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One Love Machine Band: "Luft, Strom und Schrott"

One Love Machine Band: "Luft, Strom und Schrott"

Der aus Schrottteilen zusammengesetzte Schlagzeuger trommelt monoton vor sich hin, eine aus ausgemusterten Auto- und Motorradteilen bestehende Figur zupft dazu den Bass. Das Klappern von Metallteilen vervollständigt die Geräuschkulisse. Betrieben werden die martialisch aussehenden Maschinen mit pneumatischen Teilen, erzählt Kolja Kugler: "Luft, Strom und Schrott". Seit rund zwei Jahren tourt der Berliner Künstler mit seiner Robotercombo durch Europa. Am kommenden Wochenende wird die One Love Machine Band bei der erstmals in Wien stattfindenden Maker Faire im ehemaligen Semper Depot aufspielen.

Den Ausdruck Roboterband hört Kugler nicht so gerne. Es seien eher bewegte Skulpturen, sagt er im Gespräch mit der futurezone. Benannt ist die Band nach einem Song von Bob Marley: "One Love". Der Name ist - auch wenn die Band auf den ersten Blick nicht so wirkt - Programm. "Es gehe um die Liebe zwischen Maschinen und Natur", erläutert Kugler: "Wenn Materie ein Bewusstsein hätte, würde sie sich über diesen Funken Leben freuen und anfangen, Musik zu machen."

"Actionbition"

Die Auftritte der Band nennt Kugler "Actionbition" - eine Mischung aus Action und Exhibition (deutsch: Ausstellung). Man könne die Figuren als klassische Skulptur auf sich wirken lassen oder eben als Verbund in Aktion, sagt der Künstler, der in den 90er Jahren Teil der Anarcho-Punk-Truppe Mutoid Waste Company war und auch mit dem Techno-Kollektiv Spiral Tribe tourte.

Von Elektronik habe er eigentlich keine Ahnung, sagt Kugler. Sich selbst bezeichnet er als "Roboterbauer wider Willen". Ihn interessiere eigentlich nur die Form und der Ausdruck der Skulpturen. "Ich bin nicht technikaffin und deshalb die ganze Zeit am Lernen."

Die Teile der Maschinen findet er am Schrotthaufen. Kohlenzangen, Schutzbleche, Ventildichtungen werden gemeinsam mit pneumatischen Teilen zu den Maschinenskulpturen zusammengesetzt. "Die Teile bestimmen den Charakter der Skulptur", sagt Kugler.

Auch mit menschlichen Musikern hat die Maschinenband schon zusammengespielt. Auftritte gab es gemeinsam mit einer Rapperin aus Florida - bis Geld und Visageschichten dazwischen kamen - und mit Kugler selbst an der Gitarre. Im vergangenen Oktober bestritt er gemeinsam mit seinen Maschinen im schweizerischen Lausanne das Vorprogramm zu Public Image Ltd, der Band des ehemaligen Sex-Pistols-Sängers John Lydon.

Singendes Kampfflugzeug

Die musizierenden Maschinen sollen künftig auch in einem Musical zum Einsatz kommen. Dazu hat sich Kugler ein ausgemustertes sowjetisches Kampfflugzeug, eine MiG 21, gekauft, die er zerschneiden und mit Hydrauliken beweglich machen will. "Ich will zeigen, wie ein Flugzeug ein Bewusstsein kriegt, es wird dann mit den Flügeln schlagen, wie ein Vogel und gemeinsam mit einem Bagger und einem Bulldozzer Rock'n'Roll spielen."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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