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Digital Life

Nach Bluttat: Hass-Portal 8chan verliert Schutz gegen Cyberattacken

Das Portal 8chan könnte bald offline gehen. Cloudfare, ein Unternehmen aus San Francisco, das Webseiten vor Cyber-Attacken schützt, will 8chan nicht länger betreuen. Der Grund: Der 21-jährige Verdächtige, der am Wochenende im texanischen El Paso 20 Menschen getötet und weitere 26 verletzt haben soll, hat sein Manifest angeblich auf 8chan veröffentlicht.

Auch der Verdächtige im Falle des Massakers in Christchurch, Neuseeland im März sowie jener, der für die Schießerei in einer Synagoge in Poway, Kalifornien in April verantwortlich sein soll, sollen sich des Hass-Portals bedient haben. Verliert 8chan den Schutz von Cloudflare, könnte sie verstärkt das Ziel von Cyber-Attacken durch Distributed Denial of Service (DDoS) werden. Dabei wird die Webseite mit Anfragen bombardiert, was die Server überfordert und die Seite folglich lahmlegt.

"Gesetzlose" Seite

Am Sonntag verkündete Cloudflare-Chef Matthew Prince, dass sich 8chan wiederholt als Hass-Portal bewiesen hat und somit den Schutz von Cloudflare verliert. Die Zuständigen der Seite seien „gesetzlos“ und diese Gesetzeslosigkeit habe mehrere tragische Tode verursacht, wie BBC berichtet.

Das Austreten von Cloudflare muss jedoch nicht obligatorisch ein Ende des Portals bedeuten. 2017 hat sich das Unternehmen gegen die Betreuung der Neo-Nazi-Seite „The Daily Stormer“ entschieden. Diese hat sich jedoch schnell neu aufgestellt. „Sie nutzten einen Cloudflare-Konkurrenten“, sagt Prince. Er zweifelt nicht daran, dass auch 8chan den Wettbewerb für seine Dienste nutzen wird. Das Internetproblem mit derartigen Plattformen sei demnach nicht gelöst.

Weniger Maßhaltung

8chan wurde vor sechs Jahren, als Alternative zu 4chan, von Fredrick Brennan gegründet. Das Portal versprach weniger Maßhaltung von kontroversen Themen und Bildern, die von 4chan im Gegensatz gelöscht würden. Die Seite dient nun unter anderem als Plattform für rechtsextreme Inhalte.

Brennan selbst wandte sich 2015 von der Seite ab und forderte wiederholt, sie aus dem Netz zu nehmen. Nach Cloudflares Ankündigung bedankte er sich per Twitter: „Vielen Dank @Cloudflare. Endlich könnte dieser Albtraum ein Ende haben“, schreibt er. Heute wird 8chan vom US-Veteran Jim Watkins geführt, der Vermutungen zufolge in den Philipinen lebt.

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