China

Ohne das Internet wäre ich nicht Ai Weiwei

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat im Nachrichtenmagazin "Spiegel" die Bedeutung des Internets als politisches Forum gelobt. "Ohne das Netz wäre ich heute nicht Ai Weiwei. Ich wäre nur ein Künstler, irgendwo, der seine Ausstellungen macht", sagte der unter Hausarrest stehende 54-Jährige. Das Internet ermögliche es den Oppositionellen, sich geistig zusammenzutun. "Man muss nicht mehr physisch zusammenkommen, du kannst individuell sein, deine eigenen Werte haben und dich trotzdem mit anderen für eine Sache zusammenschließen. Es gibt nichts Mächtigeres als das. (...) Das ist ein Wunder, so etwas hat es bislang noch nie gegeben."

Systemkritiker
Der Künstler, der wegen seiner Systemkritik als "soziales Gewissen" Chinas gilt und über Blogs und Twitter die Willkür von Polizei und Behörden anprangert, betonte: "Kunst ist für mich freie Meinungsäußerung, eine neue Art zu kommunizieren. Es geht nicht darum, in Museen auszustellen, Dinge an die Wand zu hängen. Kunst sollte in den Herzen der Menschen leben."

Kunst und Politik ließen sich nie voneinander trennen. "Aber ich kenne durchaus schamlose Leute, die grundlegende Werte aufgegeben haben. Wenn ich diese Art von Kunst sehe, schäme ich mich. In China wird Kunst oft als Dekoration behandelt. Es sieht aus wie Kunst, es verkauft sich wie Kunst, aber tatsächlich handelt es sich um ein Stück Scheiße."

Millionen-Nachzahlung
Ai Weiwei hatte kürzlich im Streit mit den Steuerbehörden um eine Millionen-Nachzahlung einen Sicherungsbetrag gezahlt. Nach anfänglichen bürokratischen Hürden konnte der 54-Jährige rund 8,45 Millionen Yuan, umgerechnet 970.000 Euro, auf ein Konto des Pekinger Finanzamtes einzahlen.

Die Zahlung ist eine Voraussetzung dafür, Einspruch einlegen zu können. Insgesamt fordert das Steueramt mehr als 15 Millionen Yuan, umgerechnet 1,7 Millionen Euro, an Steuern und Strafzahlung. Nach seiner 81-tägigen Haft im Frühjahr sieht der Kritiker in der Steuerforderung nur einen weiteren Versuch der Behörden, ihn zum Schweigen zu bringen.

Das eingezahlte Geld stammt von rund 30.000 Unterstützern, die ihm helfen wollen. Der Künstler will ihnen das Geld allerdings zurückzahlen, weil er sonst auch noch wegen illegalen Spendensammelns belangt werden könnte.

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