Amazon arbeitet an Zustellung mit Mini-Drohnen
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Der Online-Händler Amazon will in einigen Jahren Bestellungen mit automatischen Mini-Drohnen zustellen. Der Konzern arbeite an eigenen Fluggeräten, enthüllte Gründer Jeff Bezos in einem US-Fernsehinterview am Sonntag. Die Idee sei, dass die „Octocopter“ bestellte Ware binnen 30 Minuten zum Käufer bringen. Bezos schränkte ein, dass noch weitere Tests und Zulassungen der Luftfahrt-Behörde FAA nötig seien. Er rechne allerdings damit, die Zustell-Option in vier bis fünf Jahren anbieten zu können. Einen Namen für den Service hat er bereits: „Prime Air“.
Die Dienstleistung dürfte für kleine und besonders eilige Bestellungen auf kurze Entfernung vorbehalten bleiben: Die achtmotorigen Drohnen könnten Waren mit einem Gewicht von bis zu 2,3 Kilo transportieren und pro Lieferung etwa 16 Kilometer zurücklegen, sagte Bezos.
Behördliche Bewilligungen ausständig
Das Team der Interview-Sendung „60 Minutes“ mit dem bekannten TV-Journalisten Charlie Rose konnte Prototypen der Drohnen bei Amazon filmen. Der Konzern demonstriert den Plan in einem Video, in dem eines der Fluggeräte eine Bestellung direkt vom Band eines Logistikzentrums abholt und damit vor einem Haus landet. Die FAA arbeitet allerdings erst noch daran, Regeln für den möglichen Einsatz unbemannter Drohnen im US-Luftraum zu erarbeiten.
Der Fahrplan der US-Behörde sieht das Jahr 2015 als Einführungs-Ziel von Drohnen vor. In der EU wird das Jahr 2016 anvisiert - allerdings nur für ferngesteuerte Drohnen. Ob die Amazon-Prime Octocopter ferngesteuert oder autonom unterwegs sein sollen, ist noch nicht bekannt. In Österreich wurden "unbemannte Luftfahrzeuge" gerade erst heuer gesetzlich definiert. Die entsprechende Novelle des Luftfahrtgesetzes tritt 2014 in Kraft.
"In sechs Jahren realistisch"
Auf die "Prime Air"-Drohnen könnten aber noch ganz andere Fragen zukommen: Ist etwa ein Haus mit Garten als Landeplatz Voraussetzung? Wo sollten Bewohner von Mehrfamilienhäusern ihre Drohnen-Lieferungen abholen? Was passiert bei Schlechtwetter? Antworten darauf liefert Amazon vorerst nicht. Jeff Bezos hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, zu den ganz großen Vordenkern im Technologiegeschäft zu zählen. Einen Drohnen-Zustelldienst innerhalb von vier bis fünf Jahren aufzustellen ist allerdings ein äußerst optimistisches Ziel.
"Ich bin ganz begeistert von der Idee", meint Bruno Wiesler, der Leiter des Studiengangs Luftfahrt/Aviation an der FH Joanneum in Graz. "Ich kann mir vorstellen, dass Amazon genügend Kapital einsetzt, um einen Drohnen-Lieferservice aufbauen zu können. Vier bis fünf Jahre werden schwierig. Zunächst muss das ganze Thema Gefahrenerkennung technisch zufriedenstellend gelöst werden. Aber sechs Jahre halte ich für realistisch."
Australien macht's vor
Wie ein Drohnen-Lieferdienst funktionieren könnte, zeigt derzeit bereits ein australisches Projekt vor. Die Fachbücher-Vermietung Zookal will bereits ab 2014 Drohnen einsetzen um Bücher an Studenten zu liefern. Diese suchen sich eine beliebige Stelle im Freien per App aus, um dort ihre Bestellung zum empfangen. Die Betriebserlaubnis seitens der australischen Luftfahrtbehörde CASA wird im März erwartet, berichtet The Verge.
Persiflage
Amazons direkte Konkurrenz schläft nicht und beeilt sich, Amazons "Prime Air" sofort auf's Korn zu nehmen. Der britische Buchhändler Waterstones bringt nur Stunden nach Bekanntwerden von Amazons futuristischem Plan "O.W.L.S." ins Spiel, das Ornithological Waterstones Landing Service. Anstatt mit Drohnen sollen dabei Bücher durch speziell dressierte Eulen ausgeliefert werden. Über den anvisierten Starttermin für den satirischen Vogel-Lieferdienst gibt es keine Angaben.
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