© Screenshot gizmodo/EPA/Reuters

Photoshop

"Krone" manipuliert Bürgerkriegs-Bilder

Die Tageszeitung "Kronen Zeitung" veröffentlichte am Samstag ein Bild aus Syrien, das in Wahrheit aus zwei verschiedenen Bildern bestand und geschickt via Photoshop manipuliert wurde. Es zeigt eine Familie mit Baby vor den zerbombten Schluchten von Aleppo in Syrien. Tatsächlich stammen beide Bilder aus Syrien, aber die Familie wurde ursprünglich nicht vor den zerbombten Schluchten abgelichtet, sondern im Ort Aleppo und zwar vor einer Hauswand. Das Original-Bild dazu stammt von der Fotoagentur EPA, das Bild von den zerbombten Schluchten von Reuters oder AFP. 

Das berichtete Gizmodo am Wochenende - und warf der "Kronen Zeitung" vor, mit den manipuliertem Photoshop-Bild die Lage in Syrien zu dramatisieren - als sei diese nicht schon schlimm genug. Beide Versionen der Fotos machten zuvor auch auf Facebook die Runde. Eine futurezone-Anfrage bei der "Kronen Zeitung" bezüglich einer Stellungnahme verlief im Sand: Bis zum Abend gab es keinen offiziellen Kommentar aus der Chefredaktion.

"Verstößt gegen Journalistenkodex"
Der Österreichische Medienrat des Österreichischen Journalisten Clubs (ÖJC) rief am Montag "aus gegebenen Anlass" dazu auf, "besonders besonnen über die Hintergründe und Auswirkungen des Bürgerkriegs in Syrien zu berichten. Keinesfalls dürfen Tatsachen und Fotos manipuliert werden. Die Verfälschung von Fotoinhalten verstößt gegen den Österreichischen Journalistenkodex und ist daher nicht statthaft."

„Die Medienkonsumenten erwarten sich von uns Journalisten eine unabhängige, seriöse und umfassende Berichterstattung - besonders aus Kriegs- und Krisengebieten“, betont der Obmann des Österreichischen Medienrates und ÖJC-Präsident Fred Turnheim in einer Aussendung.

Update: Dichand entschuldigt sich
In der Dienstagsausgabe der Kronen Zeitung entschuldigt sich Herausgeber Christoph Dichand auf Seite 2 für die Montage: "Während wir die Copyrights beider Fotos korrekt angegeben haben (EPA und AFP), fehlte leider der Hinweis darauf, dass es sich eben um das journalistische Stilmittel einer Fotomontage handelt. Wir entschuldigen uns für das Versäumnis."

Seine darauf folgende Rechtfertigung enthält einen Verweis auf das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel: "Das Problem sind nicht diese Bilder, die an das Grauen des Krieges, der in Syrien tobt, kaum herankommen, das Problem sind jene Bilder, die sich vor den Augen der Menschen dort täglich abspielen. Im deutschen Nachrichtenmagazin `Der Spiegel` rekonstruierten Überlebende des Massakers von Hula das menschenverachtende Vorgehen des Regimes. Das sind die Bilder, die es zu bekämpfen gilt!"

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