Österreicher machen Marokko zum Mars
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Im Februar 2013 wird ein Teil der marokkanischen Wüste zum Mars, wie das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) am Donnerstag im Naturhistorischen Museum bei der Präsentation des Projekts "Mars 2013" verkündete. Das staubtrockene Gebiet nahe der Oasenstadt Erfoud gleicht mit einer Landschaft aus Sand und Stein tatsächlich sehr der Oberfläche des Nachbarplaneten - sieht man von der Atmosphäre ab. Das ÖWF will über einen Zeitraum von 28 Tagen vor allem seinen selbstentwickelten Raumanzug "Aouda" testen. Daneben werden weitere Projekte von Partnern aus aller Welt auf ihre Praxistauglichkeit getestet.
Die geplanten Aktivitäten umfassen ausführliche Tests zweier Versionen des Aouda-Raumanzugs, den Einsatz von vier Mars-Rovern, aufblasbare Mars-Habitate, humanmedizinische Experimente und das Testen von Verfahren zur Entdeckung von biologischen Markern. Außerdem findet ein Wechsel der Missionskontrolle von einem Kontrollzentrum zu einem anderen während eines simulierten Außeneinsatzes auf der "Marsoberfläche" statt. "Mars 2013" ist Teil von PolAres, einem interdisziplinären Programm zur Mensch-Roboter-Interaktion des ÖWF.
Kontrollzentrum in Innsbruck
Das Haupt-Kontrollzentrum während all dieser Projekte wird sich in Innsbruck befinden. Während simulierten Mars-Außeneinsätzen wird auch eine Datenübertragungs-Verzögerung von rund einer halben Stunde inkludiert, um realistische Bedingungen bei der Kommunikation zwischen Erde und Mars nachzubilden. Damit die Datenübertragung im Kontrollzentrum möglichst verzögerungsfrei vonstatten geht, stellt T-Mobile LTE-Ausrüstung zur Verfügung.
Auch das NASA Jet Propulsion Laboratory nimmt an dem Projekt in Marokko teil. Die ESA erwartet die Erkenntnisse des Wüsteneinsatzes mit großem Interesse. Wie Projektleiter Gernot Grömer erklärt, werden erst bei Praxistests verschiedenste Probleme deutlich, die es vor einer tatsächlichen bemannten Marsmission zu klären gilt.
Wie impft man durch einen Raumanzug?
Wie transportiert man etwa einen Astronauten ab, der gestürzt ist, aber aufgrund seiner Ausrüstung weder auf dem Rücken noch auf dem Bauch auf einer Trage liegen kann? Wie verpasst man einem Astronauten eine Impfung während eines Außeneinsatzes, ohne sein Leben durch ein Loch im Anzug aufs Spiel zu setzen? Wie funktioniert die Temperierung im Raumanzug-Inneren bei verschiedenen Aktivitätsstufen des Trägers? Auf diese Fragen und andere sollen Antworten gefunden werden.
Wie bei einer echten Weltraummission werden Simulations-Astronauten ausgewählt und vor dem Einsatz im Februar speziell trainiert. Während sie in der marokkanischen Wüste Experimente durchführen, werden ihre biometrischen Daten in die Missionskontrolle übermittelt, die sie in Echtzeit an verschiedene Projektpartner in aller Welt weiterleitet. Unter anderem sind verschiedenste wissenschaftliche Einrichtungen in Italien, Frankreich, Polen, Ungarn, USA, Großbritannien, Russland und Neuseeland in das Geschehen inkludiert.
Das Kontrollzentrum in Innsbruck arbeitet als Knotenpunkt für verschiedenste Anweisungen, die von den teilnehmenden Institutionen an das Personal in Marokko erteilt werden. Vor Ort wird ein gutes Dutzend Personen versuchen, alle Aufträge auszuführen. Trotz der simulierten Mars-Situation hat die Sicherheit der Praxistest-Teilnehmer höchste Priorität.
Sicherheit zuerst
Im Falle des Raumanzugs Aouda etwa wird der Träger ständig von einer zweiten Person begleitet, die sofort eingreifen kann, sollte es zu einer Fehlfunktion oder einem medizinischen Problem kommen. Dass es dazu kommt, ist trotz fünfjähriger Entwicklungszeit an der Universität Innsbruck möglich.
Eine zusätzliche Herausforderung könnte die Lage des Testgebiets darstellen. Das Erfoud-Gebiet liegt nämlich im Grenzgebiet zu Algerien, dessen Verlauf teilweise umstritten ist. Das ÖWF arbeitet eng mit dem marrokanischen Ibn Battuta Center zusammen. Gemeinsam wurde eine Sicherheitseinschätzung vorgenommen. Das Risiko sei akzeptabel, meint Projektleiter Grömer. Vorab wurden aber dennoch Szenarien vorbereitet, in denen die Versuchsteilnehmer vor Ort möglichst rasch per Helikopter evakuiert werden können.
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