Die ÖBB Rail Cargo Group hat die Open Innovation Challenge zum Thema "Digitalisierung im Schienengüterverkehr" initiiert
Die ÖBB Rail Cargo Group hat die Open Innovation Challenge zum Thema "Digitalisierung im Schienengüterverkehr" initiiert
© RCG/ Robert Deopito

ÖBB gewinnt Güterverkehrs-Innovationen per Crowdsourcing

ÖBB gewinnt Güterverkehrs-Innovationen per Crowdsourcing

Der Güterverkehr auf der Schiene ist genau wie alle anderen Wirtschaftsbereiche mit den Herausforderungen der Digitalisierung konfrontiert. Die Kundschaft will ihre Ware immer schneller von A nach B befördern und bevorzugt unkomplizierte Buchungsprozesse, Echtzeit-Informationen und vernetzte Daten. Für den Schienenverkehr ist es nicht einfach, diese Anforderungen zu erfüllen. Unterschiedliche technische Systeme existieren parallel, die Märkte in verschiedenen Ländern sind unterschiedlichen Regelwerken untergeordnet und die wachsenden Kundenbedürfnisse führen zu einem Spagat zwischen Individualisierung und Standardisierung.

Die ÖBB Rail Cargo Group hat die Open Innovation Challenge zum Thema "Digitalisierung im Schienengüterverkehr" initiiert

Ideen-Plattform

Die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) hat zur Entwicklung von Lösungen für diese Herausforderungen die Innovationskraft der Crowd herangezogen. Im Dezember 2016 wurde eine Open Innovation Challenge zum Thema Digitalisierung im Schienengüterverkehr gestartet. Kunden, Mitarbeiter, Start-ups und Erfinder wurden dazu eingeladen, ihre Ideen auf einer Online-Plattform vorzulegen. Gesucht wurden insbesondere Lösungen für drei spezifische Bereiche:

  • Informationsbereitstellung: Wie können Logistik-Kunden besser die Informationen erhalten, die sie benötigen?
  • Angebotslegung & Auftragsabwicklung: Wie kann der Prozess der individuellen Angebotserstellung und des Vertragsabschlusses vereinfacht werden?
  • Bestehende Lösungen der Digitalisierung: Welche Lösungen können verwendet werden, um den Schienengüterverkehr zu optimieren?

Impulse liefern

Zwei Monate lang hatten Interessierte Zeit, ihre Ideen auf openinnovation.oebb.at einzureichen. Wer seine neuen Lösungswege lieber vor der Einreichung persönlich besprechen wollte, konnte dies in einem der zusätzlichen Workshops mit Start-ups und Nutzern der Online-Plattform tun. Nach der Einreichfrist wurden alle Ideen von Experten der Rail Cargo Group untersucht und jene Ideen nominiert, die als besonders hilfreich betrachtet wurden. Am 22. Februar fand eine "Inno-Gala" in der ÖBB-Zentrale statt, zu der die Teilnehmer der vielversprechendsten Ideen eingeladen wurden.

Wie Peter Zehetbauer, einer der Initiatoren der Open Innovation Challenge, beschreibt, ist die Rail Cargo Group vor allem an Impulsen interessiert, die durch das Crowdsourcing geliefert werden. "Durch die Community haben wir die Möglichkeit, Themen-Cluster zu identifizieren. Gemeinsam mit Usern und Experten entwickeln wir diese dann weiter."

Mitfrachtgelegenheit

Im Rahmen der Open Innovation Challenge zum Thema Digitalisierung im Schienengütervekehr wurden insgesamt 59 Ideen gesammelt. Eine der Ideen, die als besonders hilfreich bewertet wurden, ist die so genannte "Mitfrachtgelegenheit" von RCG-Kunde und -Lieferant Sebastian Berger. Dabei steht die Buchung von Restplätzen in Güterzügen über eine Online-Plattform im Fokus. Auch das gemeinsame Buchen von Transportplätzen durch mehrere Kunden könnte auf diese Art ermöglicht werden. Freie Kapazitäten werden so ideal genutzt, der Transport wird kosteneffizienter.

Die ÖBB Rail Cargo Group hat die Open Innovation Challenge zum Thema "Digitalisierung im Schienengüterverkehr" initiiert

Organisations-Neugestaltung

Der RCG-Kunde Gunnar Scholz hat unter dem Titel "360-Grad-Sicht und Möglichkeiten" durchgespielt, wie man den Schienengüterverkehr ohne Rücksicht auf bisherige Strukturen gestalten könnte. Im Rundumblick sind neue Visionen zur Digitalisierung in der Planung, Buchung, im Waggon und in der Kommunikation enthalten. Zukunftskonzepte wie automatisierte Disposition oder Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung) hat Scholz ebenfalls inkludiert. "Unser Geschäft wurde hier als Planspiel gesehen. Das ist wichtig für die strategische Betrachtung der Dinge", ergänzt Maria Posch - ebenfalls von ÖBB Open Innovation.

Die internen Prozesse einer Transportanfrage hat RCG-Mitarbeiter Michael Sordo neu gedacht. Momentan verwenden Vertriebsmitarbeiter eine Vielzahl an Applikationen, Programmen und Arbeitsschritten, um den Anfragen- und Angebotsprozess abzuarbeiten. Sordo hat sich überlegt, wie man Digitalisierung nutzen könnte, um komplexe, interne Prozesse für Mitarbeiter und Kunden zu vereinfachen. "Um die Masse an Anfragen zu bewältigen, müssen wir intern schlanker werden. Viele Mitarbeiter bringen da ihre Verbesserungsvorschläge ein", lobt Zehetbauer seine Kollegen.

Umsetzung

Die von den RCG-Experten ausgewählten Ideen werden nun auf zwei verschiedenen Wegen behandelt. Einerseits werden sie in bestehende Projekte integriert und dort umgesetzt. Andererseits werden ausgewählte Ideen in einem Prototyp weiterentwickelt und mit Kunden getestet.

Die Digitalisierung im Schienengüterverkehr lieferte das Thema zur insgesamt dritten Open Innovation Challenge. Das Crowdsourcing von Ideen soll in Zukunft im Vier-Monats-Rhythmus stattfinden. Was aus eingereichten Ideen am Ende werden kann, sieht man anhand eines Projekts, das im Sommer 2016 aus der ersten Open Innovation Challenge hervorging. Der passionierte Bahnfahrer Anton Maurer entwarf ein Ampelfarben-System, das Wartenden am Bahnsteig die Sitzplatzauslastung von Waggons einfahrender Züge anzeigt.

Dieser Artikel enstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und den ÖBB.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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