Fahrplandaten an Google Maps: Kritik an ÖBB
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Seit Montagabend scheinen Fahrplandaten der ÖBB in Google Maps auf. Das berichtet unter anderem der Webstandard am frühen Dienstag. Wenn der Anwender eine Route zwischen zwei Punkten kalkulieren lässt und dabei öffentliche Verkehrsmittel auswählt, bekommt er genaue Fußwege zu Bahnhöfen sowie Abfahrtszeiten der Züge und Umstiege geliefert. Dabei handelt es sich offenbar aber nicht um Echtzeitdaten, Verspätungen oder Zugausfälle werden demnach nicht angezeigt. Da die ÖBB diese Daten nun an Google weitergeben, sie jedoch nicht als Open Data veröffentlichen, gab es auch Kritik. So meldete sich die Initative Offene Öffis sowie die Grünen zu Wort.
Probebetrieb
Gegenüber der futurezone heißt es vonseiten der Bundesbahnen: „Wir kooperieren mit Google. Was die User derzeit sehen ist ein Probebetrieb, wir werden Anfang des neuen Jahres die finale Version zur Verfügung stellen können“. Laut der ÖBB sind alle Zugverbindungen innerhalb Österreichs in Google abrufbar, Echzeitdaten gebe es jedoch nicht, weil dafür die ÖBB-App Scotty verfügbar sei: „Für Echtzeitdaten ist Scotty unverändert das beste Tool für unsere Bahnfahrer. Mit Google kooperieren wir, weil – vor allem - für Touristen die Österreich besuchen der Fahrplan in ausreichender Form und mit einem einfachen Zugang zur Verfügung steht“, so die ÖBB.
Ob die Daten auch im Sinne eines offenen Zuganges für andere Entwickler freigegeben werden, ist derzeit noch unklar. Die ÖBB verweisen hier auf die Verkehrsauskunft Österreich (VAO): „Unsere Strategie ist es, eine gesamtösterreichischen Verkehrslösung zu fördern, das ergänzen wir durch die einzelne Kooperation mit Google. Unser Fokus liegt auf der VAO – ein Projekt des BMVIT. Daran arbeiten wir mit.“
Kritik aus der Politik
"Warum werden die Daten nur einem Megakonzern wie Google zur Verfügung gestellt, aber nicht als Open Data allen Entwicklern?", fragt der netzpolitische Sprecher der Grünen, Marco Schreuder, in einer Aussendung. Er verweist dabei auch auf das neue Regierungsübereinkommen, das ein Bekenntnis zu Open Data beinhaltet.
Robert Harm, Gründer der Initiative Offene Öffis, gibt sich über die plötzliche Freigabe der ÖBB im Gespräch mit der futurezone überrascht. Sollte tatsächlich nur Google auf die Schnittstelle zugreifen können, sei dies ein "falsches Signal". Auch Patrick Wolowicz von Offene Öffis, der unter anderem auch Entwickler der Fahrplan-App "Wann" ist, sieht den Schritt ebenfalls kritisch und schreibt: "Die ÖBB hat bewiesen, dass es für sie technisch kein Problem ist, ihre Daten anderen zu geben – sie hätte dies problemlos auch als Open Data machen können, so dass auch andere Unternehmen die ÖBB Daten in ihre Apps und Services integrieren können".
Wiener Linien
Als Open Data für die Allgmeinheit frei nutzbar sind hingegen die Verkehrs- und Echtzeitdaten der Wiener Linien. Auf Google Maps sucht man sie hingegen, trotz vielfachen Wunsches, vergebens. Das Verkehrsunternehmen sieht die Bringschuld bei Google, wie Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries gegenüber der futurezone erklärt: „Im Gegensatz zur ÖBB haben wir vor Monaten unsere Echzeitdaten sowie unser Rounting-Service in einem offenen Standard verfügbar gemacht“. Die Daten stehen unter der in Österreich für Open Data üblichen Creative Commons Namensnennung 3.0 Österreich– Lizenz zur Verfügung und dürfen – unter Angabe der Quelle – auch kommerziell genutzt werden.
Auch Google könne laut Gries auf diese Daten zugreifen: „Es gibt von unserer Seite keine Hindernisse“. Das Problem sei, dass Google die Daten in einem anderen Format braucht, als es die Wiener Linien standardmäßig bereitstellen. Das nochmalige Konvertieren würde einiges an Aufwand und Kosten bedeuten. „Der Ball liegt bei Google“, so Gries. „Als jemand der Geld damit verdienen möchte, muss man diese Kosten selbst tragen.“
Graz
Erst am Diestag wurde außerdem bekannt, dass auch die Öffi-Daten in Graz freigegeben werden, wie das Portal Open3.at berichtet. In einer Presseaussendung der Grazer Gemeinderätin Daniela Grabe heißt es dazu: „Die tatsächlichen Fahrzeiten (inklusive Verspätungen) der öffentlichen Verkehrsmittel werden für alle öffentlich abrufbar und verwendbar.“
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