Variante ohnehin irgendwann durchsetzen: "Kunden wollen einfach mehr Komfort." Die elektronische Variante der Mauteinhebung sei eine logische Entwicklung. Zweifel an einer Umstellung würden sich sehr bald auflösen. Eine Analogie aus dem Gesundheitsbereich: "Den Krankenschein gibt's ja auch nicht mehr."
Elektronische Maut für PKW
Bei der elektronischen Erfassung der PKW-Maut gäbe es verschiedene Möglichkeiten, meint Reznicek. Eine davon sei die automatische Kennzeichenerkennung durch Kameras auf Überkopfbrücken. Die Infrastruktur dafür sei durch die LKW-Maut bereits großteils vorhanden. Genau wie bei LKW präferiert man auch bei PKW ein "Free Flow"-System, bei dem der Verkehr nicht durch Mautstationen gebremst wird.
Bei der automatischen Kennzeichenerkennung sieht Kapsch allerdings datenschutzrechtliche Debatten voraus. Aber auch hierfür gäbe es eine Lösung: Anonyme Tags, die ähnlich wie Vignetten an der Autoscheibe angebracht werden. Ein solcher Aufkleber, der mit der Infrastruktur über eine Mikrowellen-Funkfrequenz im 5,8 GHz-Band kommuniziert, würde die Bezahlung der Mautgebühr bestätigen und eine Registrierung des Kennzeichens während des Vorbeifahrens obsolet machen.
Alternativ könnte die Maut auch über ein Satelliten-System eingehoben werden. Dagegen sprechen laut Kapsch aber einige Argumente, nicht zuletzt auch ein datenschutzrechtliches. Per Satellit und Navigationssystem-Empfänger könnten zurückgelegte Routen von Behörden nicht nur punktuell, sondern sogar vollständig nachvollzogen werden.
Mikrowelle vs. Satellit
Die Glaubensfrage Mikrowelle oder Satellit beschäftigt Verkehrsplaner und Politik auch durch die Debatte rund um eine flächendeckende Einführung der LKW-Maut in Österreich. Laut Thomas Reznicek sei die Entscheidung vor allem betriebswirtschaftlicher Natur. Mikrowelle eignet sich demnach besser für die Mautkontrolle am hochrangigen Straßennetz oder auf Sonderstraßen (etwa Tunnel, Brücken oder Bergstrecken). Der Investitionsaufwand für Mautzahler sei relativ gering, jener für die Infrastrukturbetreiber höher.
Satelliten-Kontrolle eignet sich wiederum zur Kontrolle des gesamten nationalen Straßennetzes. Der Investitionsaufwand für Mautzahler sei höher, jener für Infrastrukturbetreiber niedriger.
Flächendeckende LKW-Maut
In Österreich hält Kapsch die Einführung einer flächendeckenden Maut, sowohl für LKW als auch für PKW für wenig rentabel. Für PKW-Fahrer sei der Investitionsaufwand ohnehin zu hoch, der Widerstand wäre enorm. Aber auch bei LKW zahle sich eine flächendeckende Maut nicht aus. Das niederrangige Straßennetz werde großteils nur von leichten LKW und nur für eher kurze Strecken verwendet.
"Bei einer flächendeckenden LKW-Maut würden die zusätzlichen Mauteinnahmen gering ausfallen, da in der Fläche eher kleinere, niedrig kategorisierte LKW mit geringer Kilometerleistung unterwegs sind", sagt Reznicek. Eine Ausweitung des bestehenden Mikrowellensystems auf gewisse niederrangige Strecken wäre für Kapsch vorstellbar, allerdings nur gewisse Routen mit einer Gesamtlänge von 300 Kilometer.
Engagement in Deutschland
Neben Österreich hat Kapsch TrafficCom auch in vielen anderen Ländern Mautsysteme errichtet. Fünf von acht Free-Flow-Mautsystemen in Europa stammen aus der Hand des Wiener Verkehrstechnikunternehmens. In Deutschland laufen derzeit Verhandlungen über die Einführung einer PKW-Maut. Kapsch bemüht sich dabei um die Entscheidung für eine elektronische Lösung und in weiterer Folge um den Zuschlag für das eigene Angebot.
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