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Crowdfunding

Kickstarter-Nutzer müssen für gescheitertes Projekt zahlen

Rund 406.500 Euro (290.386 Pfund) sammelte das Unternehmen Triggertrap mit einer Kickstarter-Kampagne für das Projekt Triggertrap Ada im Jahr 2013 von 1971 Unterstützern ein. Damit übertraf das Unternehmen, das für seine Auslöser für Mobiltelefon-Kameras bekannt ist, seine selbst gesetzte Zielangabe fast um das Fünffache.

Bei Ada handelte es sich um einen Funkauslöser, der für High-Speed-Aufnahmen konzipiert wurde, und der mit einem Laser-Sensor ausgestattet gewesen wäre, der auch bei Bewegungen auslöst. Das Projekt begeisterte viele Fotografie-Fans. Auch Andreas D. aus Österreich unterstützte das Kickstarter-Projekt und reservierte sich ein „Ada Platinum Kit“ inklusive Triggertrap Mobile Dongle.

"Risiko bewusst falsch dargestellt"

Doch das Crowdfunding-Projekt Ada scheiterte, wie Triggertrap vergangene Woche bekannt gab. Laut Angaben des Triggertrap-Chefs Haje Jan Kamp würde die Fertigstellung von Ada das Unternehmen komplett ruinieren, wie "The Register" berichtet. Man habe sich bei den Produktionskosten verschätzt. Die Unterstützer sollen nun nur 20 Prozent ihres ausgelegten Geldes zurückerhalten – und sind darüber erzürnt, wie in zahlreichen Kommentaren nachzulesen ist.

Triggertrap Ada - gescheitert. Die Nutzer wollen sich nicht mit 20 Prozent Rückerstattung abspeisen wollen.
„Mir war immer klar, dass Kickstarter nicht ohne Risiko ist. Ich habe auch vollstes Verständnis dafür, wenn Projekte schief gehen, sei es aus Unerfahrenheit oder aus Pech. Triggertrap hat das Risiko aber sehr bewusst falsch dargestellt. Sie hatten angeblich einen fertigen Prototypen, haben sich selbst als Firma mit Erfahrung in dem Bereich dargestellt und hatten auch schon ein Produkt aus der Kategorie am Markt. Es war also kein unerfahrenes Start-up aus einer Garage“, wie Andreas D. seine Überlegungen zur Unterstützung von Ada im Gespräch mit der futurezone erläutert.

"Unternehmen hätte nicht überlebt"

Tatsächlich war auf der Kickstarter-Seite ein Video mit einem Prototypen zu sehen. Laut Kamps sei das ein „rudimentärer Prototyp“, bei dem ein Haufen an Änderungen notwendig gewesen sei. Die Investitionskosten wären am Ende zu hoch dafür gewesen. „Hätten wir Triggertrap Ada rausbracht, hätte das bedeutet, dass das Unternehmen nicht überlebt. Wenn das passiert, hätten wir nicht nur unsere Kickstarter-Unterstützer enttäuscht, sondern eine sechsstellige Nummer an Kunden von der ganzen Welt“, so Kamps zu "The Register".

Gegenüber der futurezone wollte Kamps keine Stellungnahme zur Causa abgeben. "No futher comments", hieß es vom CEO nach Übersendung unseres Fragenkatalogs.

Dass die Unterstützer nur ein Fünftel Ihres Geldes zurück kriegen sollen, erklärt das Unternehmen gegenüber "The Register" damit, dass der Rest bereits in die Produktionskosten geflossen sei. Acht Prozent des Geldes seien zudem in Kickstarter und den Überweisungsprozess geflossen. Zum Zeitpunkt, als das Kickstarter-Projekt eingebracht wurde, gab es aber bestimmte Nutzungsbedingungen, die - vorsahen, dass Unternehmen ihr Geld zurückzahlen müssten, wenn sie ihr Projekt nicht erfolgreich zu Ende bringen. Konkret heißt es in den Nutzungsbedingungen: „Project Creators are required to fulfill all rewards of their successful fundraising campaigns or refund any Backer whose reward they do not or cannot fulfill.”

"Nutzungsbedingungen recht eindeutig"

Triggertrap sieht das nun freilich anders und spricht davon, dass damit nur eine Teilrefundierung gemeint sein kann. „Ich denke Triggertrap hat hier eine sehr freie Interpretation gewählt. Die damals gültigen Nutzungsbestimmungen sind hier in meinen Augen recht eindeutig. Hier nun zu behaupten, es wäre ok nur das verbleibende Geld zurückzuzahlen, entspricht wohl kaum der Intention von Kickstarter hier für die Backer eine gewisse Sicherheit zu schaffen. Es ist enttäuschend, dss eine Firma, der man vertraut hat, mit der man ein wirklich gutes Produkt realisieren wollte, nun die Unterstützer so im Regen stehen lässt. Ich denke niemand will Triggertrap untergehen sehen, aber das Angebot von 20 Prozent lässt nur die Unterstützer zahlen. Triggertrap geht ohne finanziellem Schaden aus der Sache heraus“, beschwert sich Andreas D.

Der betroffene Unterstützer fände es hingegen fair, wenn es einen Rückzahlungsplan gebe, bei dem sie vom Weiterbestehen der Firma profitieren würden. „Das würde zumindest die Aufrichtigkeit und den Willen von Triggertrap zeigen, auch einen Teil ihres Fehlschlages zu schultern.“ Kickstarter hat obendrein im Herbst 2014 seine Nutzungsbedingungen angepasst, bei denen die oben erwähnte Passage ersatzlos gestrichen wurde. Das heißt: Jetzt gibt es diese Klausel bei Kickstarter nicht mehr, was bedeuten könnte, dass so etwas in Zukunft häufiger passiert.

"Reines Glücksspiel"

Andreas D. ist zudem enttäuscht, dass von Seiten Kickstarters keinerlei Reaktion zu dem Vorfall gekommen ist. „Nicht nur, dass sie selber aktiv werden könnten, so verweigern sie auch jede Auskunft darüber ob die Interpretation der Nutzungsbedingungen von Triggertrap auch dem entspricht was Kickstarter ausdrücken wollte. Damit ist es zu einem reinen Glücksspiel geworden und ich würde jedem raten, eher auf das fertige Produkt zu warten als einer Firma einen Vertrauensvorschuss zu geben.“ Andreas D. wird künftig keine Kickstarter-Projekte mehr unterstützen. Laut seiner Aussage überlegen einige betroffene Kickstarter-Nutzer aus den USA und Großbritannien, gegen Triggertrap nun rechtliche Schritte einzuleiten. Andreas D. verzichtet. „Bei rund 200 Euro Schadenshöhe zahlt sich das einfach nicht aus.“

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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