Lieferdrohnen transportieren Medizin und keine Amazon-Pakete
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Bekanntheit erlangte das Konzept von unbemannten Fluggeräten, die Pakete zustellen, als Amazon vor sechs Jahren angekündigt hat, kleinere Bestellungen per Drohne zu versenden. Der Online-Händler hält zwar an seiner Vision fest, ein breites Publikum hat bislang aber noch keine Möglichkeit, sich Pakete per Drohne zustellen zu lassen.
Anderswo sind Lieferdrohnen jedoch auf nahezu alltäglicher Basis im Einsatz und retten dabei sogar noch Leben. Vor allem in infrastrukturschwachen Regionen in Afrika gibt es vielversprechende Ansätze, wichtige Güter per unbemannten Fluggeräten zu versenden.
"Die größte Herausforderung bei der zeitgerechten Zustellung von dringend notwendigen Medikamenten ist meist die so genannte 'letzte Meile'", sagt Sara de la Rosa, sie koordiniert die Projekte mit Lieferdrohnen in der Interagency Supply Chain Group Unmanned Aircraft Systems (ISG UAS), in der sich wichtige Geldgeber und internationale Organisationen zusammengeschlossen haben. Ziel dieser informellen Vereinigung ist es die Entwicklung und Integration neuer Lieferketten-Lösungen im Hinblick auf den Einsatz von Lieferdrohnen voranzubringen und abzustimmen.
Medikamente fliegen durch die Luft
Straßen in abgelegene Dörfer seien oft über längere Zeiträume nicht entsprechend befahrbar (z.B während jährlichen Überschwemmungen) und bis Straßeninfrastruktur ausgebaut ist, werden noch Jahrzehnte vergehen. In der Zwischenzeit können Drohnen dabei helfen diesen Entwicklungsschritt zu überbrücken und die medizinische Versorgung in den betroffenen Gebieten wesentlich zu verbessern, erklärt de la Rosa. Der Fokus bei Drohnenlieferungen liege in erster Linie auf lebensnotwendigen Gesundheitsgütern, wie Medikamenten gegen Malaria, Blutkonserven oder Antibiotika.
Die Flugbahnen werden im Vorhinein geplant und programmiert, sodass die Drohnen autonom fliegen können. In Regionen mit geringer Netzwerkkommunikation und oft verweigertem GPS, können Fluggeräte zunehmend ihren Weg mithilfe von Satelliten-Kommunikationssystemen finden, etwa von Iridium oder Inmarsat, erklärt de la Rosa.
Drohnen im Einsatz
Auf diese Weise hat etwa Zipline bereits rund 14.000 "lebensrettende Lieferungen per Drohne" durchgeführt, wie auf der Website des Start-ups zu erfahren ist. Mit mehreren Logistikzentren, die jeweils zugleich eine Drohnenbasis darstellen, kann Zipline ungefähr 13 Millionen Menschen in Ruanda und Ghana mit Medikamenten versorgen.
Von der Bestellung bis zur Zustellung vergehen ungefähr 30 Minuten, heißt es von Zipline. Die elektrisch betriebenen Drohnen haben einen Service-Radius von 80 Kilometer, fliegen mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 100 km/h und können eine Last von 1,8 Kilogramm befördern. Ist eine Lieferung am Ziel, wirft die Drohne das Paket ab, welches dann mittels Fallschirm zu Boden gleitet.
Auch Nahrungsmittel per Drohne
Das World Food Programme der UN will etwa Drohnen auch dazu einsetzen, Krisenregionen mit Nahrungsmittel zu beliefern - allerdings sind hier Drohnen notwendig, die schwerere Lasten transportieren können.
"Vieles hängt dabei von den regulatorischen Voraussetzungen ab. Drohnen, die mehr als 25 Kilogramm befördern, werden in zahlreichen Ländern bereits als reguläres Flugzeug kategorisiert. Daraus ergeben sich neue Ansprüche an die Fluggeräte und gleichzeitig völlig andere Rahmenbedingungen", sagt de la Rosa. "Je größer und schwerer die transportierten Lasten sind, desto komplizierter wird es. Für die Versorgungskette macht dies jedoch durchaus Sinn."
Start-ups vor Ort
Zipline entwickelt die Drohnen zwar in den USA, vor Ort werden allerdings lokale Teams aufgebaut, die sich dann um die Drohnenlieferungen kümmern. Auf diese Weise könne auch ökonomische Wertschöpfung in den jeweiligen Ländern erreicht werden, heißt es auf der Webseite des jungen Unternehmens.
Auch die ISG UAS verfolgt den langfristigen Ansatz, dass die Drohnenlieferungen von lokalen Unternehmen durchgeführt werden, erklärt Sara de la Rosa. "Drohnen-Unternehmen aus den USA und Europa bilden in afrikanischen Ländern auch zunehmend lokale Start-ups aus, damit diese künftig die Drohnenlieferungen koordinieren können." Außerdem würden dadurch auch lokale Start-ups ermutigt, in diesen Geschäftsbereich einzusteigen.
Wettbewerb für Lieferdrohnen
Aus den erfolgreichen Ansätzen für Lieferdrohnen ist in Afrika mittlerweile ein eigenes Start-up-Ökosystem entstanden. Am Viktoriasee in Tansania wird es zum ersten mal dieses Jahr einen Wettbewerb geben, bei dem Drohnen-Unternehmen aus den verschiedenen Regionen des Kontinentes gegeneinander antreten werden.
Ziel des Events ist nicht nur die Leistungsschau, sondern auch die Ermutigung einer panafrikanische Vernetzung zwischen Start-ups, Zivilluftfahrtbehörden, Wissenschaft, Logistik-Experten und zahlreiche Organisationen, mittels Konferenzen und Symposien zu entsprechenden Themen. Die Lake Victoria Challenge geht im November über die Bühne. Das dazugehörige Symposium ist für Dezember geplant.
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