© Starship Technologies

Letzte Meile

Lieferroboter sollen bald in Österreich Pakete zustellen

"Güter werden zwar schnell und effizient über lange Distanzen transportiert, bei der letzten Meile kommt es aber zu Verzögerungen", sagt der frühere Skype- und KaZaa-Entwickler Ahti Heinla am Rande der diesjährigen Innovationskonferenz Digital Life Design (DLD) in München zur futurezone. Gemeinsam mit Skype-Mitgründer Janus Friis rief der 43-jährige Este das Unternehmen Starship Technologies ins Leben, das mit seinen im November vorgestellten Lieferrobotern das Geschäft mit der Hauszustellung revolutionieren will. Dabei habe das Unternehmen auch Österreich im Visier, sagt Heinla. "Wir haben spezifische Pläne. Der österreichische Markt ist sehr interessant."

Der etwa 15 Kilogramm schweren und bis zu 6,5 Stundenkilometer schnellen Lieferbots, die Platz für zwei große Einkaufssackerln bieten, sollen künftig von lokalen Lieferzentren aus Waren innerhalb von 30 Minuten auf Abruf zustellen. Sie können von Kunden Tag und Nacht über eine Smartphone-App angefordert und auch geöffnet werden. Über das Handy lässt sich auch die jeweilige Position der autonom fahrenden Roboter-Kuriere verfolgen.

Rund um die Uhr im Einsatz

"Viele Leute wollen zwar gerne online einkaufen, für die Lieferung wollen sie aber nichts bezahlen", sagt Heinla. Sein Start-up ermögliche es, die Kosten für die letzte Meile radikal zu senken. Die Roboter könnten 24 Stunden sieben Tage die Woche im Einsatz sein, das sei bei menschlichen Zustellern nicht möglich. "Sie müssen essen und schlafen." Die Kosten für die Hauszustellung mit dem Lieferbot beziffert Heinla mit rund einem Euro pro Lieferung. Seine Roboter würden die letzte Meile billiger und für den Kunden auch angenehmer gestalten: "Wenn etwa jemand um 18:00 Uhr von der Arbeit nach Hause kommt, kann er sich bestellte Waren zustellen lassen. Wenig später ist sie dann vor der Haustür."

In ausgewählten Städten in Großbritannien und den USA sind bereits erste Tests mit den Lieferrobotern im Gange. Dort habe sein Unternehmen von lokalen Behörden die Genehmigung für den Testbetrieb der Bots auf Gehsteigen erhalten. In Österreich wäre der Einsatz der selbstfahrenden Roboter auf Gehsteigen heute schon möglich, wie es aus dem Verkehrsministerium heißt. In anderen Ländern stehen dem Einsatz der Starship-Technik noch gesetzliche Hürden entgegen.

"Niemand mag Drohnen"

Dass auch bereits Unternehmen wie Amazon und Google - aber auch die deutsche und Schweizer Post - an der Überbrückung der letzten Meile mittels Lieferdrohnen arbeiten, beunruhigt Heinla nicht. "Niemand mag Drohnen, die Leute wollen nicht, dass sie mit Paketen über ihre Garten fliegen." Lieferroboter seien auch weit sicherer als die unbemannten Flugobjekte, meint der Entrepreneur. "Wenn es ein Problem gibt, bleiben sie einfach stehen. Drohnen aber fallen dann womöglich vom Himmel."

Die Bots des Unternehmens sind mit GPS, Sensoren und neun Kameras bestückt und können so Hindernissen ausweichen und Kollisionen vermeiden. "Es ist sicher möglich, dass unsere Roboter am Anfang Passanten verwirren, aber sie können keinen ernsthaften Schaden anrichten", sagt Heinla.

"Für Kriminelle wertlos"

Was aber passiert, wenn jemand den Lieferroboter überfällt oder gar entwendet? Der Roboter selbst sei für Kriminelle wertlos, da er ohne Freischaltung durch das Unternehmen nicht funktioniere, erläutert Heinla. Der Gepäckraum sei gut gesichert. Würde jemand versuchen, ihn unautorisiert zu öffnen, ertöne ein Alarmsignal. Darüber hinaus sei der Roboter permanent mit dem Internet verbunden und würde Fotos des Angreifers übermitteln.

Noch heuer sollen die Starship-Roboter in ersten Städten den Regelbetrieb aufnehmen. Man sei bereits mit vielen großen Zustellern im Gespräch, sagt Heinla. 2017 soll die Massenproduktion der Bots anlaufen. "Wir denken dabei nicht an Stückzahlen von 20 oder 100. Wir wollen Tausende Roboter produzieren."

Lieferrobtoer wären in Hinblick auf die österreichische Straßenverkehrsordnung als ein "vorwiegend zur Verwendung außerhalb der Fahrbahn bestimmtes Kleinfahrzeug zu klassifizieren", heißt es aus dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) auf Anfrage der futurezone. Das Kraftfahrzeuggesetz finde deshalb keine Anwendung. "Der Umstand, dass der Roboter autonom fährt und somit keine unmittelbare Beeinflussung durch eine physisch anwesende Person möglich ist, wird von den verkehrsrechtlichen Regelungen nicht erfasst und ist daher für die rechtliche Einordnung nicht weiter relevant", so ein Ministeriumssprecher. Die Geräte können also auf Gehsteigen benutzt werden, allerdings muss dabei darauf geachtet werden, dass Fußgänger nicht gefährdet oder behindert werden.

Autonome Lieferdrohnen müssen am Boden bleiben

Für autonom fliegende Lieferdrohnen, die kommerziell betrieben werden, wäre in Österreich eine Bewilligung der Flugsicherheitsbehörde Austro Control erforderlich. De facto ist der Betrieb aber nicht möglich, da für sie dieselben Bestimmungen wie für bemannte Luftfahrzeuge gelten und die sehen unter anderem eine sprachliche Kommunikation mit Fluglotsen vor, die von den Drohnen nicht zuverlässig geleistet werden kann. Auch beim automatischen Ausweichen vor plötzlich auftauchenden Flugobjekten (Sense and Avoid) gibt es noch keine zufriedenstellende Lösung.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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