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CeBIT

Mit Software dem Social Web zuhören

Was sprechen Menschen im Social Web über die größte IT-Messe der Welt? Dies wurde in diesem Jahr zum ersten Mal verfolgt. Die Deutsche Messe AG bat das US-Unternehmen Salesforce um eine entsprechende Analyse. Diese zeigte, dass das neue iPad auf der CeBIT trotz Abwesenheit von Apple dennoch ein bedeutendes Thema war, wenn auch nicht so ein großes wie die neue Geräteklasse Ultrabooks, von denen auf der Messe einige neue Geräte zu sehen waren.

„Wir analysieren mehr als 150 Millionen verschiedene Quellen“, erklärte Rob Begg, Marketing-Vizepräsident von Radian6, gegenüber der futurezone. Neben den offensichtlichen Social Media-Kanälen wie Facebook und Twitter werden beispielsweise auch Blogs in die Analyse miteinbezogen. „Unsere Definition von Social Media umfasst sämtliche digitalen Medien, die von Konsumenten kreiert werden.“

Überwachung Einzelner statt Trend-Beobachtung?
Rund 3000 Salesforce-Kunden würden diese Social Media Monitoring-Software bereits nutzen, so Begg. Darunter befinden sich neben großen, internationalen Firmen wie Pepsi, Nestle oder MTV auch das US-Militär, Universitäten, Städte wie Manchester oder Calgary oder Hotelunternehmen. Doch was macht beispielsweise das US-Militär mit einer Monitoring-Software – Rekruten überwachen? „Nein. Das US-Militär will seine Rekruten einfach nur besser verstehen, damit es weiß, was jungen Menschen wichtig ist“, sagt Begg.

„Unsere Kunden aus dem öffentlichen Bereich nutzen die Software hauptsächlich aus Service-Gründen. Städte wie Manchester wollen beispielsweise wissen, wo der Müll nicht wie geplant entsorgt worden ist, oder wenn ein Bus Verspätung hat“, erklärt der Radian6-Manager. „Das ganze Big Brother-Konzept ist kein typischer Use-Case unserer Software.“

Digitale Bürgerproteste nachvollziehbar
Doch eines kann man mit der Software sehr wohl: digitale Bürgerproteste im Netz nachvollziehen. So zeigte auf der CeBIT etwa eine Tag-Wolke rund um das umstrittene Handelsabkommen ACTA gut an, was für Begriffe damit assoziiert werden. Wenn man im Anschluss auf den „Anti-Acta“-Tag geklickt hat, bekam man detailliert angezeigt, wann und wo sich die Proteste im Netz am stärksten formiert haben und wann es Demonstrationen gegeben hat. Auch #wien war dabei. Die wichtigsten Twitter-Accounts im Web, die am stärksten gegen ACTA mobil gemacht haben, war neben @netzpolitik auch @AnonAustria.

Wäre ACTA jetzt eine Marke und die Bürgerproteste ein Shitstorm, könnte das Unternehmen die „Rädelsführer“ des Shitstorms ausfindig machen und Kontakt aufnehmen, so Begg, der auch mehrfach betonte, dass die Software nur öffentliche Daten auslesen würde. „Bürger sind sich heutzutage bewusst, dass ihre Gespräche im Netz öffentlich sind“, sagt Begg. Andernfalls würden sie diese mit den entsprechenden Tools (Privatsphäre-Einstellungen auf Facebook und Twitter) schützen.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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